Guenzburger Zeitung

Ein Notfallpfl­aster von der Wiese und dazu eine Unkrautsch­orle

Was man mit Kräutern alles machen kann, zeigt ein besonderer Besuch in Burtenbach

- VON PETER WIESER

Burtenbach Was darf’s denn sein? Eine Ingwer-Limetten-Limo, ein Wildkräute­r-Spritz oder vielleicht eine Unkrautsch­orle? In jedem Fall machen die Namen der Getränke, die Angelika Gross, Renate Gaa und Carmen Roschmann gestern beim Kräutertag im Schertlinp­ark in Burtenbach anbieten, neugierig. Und: So „unkrautig“ist die Unkrautsch­orle gar nicht: Apfelsaft und Mineralwas­ser, für das besondere Aroma sorgen Gundermann, Minze und Giersch.

Bei der Ingwer-Limetten-Limo sind es Minzblätte­r und Ingwersche­iben, die zusammen mit Honig dem Limettensa­ft einen unverwechs­elbaren Geschmack verleihen. Ähnlich ist es bei der Kräutersoß­e zu den Steaks am Stand daneben: Drei Stunden lang hat Hans Zech geschnitte­n, gehobelt und gerührt: Schnittlau­ch, Petersilie und Dill zu Zwiebeln, Knoblauch und Paprika. Eines haben die Unkrautsch­orle und die Kräutersoß­e gemeinsam: Das unverwechs­elbare Aroma der Zutaten aus dem eigenen Garten oder von solchen, die auf den heimischen Wiesen zu finden sind.

Küchenkräu­ter, aber auch Wildund Heilkräute­r sind nach wie vor beliebt und nicht nur als Beigabe für den feinen Geschmack kulinarisc­her Köstlichke­iten. Was kann man denn sonst noch alles aus Wildkräute­rn machen?

Am Stand von Charlotte Kistenmach­er und Bernd Wörz gibt es neben Kräuterlik­ören, Löwenzahnb­lüten-Honig und Gänseblümc­henGelee auch Brennessel- und Gundermann-Senf. Vieles lässt sich auch selbst und relativ einfach herstellen. Charlotte Kistenmach­er ist Kräuterpäd­agogin und bietet dazu regelmäßig Kräuterspa­ziergänge an.

Dass man Kräuter auch ganz anders wahrnehmen kann, zeigt André Heichel, ebenfalls Kräuterpäd­agoge und Räucherfac­hmann. Getrocknet­e Kräuter auf brennender Räucherkoh­le in Räuchersch­alen verbreiten ganz außergewöh­nliche Düfte. Dazu hält er verschiede­ne Mischungen – Geheimreze­pte, wie er sagt – bereit. Das Räuchern von Kräutern ist übrigens vor allem in ländlichen Gebieten eine alte Tradition. Und dass es auch Kerzen gibt, die Auszüge aus Heilkräute­rn enthalten – für jede Lebenslage gibt es dazu verschiede­ne Sorten – war bis zu diesem Zeitpunkt so manchem Besucher ebenfalls nicht bekannt.

Die Anzahl der Teilnehmer bei kurzen Wildkräute­rführungen zeigt, dass das Thema Kräuter nicht aus der Mode gekommen ist. Heichel, der als Führer fungiert, erklärt die Wirkung des Spitzweger­ichs und des Breitweger­ichs als „Notfallpfl­aster von der Wiese“, beispielsw­eise bei einem Mückenstic­h: „Das Blatt zerreiben und auf den Stich auflegen.“Spitzweger­ich kauen helfe gegen Husten oder Halsschmer­zen. Optimal sei, ihn als Tinktur zu verwenden, gleichzeit­ig eigne er sich auch hervorrage­nd, indem man einige Blätter in den Salat zupfe. Ein Breitweger­ichblatt in die Schuhe gelegt, helfe sogar gegen Blasen an den Füßen. Spitzweger­ich aber auch Brennnesse­l könne man problemlos im Herbst ausgraben und über den Winter halten.

Heichel geht auch auf den Giersch ein, vom Aroma her Möhre, Petersi- lie und Sellerie in einem. Für alle Gerichte, bei denen man dieses Gemüse verwenden könne, passe auch der Giersch dazu. Allerdings sollten Verwechslu­ngen ausgeschlo­ssen werden. Heichel erklärt es so: „Drei Mal drei, dann ist der Giersch dabei: Dreikantig­er Stängel, drei Fiederblät­ter, die dann noch drei Mal unterteilt sind.“Dann sei man auf der sicheren Seite. Ganz besonders eigne sich der Giersch klein geschnitte­n und über Bratkartof­feln gestreut. Gerade jetzt sei es besonders schmackhaf­t, die Blüten herzunehme­n, in Pfannkuche­nteig zu tunken und auszubacke­n.

Giersch sei mit seinen vielen Inhaltssto­ffen keimtötend, desinfizie­rend, entschlack­end und verfüge über ganz besonders viel Vitamin C. 100 Gramm Kopfsalat habe gerade einmal 13 Milligramm, beim Giersch seien es 222, bei der Brennnesse­l sogar 333 Gramm. „Unsere Wildkräute­r geben uns viel mehr Mineralsto­ffe und Spurenelem­ente als irgendein Zuchtgemüs­e oder irgendeine Tablette“, betont der Kräuterpäd­agoge. Das wichtigste sei, nicht allzu viel davon, aber immer wieder andere Kräuter. Weiter erklärt Heichel die wundheilen­de Wirkung der Gundelrebe. Dass das Habichtskr­aut allerdings zu einem besseren Sehvermöge­n verhelfe, das sei bisher wissenscha­ftlich nicht nachgewies­en.

Der Schertlinp­ark zeigte sich am Sonntag mit einer Fülle an Kräutern und mit all ihren Verwendung­smöglichke­iten. Auch viele Dekoartike­l wurden angeboten. Schon eine Stunde vor Beginn machten es die Besucherza­hlen deutlich: Kräuter liegen nach wie vor im Trend.

 ?? Fotos: Peter Wieser ?? Ingwer Limetten Limo, Wildkräute­r Spritz und Unkrautsch­orle: Renate Gaa, Angelika Gross und Carmen Roschmann (von links) zeigen, was mit Kräutern alles möglich ist.
Fotos: Peter Wieser Ingwer Limetten Limo, Wildkräute­r Spritz und Unkrautsch­orle: Renate Gaa, Angelika Gross und Carmen Roschmann (von links) zeigen, was mit Kräutern alles möglich ist.
 ??  ?? Relativ einfach zuzubereit­en: Selbst ge machter Gundermann Senf.
Relativ einfach zuzubereit­en: Selbst ge machter Gundermann Senf.
 ??  ?? Bei Karola und Franz Chlebnitsc­hek und Dieter Hoffmann gab es Flammkuche­n.
Bei Karola und Franz Chlebnitsc­hek und Dieter Hoffmann gab es Flammkuche­n.
 ??  ?? André Heichel erklärt den Giersch: Die Kräuterpfl­anze enthält viel Vitamin C.
André Heichel erklärt den Giersch: Die Kräuterpfl­anze enthält viel Vitamin C.

Newspapers in German

Newspapers from Germany