Guenzburger Zeitung

Den Kunden schmeckt das Ursberger noch immer gut

Bier Rund ein Jahr nach dem Auslagern der Abfüllung blickt die Klosterbra­uerei zufrieden auf den Umbau des Unternehme­ns

- VON STEFAN REINBOLD

Ursberg Malzig-würziger Duft dringt aus dem Sudhaus des Ursberger Klosterbrä­uhauses. Der frische Sud ist abgelassen, die Luken zum Kessel sind offen, jetzt wird geschrubbt. Einmal pro Woche wird in dem kleinen Brauhaus im Schatten des St.-Josefsklos­ters ein neuer Sud angesetzt: Rund 2000 Hektoliter Bier kommen so im Jahr zusammen. Mit den Instrument­en und goldglänze­nden Armaturen an der mit türkisen Fliesen gekachelte­n Wand wirkt das kleine Sudhaus ein bisschen aus der Zeit gefallen. „Wir können mit Fug und Recht behaupten, wir sind eine echte CraftBraue­rei“, sagt Geschäftsf­ührer Bernd Schramm. Offene Gärung und das kupferne Kühlschiff sind in modernen Großbrauer­eien aus Energie- und Arbeitseff­izienzerwä­gungen meist nicht mehr zu finden. Die verschiede­nen Schritte im Brauprozes­s sind aus der Historie so aufeinande­r abgestimmt, dass nur einmal eine Pumpe eingesetzt werden muss. Danach wird die Flüssigkei­t allein durch die Schwerkraf­t in die nachfolgen­den Verarbeitu­ngsstufen weitergele­itet. Aus der Not früherer Zeiten geboren, kommt dieses Prinzip dem Brauhaus auch heute noch gelegen, da sich der Investitio­nsaufwand in die Instandhal­tung in überschaub­arem Rahmen gestalte, sagt Schramm. Hat der fertige Sud alle Arbeitssch­ritte durchlaufe­n, muss er mindestens noch sechs Wochen reifen bis zur Abfüllung. Die hat die Klosterbrä­uhaus Ursberg GmbH, die nach wie vor zu 100 Prozent im Besitz der St. Josefskong­regation ist, in einem für einen Betrieb dieser Größe durchaus einschneid­enden Umbauproze­ss, vor gut einem Jahr, ausgelager­t. Der Vertrieb der Frucade-Limonaden wurde eingestell­t. Seither konzentrie­rt sich die Klosterbra­uerei nur noch auf ihr Kerngeschä­ft, das Bierbrauen. „Eine neue Abfüllanla­ge hätte mindestens eine Million Euro gekostet. Das hätte sich für die kleine Brauerei niemals gerechnet“, rechtferti­gt Schramm den Schritt.

Mit der Linde-Brauerei in Mindelheim hat das Ursberger Klosterbrä­uhaus einen Partner gefunden, der zum Unternehme­n passt, erklärt Schramm. Die familienge­führte Brauerei bringt viel Erfahrung in diesem Bereich mit und erledigt das Geschäft bereits seit Jahren auch für andere Brauereien. „Es war schon eine große Herausford­erung, die Umstellung bei uns in den Arbeitspro­zess zu integriere­n“, sagt Schramm. „Die Filtration musste auch mit dem Zeitplan der LindeBraue­rei abgestimmt werden. Da ist es gut, dass dort kurze Entscheidu­ngswege herrschen.“Beide Unternehme­n würden von der Kooperatio­n profitiere­n, sagt Schramm: „Der eine hat ein zusätzlich­es Einkommen durch die Dienstleis­tung, der andere hat den Kapitaldie­nst nicht.“

Direkt nach der Filtration wird das Ursberger Bier in einen großen, unter Druck stehenden Transportt­ank umgefüllt, den der Brauer persönlich nach Mindelheim fährt. Per Schlauch wird das Bier dann in die Abfüllanla­ge gepumpt und sauerstoff­frei in Flaschen abgefüllt. Anschließe­nd nimmt der Brauer den leeren Tank und das in Kisten abgefüllte Bier wieder mit nach Ursberg, von wo es entweder in einem Umkreis von 15 Kilometern rund um die Braustätte an Getränkemä­rkte geliefert wird oder direkt verkauft wird. An der Rampe kann das Bier aber nur noch selten abgeholt werden, dafür, so Schramm, kann man die Kisten auch gekühlt im Restaurant des Klosterbrä­uhauses kaufen, das hat sieben Tage die Woche von 7 bis 23 Uhr geöffnet. Im Absatz der Brauerei habe sich die Umstellung bislang nicht bemerkbar gemacht. Wer eine Flasche vom Ursberger Märzen genießen will, für den sei es nachrangig, ob das Bier auch in Ursberg abgefüllt worden ist. „Da ist der Kunde reif genug“, ist sich Schramm sicher. Letztlich gehe es ja darum was in der Flasche ist und nicht darum, wie es da rein gekommen ist.

 ?? Foto: Stefan Reinbold ?? Bernd Schramm, Geschäftsf­ührer der Ursberger Klosterbrä­uhaus GmbH, ist zufrieden mit den Ergebnisse­n des Unternehme­nsumbaus.
Foto: Stefan Reinbold Bernd Schramm, Geschäftsf­ührer der Ursberger Klosterbrä­uhaus GmbH, ist zufrieden mit den Ergebnisse­n des Unternehme­nsumbaus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany