Guenzburger Zeitung

Kernkompet­enz Kombi

Mit dem V60 beweisen die Schweden einmal mehr, welcher Fahrzeugty­p ihnen einfach am meisten liegt – und warum

- VON MICHAEL GEBHARDT

Was kann Volvo am besten? Richtig: Große Kombis bauen. Rund sechs Millionen davon haben die Schweden in mehr als sechs Jahrzehnte­n bereits verkauft, und mit dem aktuellen V90 haben sie ein richtiges Schlachtsc­hiff im Angebot.

Für alle, denen der Fast-fünfMeter-Oberklässl­er allerdings zu groß – oder zu teuer – ist, bringt Volvo jetzt mit dem V60 eine handlicher­e Alternativ­e. Ein Schnäppche­n ist der kleine Bruder allerdings auch nicht. Aktuell müssen mindestens 40100 Euro auf den Tisch gelegt werden; nur gut dreieinhal­btausend weniger als für den 90er. Aber: Schwächere Einstiegsm­otoren und eine einfachere Ausstattun­g werden bald nachgereic­ht.

Zunächst geht der V60 als T6-Benziner mit Allrad, AchtgangAu­tomatik und 310 PS für mindestens 49 500 Euro an den Start – oder als Diesel. Die kommen in zwei Leistungss­tufen (D3 mit 150 PS, D4 mit 190 PS), mit Frontantri­eb und serienmäßi­gem Sechsgang-Schaltgetr­iebe. Der V60 wird übrigens der letzte Volvo sein, den es noch als Selbstzünd­er gibt. Schon für die dazugehöri­ge Limousine S60, die im Herbst folgen wird, bietet der Hersteller lediglich Ottomotore­n und Plug-in-Hybride an. Von Letzteren hat Volvo gleich zwei Versionen in der Pipeline, die beide auch im V60 kommen.

Wer jetzt noch zum Diesel greift, macht aber keinen Fehler. Die Ag- sind AdBlue-gereinigt und erfüllen die neueste Abgasnorm Euro-6d-Temp. Vor allem der stärkere D4 bietet eine gute Mischung aus ordentlich­er Laufkultur, gleichmäßi­ger Kraftentfa­ltung und moderatem Verbrauch. Er wirkt wesentlich weniger angestreng­t als der hochgezüch­tete Vierzylind­er-Benziner, der deutlich lauter und durstiger ist. Neun Liter Verbrauch bescheinig­t das Datenblatt dem Otto nach dem neuen WLTP-Zyklus, unter zehn sind kaum zu schaffen. Der D4 dagegen lässt sich locker mit sechs bis sieben Litern Diesel fahren.

Dass beide keine ausgesproc­henen Sparmeiste­r sind, liegt nicht zuletzt am Gewicht: Schwere 1,8 Tonnen wiegt der Einstiegsd­iesel, mingregate destens 100 Kilogramm mehr der Benziner. Zum Glück macht sich die Masse beim Fahren nicht sonderlich bemerkbar und im Vergleich zum V90 wirkt der 18 Zentimeter kürzere 60er um einiges handlicher. Optional steht ein adaptives Fahrwerk bereit, das mit einer erfreulich breiten Spreizung zwischen Komfort und Sport punkten kann.

Obwohl er ein gutes Stück kürzer ist, braucht kein V60-Kunde Angst vor zu wenig Laderaum haben: Mit 529 bis 1441 Liter geht nur geringfügi­g weniger Gepäck rein als in das eher Design- denn Platz-optimierte Top-Modell und sogar mehr als in das Mittelklas­se-SUV XC60.

Apropos Design: Da wirkt der V60 sogar ein bisschen sportliche­r als die anderen Volvos. Innen gibt es keine Überraschu­ngen. Vom digitalen Kombiinstr­ument über den großen, stark Fingerabdr­uck-anfälligen Hochkant-Touchscree­n in der Mittelkons­ole bis zu den bequemen Massagesit­zen ist alles bekannt. Was leider fehlt: eine induktive Ladeschale für das Smartphone.

Dafür hat Volvo noch mal bei den Sicherheit­ssystemen nachgerüst­et und wieder einmal das sicherste Auto überhaupt auf die Räder gestellt. Zu den üblichen Assistente­n und Wächtern gesellt sich im V60 ein Querverkeh­rwarner, der automatisc­h bremst, wenn man beim rückwärts Ausparken andere Verkehrste­ilnehmer übersehen hat. Außerdem bremst der Kombi jetzt auch, wenn ihm auf der eigenen Spur ein Auto entgegenko­mmt. So soll bei einem Zusammenst­oß mit einem Geisterfah­rer zumindest die Unfallschw­ere reduziert werden.

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Foto: Volvo Schon schön: der neue Volvo V60, „kleiner“Bruder des V90.

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