Guenzburger Zeitung

Spionage gibt weiter Rätsel auf

Im Prozess gegen einen ehemaligen Airbus-Mitarbeite­r sind viele Fragen offen. Welche Rolle spielt ein Gespräch über 150000 Euro?

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Augsburg Der mutmaßlich­e Spionage-Fall im Donauwörth­er Hubschraub­erwerk von Airbus gibt auch nach zwei Verhandlun­gstagen am Amtsgerich­t in Augsburg Rätsel auf. Wie berichtet, soll ein Mitarbeite­r eine Festplatte mit geheimen Firmendate­n gestohlen haben – kurz nachdem er von einem japanische­n Konkurrenz­unternehme­n abgeworben worden war und gekündigt hatte. Er ist wegen Betriebssp­ionage angeklagt.

Allerdings tappen die Ermittler offenbar immer noch im Dunkeln, was den Aufenthalt­sort und den Inhalt der Festplatte sowie das Motiv des 58-Jährigen betrifft. Ein Beauftragt­er für Datensiche­rheit berichtete vor Gericht, dass Airbus seit einigen Monaten über ein Alarmsyste­m verfüge, das melde, sobald ungewöhnli­che Datentrans­fers auf den Rechnern des Unternehme­ns getätigt werden. Doch ausgerechn­et an dem Tag, an dem der Angeklagte die Daten der Geheimhalt­ungsstufe „Nato Restricted“auf eine private Festplatte kopiert haben soll, habe das Alarmsyste­m nicht funktionie­rt, sagte der Experte und räumte ein: „Wir waren nicht sorgsam genug.“Nur durch Zufall hatte der Chef des Angeklagte­n bemerkt, was dieser an seinem Arbeitspla­tz trieb. Daraufhin packte der 58-jährige Franzose die Festplatte, verließ das Firmengelä­nde und flüchtete.

Er wurde später in München festgenomm­en. Dabei soll er verwirrt gewirkt haben, sagte ein Beamter der Kriminalpo­lizei Dillingen vor Gericht. Er sei daraufhin in ein Münchner Krankenhau­s, später dann in die Justizvoll­zugsanstal­t nach Gablingen (Landkreis Augsburg) gebracht worden. Bezüglich der Festplatte soll er erklärt haben, dass er sich nicht erinnern könne, was er damit gemacht hat. Seine Geliebte, mit der er nach der Tat nach München gefahren war, sagte aus, ihr Freund habe auf einem Rastplatz bei Ingolstadt eine Hülle in einen Abfalleime­r geworfen. Tage nach dem Vorfall durchsucht­en Polizisten sämtliche Mülleimer auf der Route des Pärchens – ohne Erfolg.

Weitere Fragen wirft ein Gespräch zwischen dem Angeklagte­n und seiner Ehefrau auf. Dabei soll es um einen Geldbetrag in Höhe von 150 000 Euro gegangen sein. Ob diese Summe tatsächlic­h etwas mit der mutmaßlich­en Spionage zu tun hat, soll am dritten Verhandlun­gstag aufgeklärt werden. Dann sagt der Polizeibea­mte vor Gericht aus, der Zeuge des Gespräch war.

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