Stricken und Häkeln geht auch mit 95
Maria Müller ist im hohen Alter noch immer aktiv
Günzburg Maria Müller freut sich. Am morgigen Donnerstag wird die Günzburgerin zusammen mit ihren beiden Töchtern und ihrem Sohn und deren Familien ihren 95. Geburtstag feiern – entweder zu Hause oder im Schrebergarten ganz in der Nähe. Ihre Kinder leben alle ebenfalls in Günzburg und besuchen sie auch sonst regelmäßig. Weiter hat sie vier Enkel, neun Urenkel und einen Ururenkel.
Maria Müller stammt aus der Wolgarepublik. Ihre Vorfahren, die unter Zarin Katharina der Großen das Gebiet besiedelten und dort ansässig wurden, stammten aus Sachsen, erzählt sie. Brunnental, so habe der Ort geheißen, in dem sie als Älteste von acht Kindern aufgewachsen sei. Im Jahr 1944, während des Zweiten Weltkriegs, wurde die Familie, wie viele andere Wolgadeutsche auch, unter dem Regime Stalins nach Kasachstan umgesiedelt. Mit gerade einmal 40 Kilogramm Gepäck musste sie ihre Heimat verlassen und Zwangsarbeit verrichten.
Erst 1994 kam sie mit ihrem Mann Karl nach Günzburg. Maria Müller war damals bereits über 70 Jahre alt. „Gott hat alles so gelenkt“, fährt sie fort. Sie sei sehr gläubig, und die Kirche habe sie früher nie versäumt, fügt sie hinzu.
Maria Müller fühlt sich trotz ihres hohen Alters wohl, nur das Hören hat inzwischen etwas nachgelassen. „Ich bin zufrieden, meine Kinder kümmern sich sehr um mich. Sie nehmen mich oft mit in den Garten und an die frische Luft“. Die Jubilarin strickt und häkelt sogar noch. „Damit die Zeit nicht zu lang wird“, meint sie und lächelt. Weil sie ja die älteste in der Familie gewesen sei, habe sie schon früher sehr viel genäht. Ohne Arbeit und ohne Beschäftigung könne sie eben nicht sein. Anna Müller sieht es so und bringt es auf den Punkt: „Wenn man viel schafft und mit Gottes Segen, dann wird man auch 95.“