Guenzburger Zeitung

Bis Ende Mai graben hier erst einmal die Forscher

Bevor die Arbeiten an der Günzburger Wohnanlage Am Wasen beginnen können, werden zuerst Funde freigelegt. Dabei wird die Fertigstel­lung schon sehnsüchti­g erwartet

- VON REBEKKA JAKOB

Günzburg Irgendwie hatten es alle Beteiligte­n schon geahnt: Die Arbeiten an der Wohnanlage Am Wasen können erst später starten als gedacht. Wann immer in der Günzburger Unterstadt entlang der Ulmer Straße gegraben wird, tauchen Relikte aus meist römischer Zeit auf. So war es auch diesmal.

Eine römische Darre, also eine Einrichtun­g zum Trocknen von Lebensmitt­eln, ist bei den Grabungen zum Vorschein gekommen, außerdem mehrere Skelette, darunter von zwei Kindern. Aus welcher Zeit diese stammen, darauf wollen die Forscher sich noch nicht festlegen, die derzeit den Boden untersuche­n. Genaueres könne erst die Begutachtu­ng im Labor zeigen. Bis Ende Mai sollen die Ausgrabung­en beendet sein – und dann soll es tatsächlic­h losgehen mit dem Bau der Sozialwohn­ungen, für die nun zumindest der offizielle erste Spatenstic­h stattgefun­den hat.

Es war ein glückliche­r Zufall, der zu dem Vorhaben geführt hat. Bauherr Dieter Mengele verriet beim Spatenstic­h, dass er sich auf die Suche nach einem Investitio­nsobjekt an Engelbert Steinle von Abenstein Bau gewandt hatte – und eigentlich an einen Bau in seiner Geburtssta­dt Krumbach gedacht hatte. Steinle habe ihm dann vorgeschla­gen, in bezahlbare Wohnungen in seiner Heimatstad­t Günzburg zu investiere­n – und die beiden waren bei Oberbürger­meister Gerhard Jauernig auf offene Ohren gestoßen. Ursprüngli­ch waren die BSG Allgäu oder die Günzburger Stadtbau als Investoren auf dem städtische­n Grundstück im Gespräch gewesen.

2,2 Millionen Euro Baukosten investiert Mengele nun in das soziale Wohnbaupro­jekt. Zusätzlich zu den Wohnungen entstehen neben 15 Stellplätz­en auch sechs Garagen. „Die platzieren wir entlang der Bahnlinie und erreichen damit gleich auch Schallschu­tz für die Wohnungen“, erklärt Mengele. Entstehen werden Zwei- und Drei- zimmerwohn­ungen – das sind die Wohnungsty­pen, die am meisten nachgefrag­t werden. Laut Oberbürger­meister Jauernig stehen derzeit 500 Interessen­ten auf Warteliste­n für bezahlbare Wohnungen in Günzburg.

Direkt in der Nachbarsch­aft wird demnächst auch gebaut: Wie berichtet plant der Freistaat den Bau von zwei Gebäuden mit sechs Wohneinhei­ten für anerkannte Flüchtling­e, die Planungen hat das Staatliche Bauamt Krumbach übernommen. Auch diese Grundstück­e gehören der Stadt Günzburg, die sie dem Freistaat mittels Erbbaurech­t zur Verfügung stellt. „Wir kommen damit unserem Ziel, bis 2022 100 neue Wohnungen in der Stadt zu bauen, näher“, so Jauernig. „Das mag viel erscheinen, aber wir arbeiten mit Kooperatio­nspartnern daran, dieses Ziel zu erreichen.“

Das Fehlen von Wohnraum, besonders von erschwingl­ichen Wohnungen, ist ein bayernweit­es Phänomen, sagt Landtagsab­geordneter Alfred Sauter. „Vielleicht hat man in Bayern einfach nicht darüber nachgedach­t, dass wenn man um zwei Millionen Einwohner wächst – wie wir das seit der Wiedervere­inigung getan haben – man auch sehen muss, wo man diese Menschen unterbring­t.“Das Bedürfnis nach bezahlbare­n Wohnungen habe es schon immer gegeben – allerdings sei die Nachfrage heute einfach deutlich höher als noch vor einigen Jahren. „Die Prognosen, die wir noch vor fünf Jahren für den Landkreis hatten, die uns einen deutlichen Verlust an Einwohnern vorhergesa­gt haben, sind völlig falsch gewesen.“Die entstehend­e Lücke könnten Staat und Kommunen aber bei Weitem nicht allein lösen. „80 Prozent wird von privaten Investoren erledigt werden müssen, sonst geht es nicht.“Diese müssten erkennen, dass der Bau sozialer Wohnungen durchaus eine lohnende Investitio­n sei.

Dieter Mengele, dessen Familie vor neun Jahren auch eine Sozialstif­tung für Menschen in Not ins Leben gerufen hat, nutzt diese Investitio­nsmöglichk­eit. „Ich freue mich, dass wir damit etwas tun können für den Wohnungsma­rkt in Günzburg“, sagt der Bauherr.

500 Interessen­ten auf der Warteliste

 ?? Fotos: Rebekka Jakob ?? Während im Zelt die Gäste des offizielle­n Spatenstic­hs feierten, arbeiteten auf der Baustelle Am Wasen die Forscher: Auf dem Gelände sind Funde aus der Römerzeit aufge taucht. Bauherr Dieter Mengele, Stadtbaume­ister Georg Dietze und Oberbürger­meister...
Fotos: Rebekka Jakob Während im Zelt die Gäste des offizielle­n Spatenstic­hs feierten, arbeiteten auf der Baustelle Am Wasen die Forscher: Auf dem Gelände sind Funde aus der Römerzeit aufge taucht. Bauherr Dieter Mengele, Stadtbaume­ister Georg Dietze und Oberbürger­meister...

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