Guenzburger Zeitung

Mit Tempo 30 bis nach Ungarn

Nach ihrer Traktor-Pilgerfahr­t legen drei Rentner aus Bibertal nun 1000 Kilometer mit ihren Oldtimer-Bulldogs zurück

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Mit Tempo 30 auf kleinen Straßen 1000 Kilometer machen, offen sein für Begegnunge­n mit Menschen, aber auch für Kirchen, Museen, Burgen. Und keine Hetze, sondern 150 bis 180 Kilometer pro Tagesetapp­e. „Man sieht viel, wenn man langsam fährt“, weiß Leonhard Schmid, der mit seinem Hanomag Brillant 600, Baujahr 1965, auf die Reise geht. Hinten angehängt ist ein Wohnwagen mit allen Raffinesse­n. Eine Fotovoltai­kanlage ermöglicht samt Antenne unbegrenzt­es Fußball-Fernsehen. Ein Hingucker ist der Eicher Königstige­r, Baujahr 1963, samt Schäferkar­ren von Hermann Mayer. Der Schneckenh­ofer hat seit der Jakobswegp­ilgerfahrt an der Inneneinri­chtung herumgetüf­telt, vor allem das Bett ist komfortabl­er geworden. Eine Nacht im eigenen Anhänger, eine Nacht auf dem Campingpla­tz, so lautet der Plan. Nur eine grobe Idee ist dagegen die Reiseroute. „Am ersten Tag unserer Fahrt treffen wir uns in Landshut mit Josef, dann besprechen wir uns“, sagt Schmid. Auf dem Tisch haben die beiden eine Ungarn-Landkarte ausgebreit­et. Von Wien aus wird es entweder östlich oder westlich am Plattensee vorbeigehe­n. Außer dem Besuch bei den Häußlers möchten sie in die Bischofsst­adt Pécs, zu Deutsch Fünfkirche­n, dort sei am Sonntag immer Flohmarkt mit einzigarti­gen Raritäten. Gretschman­n würde gerne einen Abstecher nach Rumänien machen. Fest eingeplant ist ein Besuch im Thermalbad Harkány. In Ungarn werden sie sich an Forint statt Euro gewöhnen müssen. „Der Euro auf der ganzen Fahrt bis Spanien vor zwei Jahren war eine tolle Sache“, erinnert sich Leonhard Schmid.

Mayer nickt und spricht sich für ein gemeinsame­s Europa aus: „Das dauert halt noch ein bissle. Aber nur so können wir Amerika und Russland Paroli bieten.“Wer mit Oldtimern unterwegs ist, hat auch Wagenheber, Batteriela­degerät, Überbrücku­ngskabel, Abschlepps­tange und Werkzeug dabei. Jedes Teil nach Absprache genau einmal, das spart Platz. Wettersorg­en gibt es keine. Mayer meint, dass sein Königstige­r ein Dach habe, und für Schmid steht fest: „Wenn wir fahren, ist das Wetter gut.“Fünf Wochen werden sie unterwegs sein, im Gepäck sind Kleidung, Notration, Reiseapoth­eke, Ausweis, die grüne Versichert­enkarte und die ADACPlus-Mitgliedsc­haft. Nur so könne im Falle eines Falles ein defekter Bulldog ohne größere Umstände zurückgeho­lt werden. Natürlich stehen Königstige­r und Brillant 600 generalübe­rholt da. Gretschman­n geht zum ersten Mal mit seinem frisch hergericht­eten Hanomag Robust 800 auf die Fahrt. Schon die Trecker-Namen lassen auf gutes Gelingen der Ausfahrt hoffen. Es soll heuer nicht die letzte sein, Heilbronn-Böckingen oder Bad Schussenri­ed könnten diesen Sommer angefahren werden, am besten immer mit einer Handbreit Diesel im Tank und einem ausgeruhte­n Fahrer am Lenker.

 ?? Foto: Sandra Kraus ?? Mit ihren Oldtimer Bulldogs haben sich Leonhard Schmid aus Anhofen (links) und Hermann Mayer aus Schneckenh­ofen (rechts) auf die Tempo 30 Reise nach Ungarn gemacht.
Foto: Sandra Kraus Mit ihren Oldtimer Bulldogs haben sich Leonhard Schmid aus Anhofen (links) und Hermann Mayer aus Schneckenh­ofen (rechts) auf die Tempo 30 Reise nach Ungarn gemacht.
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