Vier Hochzeiten und viele qualmende Reifen
Ein Leipheimer Paar feiert seine Liebe vor laufenden Fernsehkameras in einem Autokorso mit gefährlichen Fahrmanövern und Rennen auf freier Strecke. Die Polizei kennt das Problem nicht nur aus dem TV
Ein Leipheimer Paar wurde von einem Fernsehteam bei seiner Hochzeit begleitet. Warum das auch die Polizei interessiert.
Günzburg Mit der Traumreise ist es nichts geworden für Larissa und Ertugrul aus Leipheim. Die beiden waren diese Woche in der Sendung „Vier Hochzeiten und eine Traumreise“zu sehen, wo sie mit drei anderen Brautpaaren um die schönste Hochzeitsfeier konkurriert haben. Nicht zum ersten Mal übrigens, denn zeigte die Sendung mit den beiden als Wiederholung aus dem Jahr 2015. „International love“(internationale Liebe) hatte das Brautpaar, das unter anderem auf türkische, griechische und amerikanische Wurzeln verweist, als Motto seine Feier genannt. Ein umstrittener Brauch, den vor allem aus dem Ausland stammende Paare in der Region gerne zelebrieren, war dabei ausführlich zu sehen.
Die Fernsehsendung „Vier Hochzeiten und eine Traumreise“zeigt Woche für Woche Paare am schönsten Tag ihres Lebens – und im teilweise strengen Konkurrenzkampf mit anderen Hochzeitern, die sich um die titelgebende Traumreise Die am Donnerstag gezeigte Sendung wurde im Fernsehprogramm und der Mediathek zwar in Unterelchingen verortet, im Sendungstext und anhand der gezeigten Bilder spielte sie aber erkennbar in Leipheim und Günzburg. Die Bräute bewerten dabei gegenseitig Brautkleid, Essen, Stimmung und Location – wer die meisten Punkte bekommt, ist der Sieger.
Dass dabei versucht wird, die „gegnerischen“Bräute besonders zu beeindrucken, leuchtet ein. Allerdings haben in der Folge vom Don- die Gastbräute nach eigenem Bekunden einiges gar nicht gesehen. Ihre Fahrerin hatte sich wohl verfahren und den Anschluss an die anderen Gäste verloren, die im Autokorso unterwegs waren, hieß es in der Sendung. Laut Texteinblendung des Senders haben die drei damit „das Beste verpasst“. Dafür hielten die Kameras drauf, als der Pulk der Fahrzeuge hinter dem Brautauto, einem gemieteten Maserati, unterwegs war – und filmten dabei eine ganze Reihe von Verstößen. Nicht nur Braut und Bräutibewerben. gam, die ohne angelegten Sicherheitsgurt durch Günzburg und Leipheim fuhren. Zu sehen ist auch, wie die Fahrer der Autos – unter anderem am Brautauto – auf öffentlichen Straßen die Reifen der Fahrzeuge bis zum Qualmen durchdrehen lassen, anderen die Vorfahrt nehmen und an der Leipheimer Umgehung ein Rennen starten.
Die Günzburger Polizei wird sich die Sendung nun noch einmal genauer anschauen – Polizeichef Stefan Müller möchte sich auch mit dem Fernsehsender Vox in Verbindung setzen. Diese Art der „Hochzeitsfeier“kennt der Polizeichef nicht nur aus dem Fernsehen. „Wir haben immer wieder mal den ein oder anderen Hochzeitskorso, der mit quietschenden, qualmenden Reifen unterwegs ist.“In den vergangenen beiden Jahren habe es bereits entsprechende Strafverfahren deswegen gegeben. „Wir versuchen, im Vorfeld bereits zu eruieren, wenn Hochzeitsfeiern anstehen, bei denen es zu solchen Aktionen kommen könnte“, sagt Müller. „Diese Fahrten sind gefährlich, unnerstag verantwortlich und die Fahrer handeln gegen die Straßenverkehrsordnung.“Wer erwischt werde, müsse sich auf massive Strafen bis zur Beschlagnahme des Autos einstellen. „Außerdem informieren wir die Führerscheinstelle, denn wer sich so verhält, sollte eigentlich keine Fahrerlaubnis haben.“
Klassische Autorennen, zu denen sich Fahrer gezielt treffen und bei denen die Zeit gestoppt wird, seien in der Region noch keine aufgetreten, sagt Müller. Wohl gebe es aber Kräftemessen an Ampeln oder blockierte Kreisverkehre, durch die Autos rasen – „junge Heranwachsende in übermotorisierten Fahrzeugen“, beschreibt der Polizeichef die Fahrer. Er und seine Kollegen seien bei der Bekämpfung solcher Auswüchse darauf angewiesen, dass sich Zeugen schnell melden. „Solche Dinge wie in der Fernsehsendung sollte man sich gar nicht lange anschauen, sondern gleich bei uns anrufen. In der Regel halten sich die Fahrer nicht lange an einer Stelle auf, für uns ist das oft wie ein Hase und Igel-Spiel.“