Bis Ende Mai graben hier erst einmal die Forscher
Bevor die Arbeiten an der Günzburger Wohnanlage Am Wasen beginnen können, werden zuerst Funde freigelegt. Dabei wird die Fertigstellung schon sehnsüchtig erwartet
Günzburg Irgendwie hatten es alle Beteiligten schon geahnt: Die Arbeiten an der Wohnanlage Am Wasen können erst später starten als gedacht. Wann immer in der Günzburger Unterstadt entlang der Ulmer Straße gegraben wird, tauchen Relikte aus meist römischer Zeit auf. So war es auch diesmal.
Eine römische Darre, also eine Einrichtung zum Trocknen von Lebensmitteln, ist bei den Grabungen zum Vorschein gekommen, außerdem mehrere Skelette, darunter von zwei Kindern. Aus welcher Zeit diese stammen, darauf wollen die Forscher sich noch nicht festlegen, die derzeit den Boden untersuchen. Genaueres könne erst die Begutachtung im Labor zeigen. Bis Ende Mai sollen die Ausgrabungen beendet sein – und dann soll es tatsächlich losgehen mit dem Bau der Sozialwohnungen, für die nun zumindest der offizielle erste Spatenstich stattgefunden hat.
Es war ein glücklicher Zufall, der zu dem Vorhaben geführt hat. Bauherr Dieter Mengele verriet beim Spatenstich, dass er sich auf die Suche nach einem Investitionsobjekt an Engelbert Steinle von Abenstein Bau gewandt hatte – und eigentlich an einen Bau in seiner Geburtsstadt Krumbach gedacht hatte. Steinle habe ihm dann vorgeschlagen, in bezahlbare Wohnungen in seiner Heimatstadt Günzburg zu investieren – und die beiden waren bei Oberbürgermeister Gerhard Jauernig auf offene Ohren gestoßen. Ursprünglich waren die BSG Allgäu oder die Günzburger Stadtbau als Investoren auf dem städtischen Grundstück im Gespräch gewesen.
2,2 Millionen Euro Baukosten investiert Mengele nun in das soziale Wohnbauprojekt. Zusätzlich zu den Wohnungen entstehen neben 15 Stellplätzen auch sechs Garagen. „Die platzieren wir entlang der Bahnlinie und erreichen damit gleich auch Schallschutz für die Wohnungen“, erklärt Mengele. Entstehen werden Zwei- und Drei- zimmerwohnungen – das sind die Wohnungstypen, die am meisten nachgefragt werden. Laut Oberbürgermeister Jauernig stehen derzeit 500 Interessenten auf Wartelisten für bezahlbare Wohnungen in Günzburg.
Direkt in der Nachbarschaft wird demnächst auch gebaut: Wie berichtet plant der Freistaat den Bau von zwei Gebäuden mit sechs Wohneinheiten für anerkannte Flüchtlinge, die Planungen hat das Staatliche Bauamt Krumbach übernommen. Auch diese Grundstücke gehören der Stadt Günzburg, die sie dem Freistaat mittels Erbbaurecht zur Verfügung stellt. „Wir kommen damit unserem Ziel, bis 2022 100 neue Wohnungen in der Stadt zu bauen, näher“, so Jauernig. „Das mag viel erscheinen, aber wir arbeiten mit Kooperationspartnern daran, dieses Ziel zu erreichen.“
Das Fehlen von Wohnraum, besonders von erschwinglichen Wohnungen, ist ein bayernweites Phänomen, sagt Landtagsabgeordneter Alfred Sauter. „Vielleicht hat man in Bayern einfach nicht darüber nachgedacht, dass wenn man um zwei Millionen Einwohner wächst – wie wir das seit der Wiedervereinigung getan haben – man auch sehen muss, wo man diese Menschen unterbringt.“Das Bedürfnis nach bezahlbaren Wohnungen habe es schon immer gegeben – allerdings sei die Nachfrage heute einfach deutlich höher als noch vor einigen Jahren. „Die Prognosen, die wir noch vor fünf Jahren für den Landkreis hatten, die uns einen deutlichen Verlust an Einwohnern vorhergesagt haben, sind völlig falsch gewesen.“Die entstehende Lücke könnten Staat und Kommunen aber bei Weitem nicht allein lösen. „80 Prozent wird von privaten Investoren erledigt werden müssen, sonst geht es nicht.“Diese müssten erkennen, dass der Bau sozialer Wohnungen durchaus eine lohnende Investition sei.
Dieter Mengele, dessen Familie vor neun Jahren auch eine Sozialstiftung für Menschen in Not ins Leben gerufen hat, nutzt diese Investitionsmöglichkeit. „Ich freue mich, dass wir damit etwas tun können für den Wohnungsmarkt in Günzburg“, sagt der Bauherr.
500 Interessenten auf der Warteliste