Tom Waits lässt grüßen
Jesper Munk entführt das Publikum auf eine spezielle Reise
Ulm Ein waschechter Münchner hat das Publikum im Ulmer Zelt aufgemischt und ihm eine Palette von Stilrichtungen von Folk, Pop, Blues bis zum Rock um die Ohren gehauen, dass das Zelt vibrierte und viele Besucher auch: Der Songwriter, Sänger und Gitarrist Jesper Munk mit neuer Band und neuen Liedern, bundesweit als „einzigartige Neuentdeckung“und „Deutschlands gehypter Blues-Act“gefeiert.
Was ihn ärgert, dass er immer wieder auf dem Boulevard mit dem Teenager-Schwarm Justin Bieber verglichen wird. Ein österreichisches Magazin hat von Milchbubensoul geschrieben und damit richtig falsch gelegen, wie man sich an diesem Abend überzeugen konnte. Showmätzchenfrei legt er los und zerstört von Anfang an gnadenlos dieses Image. Von wegen Milchbubi. Die Männer, die ihn begleiten, könnten die Väter des 26-jährigen Jungstars sein, aber sorgen kraftvoll für die scharfen Kanten des Sounds, in dem sich Jesper Munk austobt. Der Abend wird eine Reise durch den eigenen Musikkosmos des komponierenden Shootingstars, der das Talent von seinem Vater geerbt und als Straßenmusiker Musikredakteuren des Bayerischen Rundfunks in München entdeckt wurde.
Die Karriere konnte losgehen und nach zwei Alben mit fetziger Bluesmusik, die die Charts erreichten, legt er jetzt mit dem knackaktuellen Album „Favourite Stranger“sein Gesellenstück auf dem Weg zu einer großen Karriere ab. Dafür hat er erfahrene Musiker mit überwiegend internationalem Background wie den begnadeten Gitarristen Knox Chandler um sich versammelt, mit denen er 2018 auf Tour ist. Das Justin Biber-Image hat er buchstäblich in der Luft zerrissen, auch wenn er ihm immer noch ähnlich sieht: Die Stimme ist eine Gewalt – tief und rauchig, als würde er jeden Morgen Reißnägel mit Whisky gurgeln, dann aber zärtlich berührend bei seinen Gänsehautballaden. So erreicht er viele Geschmäcker.
Seinen unverwechselbaren Stil hat Jesper Munk jetzt mit den neuen Liedern weiterentwickelt. Nicht nur Blues, auch Folk, Soul und Pop („Stranger“und „Joy“) gehören zum Repertoire. Da schimmern die Vorbilder durch, mit denen er in seiner hochmusikalischen Familie aufgewachsen ist: Reverend Gary Davis Charly, Tom Waits, Lee Moses unter anderem. Sein Vater Rainer Germann, Bassist bei „Cat Sun Flower“, hat ihm einen ersten Karriereschubser gegeben, indem er 2013 sein Debütalbum produzierte.
Es knistert förmlich im Ulmer Zelt, als Munk mit leicht verzerrter Stimme „I wanna get cean“ins Mikrofon röhrt, Tom Waits lässt grüßen.
Das Publikum im Ulmer Zelt ist gemischt. Vom Alter her ist niemand mehr auf dem Jugendtrip, aber Rock, Pop und Blues fahren den Besuchern im besten Mittelalter wie den jungen Fans in der Minderzahl ins Blut. Sie lassen sich streicheln von wunderbar melancholischen Songs und zum Temperament animieren, wenn Jepser Munk die Action-Keule aus seinem Repertoire-Fundus rausholt. Dann geht im Zelt die Post ab und kein Auge bleibt trocken.