Guenzburger Zeitung

„Ich war nur ein kleiner Fisch“

Leverkusen­s Kießling beendet seine Karriere und kritisiert Löw

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Wie schwer wird Ihnen der Abschied vom Profi-Fußball fallen?

Kießling: Ehrlich gesagt nicht so schwer. Natürlich werde ich auch Dinge vermissen. Aber die schmerzend­e Hüfte sagt mir: Es ist der richtige Zeitpunkt.

Sie haben einen Knorpelsch­aden und Arthrose im Hüftgelenk. Sorgen Sie sich, irgendwann ein künstliche­s Hüftgelenk zu brauchen?

Kießling: Ich bin in jedem Fall gefasst darauf. Wenn die Schmerzen nach dem Karriereen­de nicht weniger werden sollten, muss ich mir darüber Gedanken machen.

Sind Sie in erster Linie stolz auf das Erreichte? Oder ärgert es Sie, keinen Titel gewonnen und „nur“sechs Länderspie­le zu haben?

Kießling: Ich bin wirklich superstolz. Ich habe zwölf Jahre in einem TopKlub gespielt, war mehr als zehn Jahre Stammspiel­er.

Seit 2006 haben Vereine wie der FC Chelsea oder Borussia Dortmund um Sie geworben. Warum haben Sie Bayer nie verlassen?

Kießling: Weil ich keinen Grund dazu hatte. Ich war Stammspiel­er, habe gutes Geld verdient, habe mich wohlgefühl­t, meine Frau kommt von hier, meine Kinder sind hier geboren – warum hätte ich woanders das Glück herausford­ern sollen?

Vor etwa fünf Jahren haben Fans, Experten und die Medien lautstark ihre Rückkehr in die Nationalma­nnschaft gefordert. Ärgert es sie noch, dass Joachim Löw sie nicht mehr nominiert hat? Kießling: Es hat sich durchaus auch gut angefühlt, dass die Menschen mich in der Nationalma­nnschaft sehen wollten. Nur der Bundestrai­ner wollte mich eben nicht. Joachim Löw hat mir gesagt, dass ich nicht in sein System passe. Das habe ich akzeptiert. Doof war nur, dass er das nie öffentlich gesagt hat und das Thema immer wieder aufkam.

Viele vermuteten, dass Löw persönlich­e Probleme mit Ihnen gehabt haben muss. War dem so?

Kießling: Da müssen Sie ihn fragen. Ich hatte keine Probleme mit ihm. Ich war ja auch nur ein kleiner Fisch im Teich, war nur selten dabei. Und ich war sicher kein Stinkstief­el.

Es gab Gerüchte über einen Disput mit Löw bei der WM 2010.

Kießling: Natürlich war ich unzufriede­n, denn ich hätte gerne mehr gespielt. Aber ich habe nix angestellt oder gegen den Trainer geschossen.

2013 wären Sie wohl für die US-Reise nominiert worden, haben aber selbst verzichtet. Haben Sie das bereut? Kießling: Nein. Als Notnagel ohne Aussicht auf eine Perspektiv­e – das musste nicht sein. Da war der Urlaub schöner.

● Stefan Kießling, 34, hat sechs Länderspie­le bestritten, unter ande rem kam er zweimal bei der WM 2016 zum Einsatz. Er wurde 2013 mit 25 Toren Torschütze­nkönig der Bundesli ga. 2006 wechselte der Franke vom

1. FC Nürnberg zu Bayer Leverkusen, stand im Pokalfinal­e 2009 und wur de Vizemeiste­r 2011. (dpa)

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Stefan Kießling

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