Guenzburger Zeitung

Wie freiwillig kann eine Feuerwehr heute noch sein?

Ehrenamt Die Belastung für die Aktiven nimmt zu. Der Burgauer Kommandant hat deshalb eine Vergütung für die Einsätze ins Spiel gebracht. Doch dabei gibt es einige Hürden

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Oft müssen größere Feuerwehre­n einspringe­n, weil kleinere nicht einsatzber­eit sind. Wäre da eine Einsatzver­gütung sinnvoll?

Landkreis Die Zeiten haben sich geändert. Viele Menschen arbeiten nicht mehr an ihrem Wohnort, die Zahl der Landwirte ist stark zurückgega­ngen. Aus diesen (und anderen) Gründen ist es gerade für viele kleinere Feuerwehre­n nicht mehr möglich, tagsüber genug Kräfte zum Ausrücken aufzubiete­n. Darauf wurde schon insofern reagiert, als dass nicht mehr nach einzelnen Wehren, sondern nach benötigten Geräten alarmiert wird. Gerade die größeren Feuerwehre­n seien stärker belastet, sagt Kreisbrand­rat Robert Spiller im Gespräch mit unserer Zeitung. Zwar hat bei einem Einsatz im Ort selbst die dortige Wehr die Leitung – bloß tun sich immer mehr schwer, überhaupt noch Führungskr­äfte zu finden, während anderswo die Mannschaft fehlt. Burgaus Kommandant Hans-Peter Merz, hatte angesichts der steigenden An- und Belastunge­n, kürzlich bereits eine mögliche Einsatzver­gütung ins Spiel gebracht

doch Spiller sieht hier ein Problem.

Denn wenn es eine Bezahlung gibt, könne man mitunter nicht mehr von einer Freiwillig­en Feuerwehr sprechen. Zwar gebe es schon jetzt die Möglichkei­t, Kameraden mit einer besonderen Funktion eine Vergütung zu zahlen, aber das sei wohl nicht flächendec­kend möglich. Um diese Frage zu klären, will der Kreisfeuer­wehrverban­d den Kommunen ein Seminar zum Feuerwehrr­echt anbieten und dafür auch einen Referenten aus dem zuständige­n Ministeriu­m gewinnen. Auf je- den Fall dürfe kein geldwerter Vorteil entstehen, sonst bringe eine solche Vergütung keinem etwas.

So oder so geht Spiller davon aus, dass sich die Konzentrat­ion bei den Feuerwehre­n in Zukunft fortsetzt. Es dürfe zwar keine aufgelöst werden, aber es sei damit zu rechnen, dass weitere Löschgrupp­en entstehen, die sich größeren Einheiten angliedern. Ebenso werde die Zahl der Zusammensc­hlüsse wohl zunehmen. „Besonders in Orten, wo die Menschen nur noch zum Schlafen sind, haben wir das Problem, dass sich kaum noch jemand für das Gemeinwohl verantwort­lich fühlt.“

Das Innenminis­terium betont wie Spiller, dass es im Ehrenamt keine klassische Vergütung gebe. Wenn die freiwillig­en Feuerwehrl­eute im Dienst sind, sind sie währenddes­sen und in einem bestimmten Zeitraum danach von ihrer berufliche­n Tätigkeit gesetzlich freigestel­lt und erhalten währenddes­sen ihren Lohn fortforder­ungen gezahlt. Wer nicht fest angestellt ist, bekommt den Verdiensta­usfall von der Gemeinde bis zu einem gewissen Höchstsatz ersetzt. Auch seien die Gemeinden verpflicht­et, bestimmte Auslagen zu erstatten, Sachschäde­n zu ersetzen und in bestimmten Fällen die Feuerwehrl­eute zu verpflegen. Für Kommandant und Stellvertr­eter gebe es eine pauschale Entschädig­ung, die von der Gemeinde festgesetz­t werde. Und wer ohne eine solche Position „regelmäßig über das übliche Maß hinaus“Dienst leistet, könne auch entschädig­t werden, etwa der Geräte- und Jugendwart. „Das übliche Maß bestimmt sich nach dem Zeitaufwan­d, den die Feuer wehrdienst leistenden üblicherwe­ise aufbringen“, erklärt der Sprecher. „Unseres Erachtens kann hierauf keine Einsatz vergütung für alle Feuer dienst leistenden gestützt werden. Sie würde den Grundsatz der Eh ren amtlichkei­t unzulässig aushöhlen .“» Kommentar

„Das würde den Grundsatz des Ehrenamts aushöhlen.“Ein Sprecher des Innenminis­teriums

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Da viele kleinere Feuerwehre­n tagsüber kaum noch Personal haben, müssen größere – wie hier in Burgau – bei Einsätzen einspringe­n.

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