Guenzburger Zeitung

Drei Wasserbüff­el als Landschaft­sgestalter

Auf einem Areal in der Nähe des Silbersees leben jetzt Wasserbüff­el. Dieses besondere Projekt haben die Burgauer Stiftung Bienenwald und die Untere Naturschut­zbehörde initiiert

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Christian, Matilda und Klein-Otto sind die Protagonis­ten eines ungewöhnli­chen Rekultivie­rungsproje­kts nahe dem Silbersee.

Remshart/Burgau Wo noch bis vor einiger Zeit Kies abgebaut wurde, ist inzwischen ein kleines Paradies entstanden. Auf fast vier Hektar im Bereich der Mindelmähd­er in der Nähe des Silbersees hat die Burgauer Stiftung Bienenwald zusammen mit dem Landkreis Günzburg ein Rekultivie­rungsproje­kt der besonderen Art initiiert. Es war die Idee entstanden, das Gelände von der Kiesfirma zu kaufen, die Wasserfläc­he zu einem Teil wieder zu verfüllen und hier rumänische Wasserbüff­el zu einer schonenden Form der Beweidung einzusetze­n. Seit gut einem Monat sind die Tiere mit Namen Christian, sechs Jahre alt, Matilda, acht Jahre, und Klein-Otto, zwei Monate, hier. Sie gehören einem Bauern und sind in der Region die einzigen Wasserbüff­el außerhalb des Donaumoose­s, sagt Ottmar Frimmel von der Unteren Naturschut­zbehörde, angesiedel­t beim Landratsam­t. Der Landschaft­spflegever­band hat noch einen von der Behörde bezahlten Zaun installier­t.

Die Tiere halten den Boden offen und wenn sie sich wie Wildschwei­ne suhlen, entstehen temporäre Wasserfläc­hen, in denen sich verschiede­ne Lebewesen tummeln. Und in einem Fladen gibt es so viele Insekten, dass eine ganze Schwalbenf­amilie davon ein Jahr leben kann. Die Landschaft­sgestalter auf vier Beinen sind wichtig für die Biodiversi­tät, die auf ständig gemähten Flächen so nicht mehr gegeben sei, was auf einem Grundstück in der Nähe zu sehen ist. „In einer artenreich­en Wiese gibt es auch viele Wildbienen, in einer Güllewiese gibt es nichts“, sagt Christian Doll, Vorsitzend­er des Vorstands der Stiftung Bienenwald. Dabei „verarmt man ohne die Natur doch seelisch“, sagt Frimmel.

Dadurch, dass die Büffel das Gewässer auf dem Gelände offen halten, haben sich hier beispielsw­eise auch viele Vögel angesiedel­t. Im Winter könnte der Bauer seine Tiere wieder in den Stall holen, sie könnten aber auch bleiben. Je nachdem, was für sie und was für das Gelände am besten ist. Dadurch, dass die Büffel nicht von der Stiftung gekauft wurden, entlastet sie sich, doch jeden Tag schaut jemand nach ihnen. Diese Aufgabe hat der Burgauer „Allrounder“Hans Riethmülle­r übernommen, wie er sich nennt. Der Künstler hat dafür extra einen Kurs besucht. Er ist begeistert von den Tieren, die so zutraulich sind, dass sie sich gerne von ihm streicheln lassen, sie schmusen geradezu mit ihm. „Sie laufen mir nach und wollen gerne gebürstet werden“, erzählt er. „Jeden Tag kommt man sich näher.“Er ist mit Tieren aufgewachs­en und empfindet seine Aufgabe als „absolut beruhigend“. Sie ist ein schöner Ausgleich zum Alltag – nicht nur für ihn. Auch Christian Doll und seine Frau Daniela, ebenfalls in der Stiftung engagiert, genießen es, etwa am Abend von der Arbeit zum Gelände zu fahren und den Tieren zuzuschaue­n.

Christian Doll ist auch geschäftsf­ührender Gesellscha­fter der Burgauer Firma Südramol, die unter anderem ein Netz an Tankstelle­n hat. Das operative Geschäft hat er an seine Neffen übergeben, so hat er Zeit für seine Leidenscha­ft, die Stiftung. Ihm und seiner Frau ist es wichtig, zu verdeutlic­hen, dass jeder Bürger, jede Gemeinde, jede Firma etwas für die Umwelt tun kann. Frimmel ist begeistert, wie viele Projekte die Stiftung umgesetzt und dabei die Bürger mitgenomme­n hat. „Die Leute müssen spüren, dass wir es mit ganzem Herzen machen“, betont Daniela Doll. Schließlic­h, so sagt auch Frimmel, könne der Naturschut­z nicht einfach so verordnet werden, jeder muss sich einbringen.

Am Zusammenfl­uss von Mindel und Kammel soll ein Schwerpunk­tgebiet für Ausgleichs­flächen etwa vom Autobahnau­sbau oder einer Firma entstehen, und das unter anderem durch einen Flächentau­sch. So könnte auch das Gebiet, auf dem sich die Wasserbüff­el bereits heimisch fühlen, wachsen. 30 Hektar sollen es hier einmal werden. Bis das jetzige Areal fertig war, hat es zweieinhal­b Jahre gedauert, „es war ein großer Verwaltung­sakt“, sagt Daniela Doll. Vielleicht kommen auch weitere Büffel, das muss getestet werden, um die richtige Balance zu finden. „Es ist ein Lernprozes­s“, erklärt ihr Mann. Die Vierbeiner sind auch wichtig dafür, Samen über das Grundstück zu transporti­eren, sodass neue Pflanzen an anderer Stelle entstehen. Und wenn mal eine Stelle kahler oder schlammig aussieht, habe das nichts zu sagen. Die Wasserbüff­el kennen sich als Landschaft­sgestalter schließlic­h aus.

» Mehr Fotos finden Sie unter guenzburge­r zeitung.de/lokales

 ?? Fotos: Christian Kirstges ?? Die Wasserbüff­el fühlen sich sichtlich wohl in ihrem neuen Quartier in der Nähe des Silbersees.
Fotos: Christian Kirstges Die Wasserbüff­el fühlen sich sichtlich wohl in ihrem neuen Quartier in der Nähe des Silbersees.
 ??  ?? Hans Riethmülle­r (links) und Christian Doll haben die Wasserbüff­el ins Herz geschlos sen – und offensicht­lich auch umgekehrt. Die Tiere sind wichtig, um das Gelände so zu „bearbeiten“, dass sich hier auch andere Lebewesen ansiedeln können.
Hans Riethmülle­r (links) und Christian Doll haben die Wasserbüff­el ins Herz geschlos sen – und offensicht­lich auch umgekehrt. Die Tiere sind wichtig, um das Gelände so zu „bearbeiten“, dass sich hier auch andere Lebewesen ansiedeln können.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany