267000 Euro Schaden in Landkreis durch Betrugsanrufe
Verbrecher geben sich weiter häufig als Polizisten aus. Der Polizeipräsident ist „entsetzt“über die vielen Fälle
Kaufbeuren/Landkreis Auf frischer Tat hat die Polizei einen 25 Jahre alten Mann und seinen fünf Jahre älteren Komplizen festgenommen, die einen 87-jährigen Senior in Kaufbeuren um 40 000 Euro betrügen wollten. Die beiden Männer hatten sich als Kriminalbeamte ausgegeben und ihn dazu gebracht, das Geld von seiner Bank abzuheben. Es gehe um eine Forderung der Staatsanwaltschaft. Laut Polizei hatten die Männer von einem Callcenter in der Türkei angerufen. Echte Polizisten nahmen den 30-Jährigen fest, kurz bevor er das Geld abholen wollte. Die Kripo schließt nicht aus, dass sie auch andere betrügen wollten.
Die Zunahme der angezeigten Fälle mit Gaunern, die sich am Telefon fälschlicherweise als Polizeibeamte ausgeben, gebe Anlass zur Sorge, sagt Polizeipräsident Werner Strößner. In den ersten vier Monaten dieses Jahres wurden bereits 322 Fälle zur Anzeige gebracht, 200 Prozent mehr als 2017. Darunter sind auch Fälle, in denen sich Betrüger als Staatsanwälte oder als andere Beamte ausgaben. Allein heuer entstand den Opfern im Bereich des Präsidiums Schwaben Süd/West schon ein Schaden in Höhe von 494000 Euro. „Besorgniserregend“sei auch das durch solche Taten entstehende Misstrauen in „unsere eigenen Beamten“. Es gibt etwa die Masche mit dem angeblich drohenden Einbruch. Die Opfer, in der Regel Senioren, werden am Telefon dazu gebracht, Vermögenswerte an angebliche Polizisten zu übergeben. Oder die Täter teilen als vermeintliche Beamte am Telefon mit, in einem anderen Land sei ein Strafverfahren gegen ihn anhängig. Er könne eine Auslieferung nur bei Zahlung einer Geldstrafe verhindern. Eine weitere Masche: Ein älterer Mensch wird telefonisch gebeten, bei der Überführung eines betrügerischen Bankangestellten zu helfen. Dafür soll das Opfer das Ersparte abheben. Dabei handle es sich möglicherweise zum Teil um Falschgeld und müsse von der Polizei zur Überprüfung eingezogen werden.
„Besonders erschreckend und verwerflich ist, wie vor allem ältere Menschen über Monate in Angst und Schrecken versetzt werden“, so Strößner. Für die Senioren breche oft eine Welt zusammen. Polizeisprecher Jürgen Krautwald sagt, vom 1. Januar bis 30. April dieses Jahres wurden im Kreis Günzburg 30 Fälle angezeigt, im Vergleichszeitraum 2017 waren es sieben. Zwei waren dieses Jahr erfolgreich, der Schaden liegt bei 267000 Euro. Gefasst wurde kein Täter. Es werde auch erzählt, Banken seien korrupt, weshalb Geld abgehoben werden solle. Auch werden falsche Gewinnversprechen gemacht. Der Enkeltrick oder Schockanrufe spielten fast keine Rolle mehr, Betrugsarten kämen wellenartig.