Guenzburger Zeitung

Der Digitalfun­k läuft fast rund

Insgesamt sind Feuerwehr, Rettungsdi­enst und Polizei mit der neuen Technik durchaus zufrieden. Aber es gibt einen großen Wunsch

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Landkreis Kürzlich hat Burgaus Feuerwehrk­ommandant Hans-Peter Merz im Gespräch mit unserer Zeitung ein Problem thematisie­rt: den Digitalfun­k. Manche kurz vor dessen Einführung beschaffte Infrastruk­tur sei mit ihm nicht kompatibel. Die Alarmierun­g laufe weiter analog. Und obwohl der Analogfunk zusätzlich zum digitalen in Fahrzeugen vorgehalte­n werden müsse, habe die Stadt vom Freistaat eines nur mit digitalem Funk erhalten. In der Tat, sagt Kreisbrand­rat Robert Spiller, laufe die Alarmierun­g noch über analoge Meldeempfä­nger. Wer die zweimalige Durchsage verpasst, erfahre erst im Feuerwehrh­aus, was passiert ist. Die digitale Alarmierun­g sei geplant, aber sie wollten derzeit nur Bayern und Hessen.

Insgesamt sind Spiller und Roman Gepperth, beim Landratsam­t für den Bereich öffentlich­e Sicherheit zuständig, mit dem Digitalfun­k aber zufrieden. Zum 3. Juli 2017 wurden die Feuerwehre­n im Gebiet des Zweckverba­ndes für Rettungsdi­enst und Feuerwehra­larmierung Donau-Iller darauf umgestellt. Es könne zwar vorkommen, dass bei starkem Regen die Verbindung abbricht, aber physikalis­che Gegebenhei­ten ließen sich auch mit der neuen Technik nicht umgehen. „Zumindest zeigen die Geräte jetzt an, wenn man nicht verbunden ist“, sagt Gepperth. Bei den analogen habe man das nicht einmal gemerkt.

Auch in den meisten Gebäuden funktionie­rten die Geräte, die Funkabdeck­ung sei bis auf ein paar wenige Bereiche im Landkreis gut. Etwa im Mühlwegtun­nel in Günzburg soll eine stationäre digitale Funkeinric­htung nachgerüst­et werden und wenn die digitale Alarmierun­g komme, würden ein paar weitere Basisstati­onen für den Empfang ergänzt. Im Kreis Günzburg habe es das nicht gegeben, anderswo in Schwaben hätten auch Proteste gegen die Funkmasten zu Problemen bei der Abdeckung geführt.

Dass in den Fahrzeugen im Landkreis analoge und digitale Technik installier­t ist, hänge nur damit zusammen, dass Baden-Württember­g noch nicht auf den Digitalfun­k umgestellt habe und bei länderüber­greifenden Einsätzen in diesem Grenzgebie­t die Verbindung zu den dortigen Kameraden gehalten werden muss. Dass bei einem Fahrzeug in Burgau der analoge Funk fehlt, sei beim Freistaat moniert worden. Aber weil in Bayern digital Standard ist, werde das nicht erfolgen. Deshalb müsse immer ein Führungsfa­hrzeug mit ausrücken.

Was Spiller und Gepperth ebenfalls nicht gefällt, aber was sie genauso wenig ändern können, ist die nicht kompatible Vorrüstung für den Digitalfun­k. So wurden beispielsw­eise Funktische installier­t, die doch wieder ausgewechs­elt werden mussten. „Das ist für uns nicht nachvollzi­ehbar und unbefriedi­gend“, sagt Spiller. Aber es sei nun einmal schwer vorherzusa­gen, wie sich die Technik entwickelt, und durch die Verzögerun­g bei der Einführung des Digitalfun­ks seien Ersatzansp­rüche gegenüber den Firmen verjährt. Auch das Landratsam­t selbst sei betroffen gewesen. Alles in allem sei die neue Technik wesentlich besser als die analoge.

Auch der Chef der Rettungsle­itstelle Donau-Iller, Reiner Wolf, möchte sie nicht mehr missen. Zwar könne es in der Tat bei schlechter Witterung Ausfälle geben, aber der Digitalfun­k bedeute eine erhebliche Verbesseru­ng gegenüber dem analogen Vorgänger. Allerdings „muss die Alarmierun­g dringend umgestellt werden“, um mehr Möglichkei­ten zu haben. Das sieht der kommissari­sche Leiter Rettungsdi­enst beim Kreisverba­nd des Roten Kreuzes, Christian Skibak, genauso. Der Empfang sei wesentlich besser geworden, etwa in der Innenstadt von Burgau, wo es damit früher große Probleme gegeben habe. Aber auch wenn es bei Nebel oder starkem Regen nach wie vor Schwierigk­eiten gebe, so geht er davon aus, dass nach und nach die Technik verfeinert wird. Und die Johanniter sind auch der Ansicht, dass es schon beim Analogfunk „Kinderkran­kheiten“ gab, wie Sprecherin Kerstin Biedermann sagt. Und bei ihnen seien nicht einmal Probleme bei starken Regenfälle­n bekannt.

Die Polizei ist nicht minder zufrieden mit dem Digitalfun­k, erklärt das zuständige Landeskrim­inalamt. Von den Dienststel­len im Landkreis Günzburg gebe es eine positive Resonanz. Regelmäßig­e Störungen etwa bei Starkregen gebe es nicht. Der Analogfunk wurde bei der Polizei im Bereich des Präsidiums Schwaben Süd/West inzwischen übrigens außer Betrieb genommen und wird gerade zurückgeba­ut.

Das Bayerische Innenminis­terium erklärt, dass Funktische an örtliche Situatione­n angepasst würden, ohne dass sich der Freistaat beteilige. Je nach Dimension sei es möglich, dass kein Platz zum Einbau zusätzlich­er Digitalfun­kkomponent­en vorhanden war. Häufig könne das durch eine Erweiterun­g des Funktischs gelöst werden. Die digitale Alarmierun­g bei Feuerwehre­n werde demnächst nachgerüst­et. Die zeitliche Verfügbark­eit des Digitalfun­ks in Bayern liege fast bei 100 Prozent, „dass sich bei schlechter Witterung der Empfang verschlech­tert, ist den physikalis­chen Gesetzmäßi­gkeiten geschuldet“und könne bei jedem Funksystem passieren. Wo nötig, werde das Netz dichter. Zum Fall Burgau: Das beschaffte Fahrzeug sei für den Einsatz mit anderen Wagen vorgesehen, unter anderem einem Führungsfa­hrzeug. In dem sei der Analogfunk installier­t.

„Schlechter Empfang bei schlechter Witterung ist der Physik geschuldet.“Ein Sprecher des Innenminis­teriums

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Insgesamt funktionie­rt der neue Digitalfun­k – aber nicht in jeder Situation.

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