Guenzburger Zeitung

„Ich bin dankbar, dass ich glauben kann“

Was der Ministerpr­äsident an Captain Kirk und an einer Alleinregi­erung gut findet – und warum er betet

- Interview: Till Hofmann

Was mögen Sie lieber, Herr Söder: Star Wars oder ist es doch eher Star Trek?

Markus Söder: Beides gefällt mir. Es geht auch beides zusammen. Star Wars ist eine Geschichte über Mythen und Religion. Star Trek erzählt eine über Menschlich­keit.

Welche Charaktere favorisier­en Sie in diesen Filmen?

Söder: Captain James T. Kirk. Der hatte immer die Wahl, ob er lieber Vizeadmira­l bei der Sternenflo­tte sein möchte oder Raumschiff­kommandant bleibt. Es hat mir gefallen, dass er das Steuer in der eigenen Hand behalten wollte. Und bei Star Wars?

Söder: Da gefällt mir zum Beispiel Yoda – eine unscheinba­re Figur mit viel Kraft. Das ist der einzige Grüne, den ich bewundere.

Am Freitag sind Sie zum Papst gejettet und wurden deshalb kritisiert. Was bevorzugen Sie: Charterflu­g oder Linienflug?

Söder: Immer Linienflüg­e – außer wenn es, wie in diesem Fall, logistisch und wirtschaft­lich die vernünftig­ste Variante ist. Es war eine große Ehre, eine Privataudi­enz beim Heiligen Vater zu bekommen. Der Freitag war, obwohl ungeplant, symbolisch sehr wichtig mit dem Inkrafttre­ten des Kreuzerlas­ses in Bayern und dem Besuch im Vatikan. Der Rückenwind an diesem Tag hat schon gutgetan.

Diesen Rückenwind gab es von den Kirchen hier in Deutschlan­d aber nicht.

Söder: In der Breite der Bevölkerun­g und in der Breite der Kirche war die Resonanz sehr positiv. Und sie wird ehrlich gesagt mit jedem Tag größer.

Wie leben Sie Ihren Glauben? Wie bedeutend ist er für Sie?

Söder: Sehr bedeutend. In schwierige­n Zeiten kann einem ein kleines Gebet mehr Kraft geben als man denkt. Bei mir kam durch den Tod meiner Eltern das Bewusstsei­n, dass es mehr gibt als einen selbst. Seitdem habe ich das Gebet gesucht. Ich bin dankbar, dass ich glauben kann.

Ihnen wird vorgehalte­n, Sie hätten die Kreuzdisku­ssion in Bayern nur aus parteipoli­tischem Kalkül vom Zaun gebrochen.

Söder: Die Diskussion, die jetzt ausgelöst wurde, zeigt eigentlich nur, wie notwendig so eine kulturstif­tende Identitäts­debatte für unser Land ist. Damit kann man keine Wahl beeinfluss­en, hier geht es um Haltung. Wir haben zu viele Politiker, die keine Haltung haben. Die Zahl der Landtagsab­geordneten bleibt gleich. Aber die der Parteien im Landtag steigt wohl. Kommt es zur Alleinregi­erung oder zur Koalition nach der Landtagswa­hl im Oktober? Söder: Die einzige Prozentzah­l, die ich kenne, sind 100 Prozent Einsatz für Bayern. Ob es besser ist, allein oder mit anderen zu regieren, dazu kann ich nur eines sagen: Wer im Moment sieht, wie mühsam und zäh in Berlin regiert wird, der kann wohl nicht ernsthaft behaupten, dass solche Koalitione­n Modellchar­akter für ein Land haben können. Das Berliner Modell ist wirklich keines für Bayern.

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