Alles Schrott?
Welche Rolle die Gröger-Unternehmensgruppe in der Region spielt. Und warum der lange Arm des US-Präsidenten Donald Trump bis nach Günzburg reicht
Günzburg Die Onlineseite der Londoner Metallbörse gehört für Lars Gröger zum Pflichtprogramm. „Zehn- bis zwanzigmal schaue ich mir das schon am Tag an“, sagt der Geschäftsführer der Rohstoffverwertung Gröger GmbH & Co. KG. Grün und rot blinkt es auf dem Computerbildschirm in den Spalten mancher Metalle – ein untrügliches Signal dafür, dass Kurse steigen oder aber fallen. Eine langfristige Preisstabilität dürfe man sich nicht erhoffen, so Gröger, der das 1951 gegründete Familienunternehmen in dritter Generation führt. Zwar sei die konjunkturelle Entwicklung auf dem Recyclingmarkt im vergangenen Geschäftsjahr stabiler gewesen als noch 2016. Im Bereich des Eisenschrotts wurde im vergangenen Dezember der Jahreshöchstpreis erzielt. Die Preise für Aluminium (+6,6 Prozent) und Kupfer (+7,0 Prozent) zogen 2017 verglichen mit dem Jahr zuvor ebenfalls an. Aber das ist alles schon wieder Geschichte. Denn bei den Industriemetallen wie Aluminium und Kupfer sind in den vergangenen Wochen deutliche Kursverluste registriert worden: Die Handelsstreitigkeiten der EU mit US-Präsident Donald Trump wirken sich bis nach Günzburg aus.
Dennoch sehen Gröger und die kaumännische Leiterin Sybille Hoot die Unternehmensgruppe gut aufgestellt. Gut drei Viertel der gesamten knapp 137000 Tonnen in der Rohstoffverwertung entfielen im vergangenen Jahr auf Stahlschrotte. Die anderen 22,9 Prozent sind unter nicht eisenhaltigen Metallen wie Aluminium, Kupfer, Messing, Zink zusammengefasst.
Der Wiederverwertung – da ist sich Lars Gröger sicher – wird angesichts knapper Ressourcen künftig eine noch größere Bedeutung zukommen. „Und es ist ja wohl besser, Aluminium wieder aufzubereiten anstatt in irgendwelchen Minen in einem Entwicklungsland nach ei- nem seltenen Bodenschatz zu graben. Womöglich sind es dann noch Kinderhände, die dies tun.“
Die Gröger-Unternehmensgruppe mit Standorten am Günzburger Bahnhof und im Industriegebiet Donauried wollte dieses Jahr den engen Bezug von Recycling und Umweltschutz verdeutlichen und hat mit Partnern, aus Anlass des ersten „Global Recycling Day“am 18. März, ins Portemonnaie gegriffen. Geld für Wertstoffe wurden gespendet. Insgesamt kamen dadurch 10000 Euro für die Naturschutzorganisation WWF (Worldwide Fund for Nature) zusammen. Helfer bei der diesjährigen Umweltwoche im Landkreis Günzburg konnten ebenso auf ein Preisgeld hoffen. Die originellsten Fotos von den Säuberungsaktionen in der Region hat Gröger mit 900 Euro finanziell belohnt. Der Geschäftsführer hat zwei sieben und neun Jahre alte Kinder. Seit sie auf der Welt seien, sehe er die Notwendigkeit des Umweltschutzes bewusster, „obwohl ich nicht jeden Tag mit dem Auto in die Arbeit fahre“. Gröger vergleicht die Natur mit einem Arbeitsplatz, „der so verlassen gehört wie man ihn selbst vorfinden möchte“.
Alle größeren produzierenden Unternehmen im Kreis Günzburg entsorgen über Gröger. 18 blau-gelb lackierte Lastwagen sind nur für den Metallverwerter auf Achse, um den anfallenden Schrott einzusammeln. Ungefähr 3000 Container mit einer Größe zwischen fünf und 40 Kubikmetern stehen in den Höfen und Hallen der Kunden und werden regelmäßig geleert. Der am weitesten entfernte sitzt in Rostock. Was in den Wertstoffhöfen im Landkreis landet, kommt letztlich auch zu Gröger. Jener entsorgte Metallschrott gilt in der Regel als nicht hochwertig, weil viele Anhaftungen (unterschiedliche Materialien) das Sortieren nicht einfacher machen.
Ein Kunde – die Vebeg (bundeseigene Treuhandgesellschaft zur Verwertung von ausgemustertem Eigentum des Bundes) – liefert so große Ware, dass Gröger das an Ort und Stelle zerkleinern muss; in diesem Fall in Penzing. Dort sind bereits 35 Transall-Maschinen der Luftwaffe zerlegt worden. Von dem großen Transportflugzeug bleiben am Schluss, Gröger zufolge, etwa 20 Tonnen überwiegend kupfer- und zinkhaltiges Aluminium übrig. Und vielleicht manche Träne eines Soldaten, der emotional an der Maschine hing und ihr ein anderes Ende gewünscht hätte, als von einem Bagger in Stücke gerissen zu werden.