Trommeln gegen Trump
Beim Treffen der G7-Finanzminister in Kanada geraten die USA und die übrigen Partner hart aneinander. Selbst Finanzminister Olaf Scholz reagiert für seine Verhältnisse fast emotional
Whistler Steven Mnuchin muss beim Familienfoto in der letzten Reihe stehen, fast ganz außen. Als ob er nicht richtig dazugehört. Das passt zu diesem außergewöhnlichen G7-Treffen – wohl noch nie ist ein US-Finanzminister dort so hart angegangen worden. Der Mann mit der markanten schwarzen Brille muss im kanadischen Wintersportort Whistler ausbaden, was US-Präsident Donald Trump angerichtet hat. Aus der Gruppe der G7, der sieben führenden westlichen Industrienationen – USA, Kanada, Japan, Großbritannien, Frankreich, Italien und Deutschland –, wird eine „G6 gegen einen“.
Whistler ist die Ouvertüre für den Showdown am kommenden Freitag, wenn sich bei Quebec die G7-Staatsund Regierungschefs treffen. Die Idylle mit Murmeltieren, kristallklaren Flüssen, tanzenden Ureinwohnern und in die Kameras lächelnden Ministern bricht sich an der miesen Stimmung hinter den Türen.
Zwar liegt nur noch auf den Bergen um Whistler Schnee, aber die Atmosphäre im Tagungshotel Fairmont ist mitunter eisig, als „völlig inakzeptabel“wird der StrafzollRundumschlag gegen befreundete Staaten gegenüber Mnuchin bewertet. Von einer Zäsur ist die Rede.
Die Europäer und Kanadier schreiten nun Seit an Seit, sie haben den Fehdehandschuh aufgenommen und sagen: Verhandelt wird erst wieder, wenn Trump seine Strafzölle stoppt. Ihm werden Vergeltungszölle angekündigt, die Frage lautet: Deal, mit einem weiteren Abbau von Handelsschranken für US-Produkte, oder ein Handelskrieg? „Der Ball ist nun eindeutig im Feld der USA“, betont Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno le Maire – aber das Zeitfenster schließe sich. „Wir haben noch ein paar Tage, um eine Eskalation zu verhindern.“
Aber Trump ist Trump, das G7-Finanzministertreffen ist gerade zu Ende, da erreicht die Delegationen am Flughafen seine nächste Kampfansage. Die USA hätten ein Handelsdefizit von fast 800 Milliarden Dollar. „Da kannst du einen Handelskrieg nicht verlieren“, twittert er in die Welt. „Die USA sind jahrelang von anderen Ländern im Handel abgezockt worden“, so Trump – und dann kommt eine klare Drohung: „Time to get smart!“, „Zeit zu handeln.“
Ein Abschlusskommuniqué gibt es in Whistler nicht. Von einem tiefen Dissens und klarem Rechtsbruch spricht der deutsche Finanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz (SPD). Er ist sonst eher ein Kaltblüter, nun reagiert Scholz für seine Verhältnisse fast emotional; er spricht gegenüber Mnuchin von einer Attacke auf Europas Souveränität und fehlendem Respekt. Die Zölle seien mit den weltweiten Regeln „nicht vereinbar und rechtswidrig“.