Böllerschüsse für die Offinger Pfarrkirche
Weihbischof Wörner stellt die Bedeutung des Gotteshauses heraus. Auch die Offinger, die nichts von der Feierlichkeit wussten, erfuhren um 5 Uhr morgens: Hier geschieht etwas Besonderes
Offingen Sonntagmorgen, es ist fünf Uhr: Drei Böllerschüsse hallen zunächst durch den Markt. Denen folgen noch vier weitere. Mit dem Weckruf der Böllerschützen des Soldaten- und Veteranenvereins Offingen begann am Sonntag der Tag des 400-jährigen Jubiläums der Kirchenweihe. Vor dem Einzug zum Festgottesdienst, begleitet von den Fahnen der Offinger Vereine, wurden aus der Kanone, die sich unterhalb des Pfarrhofs befand, noch einmal drei Böllerschüsse abgefeuert. Es ist ein großer Tag für die Offinger Pfarrkirche St. Georg, die mit Blumen reichlich geschmückt war. Und Ehrbezeugungen brachten die Offinger auch dem Gotteshaus entgegen.
Offingens Pfarrer Bernd Reithemann ging 400 Jahre in die Vergangenheit zurück. Er erinnerte daran, dass Christoph von Schellenberg und seine Gemahlin Dorothea von Riedheim den Bau einer neuen Kirche für die Pfarrei Offingen in Auftrag gegeben hatten und am 27. Mai 1618 der Augsburger Bischof Heinrich V. von Knöringen die Weihe vorgenommen hatte. Besonders groß sei seine Freude, dass auf den Tag genau an diesem Sonntag, am 27. Mai 2018, das 400-jährige Jubiläum der Kirchenweihe gefeiert werden dürfe – noch dazu mit Weihbischof Florian Wörner, mit dem er einige Jahre im Priesterseminar studiert habe, wie auch mit seinem Vorgänger, Pfarrer Max Ziegler.
„Was wäre gewesen, wenn es während der vergangenen 400 Jahre in Offingen keine Kirche gegeben hätte, wie würde Offingen dann ausschauen?“Weihbischof Florian Wörner ging mit seiner Frage auf die Bedeutung der Pfarrkirche ein. Seit 400 Jahren seien die Menschen hierhergekommen, um mit Gott in Berührung zu kommen.
Weihbischof Wörner aber erinnerte auch an die vier Aufträge, die Gott seinen Jüngern aufgegeben hatte – darunter der, auch die Menschen zu Jüngern zu machen. Die heilige Messe sei das Zentrum der katholischen Kirche, in dem die immer wieder erneuert werde. Eine Kirche gebe Kraft, um eine Gemeinschaft aufzubauen und füreinander da zu sein. Genau dieses wünsche er sich für die Pfarrkirche St. Georg – und auch gleich für die nächsten 400 Jahre.
Den Festgottesdienst gestaltete der Kirchenchor St. Georg musikalisch mit dem „Ecce Sacerdos magnus“von Edward Ellgar und der Orgelsolomesse von Wolfgang Amadeus Mozart. Chor, Solisten und Orchester leitete Andreas Latzko. Was von der Empore herab- klang, bereitete dem Jubiläum alle Ehre. „Einen solchen Chor hört man in einer kleineren Gemeinde selten“, meinte eine Besucherin.
Nach dem Ende des Festgottesdienstes gingen die Gläubigen zum Kirchplatz, auf dem der Musikverein Lyra schon wartete, um mit dem Bayerischen Defiliermarsch der Pfarrkirche St. Georg ein Ständchen zu spielen. „So ein Jubiläum ist nicht alltäglich“, bemerkte Weihbischof Florian Wörner bei dem Stehempfang, zu dem der Pfarrgemeinderat eingeladen hatte. Nicht nur, dass dieses genau nach 400 Jahren an einem Sonntag, sondern zugleich auch am Dreifaltigkeitssonntag gefeiert werden konnte. Der Weihbischof erinnerte auch an den damaligen Zeitpunkt der Weihe: Nur wenige Tage vorher hatte mit dem Prager Fenstersturz der Dreißigjährige Krieg begonnen.