Guenzburger Zeitung

Wenn ein ganzer Kinderhort schnell mal aus und wieder einzieht

In der Günzburger Ganztagese­inrichtung wurden in den Ferien neue Fenster eingebaut. Was das für Probleme mit sich brachte

- VON HEIKE SCHREIBER

Günzburg Wenn die 54 Kinder heute, am ersten Schultag nach den Pfingstfer­ien, wieder nach und nach in den Kinderhort Don Bosco eintrudeln, werden sie nicht mehr viel sehen von dem Chaos, das hier in den letzten zwei Wochen geherrscht hat. Außen am Gebäude steht zwar noch das Gerüst, doch im Inneren ist alles (fast) wieder beim Alten. Alle Möbel stehen wieder, dabei mussten sie, um Platz für die Handwerker und knapp 20 neue riesige Fenster zu machen, einmal komplett ausgeräumt und am Ferienende wieder eingeräumt werden. „Es war eine Punktlandu­ng“, freute sich Hortleiter­in Petra Bochnitsch­ek nach der Räumaktion.

Im vergangene­n Jahr in den Sommerferi­en hatte die große Fensteraus­tauschakti­on in dem Gebäude an der Krankenhau­sstraße begonnen, in dem neben dem Hort die Montessori-Schule und die Musikschul­e untergebra­cht sind. Der Hort, eine Ganztages-Einrichtun­g der Kirchensti­ftung Heilig Geist, sollte den Abschluss bilden. Ursprüngli­ch hätten die veralteten Fenster dort schon im Herbst ausgetausc­ht werden sollen, dann klappte es auch in den Osterferie­n nicht, jetzt wurden es die Pfingstfer­ien. Lieber wären der Hort-Leiterin die großen Ferien gewesen, „dann wäre der Stressfakt­or nicht so groß gewesen“. So musste alles in kürzester Zeit über die Bühne gehen – und das bei laufendem Betrieb. Denn auch in den Ferien gilt weiterhin das Angebot der Betreuung. Zwar nutzen es nicht alle 54 Kinder, aber ein Großteil kommt auch in der schulfreie­n Zeit. Doch wohin, wenn das Gebäude geräumt werden muss? Von „riesigem Glück“sprach Petra Bochnitsch­ek, dass der Kindergart­en Heilig Geist in die Bresche sprang, der ebenfalls unter der Trägerscha­ft der Pfarrei steht. Er bot an, die Hortkinder in den Ferien aufzunehme­n. Eine Notgruppe von 15 bis 18 Kindern, deren Eltern arbeitsbed­ingt auf die Betreuung angewiesen sind, wurde in einem Teil der Kindergart­enräume untergebra­cht. „Wir sind unglaublic­h dankbar, dass es so funktionie­rt hat. Wir hätten sonst nicht gewusst, wohin mit unseren Kindern“, so Bochnitsch­ek.

Doch bevor es so weit war, musste erst der Hort komplett ausgeräumt werden. „Die Handwerker haben zwar gemeint, dass es reicht, die Möbel abzuhängen. Aber das Risiko, dass danach alles total verstaubt ist, wollten wir nicht eingehen“, sagte Jana Kück, stellvertr­etende Hortleiter­in. Also musste alles raus, nicht nur Regale und Tische, sondern auch Computer, Bücher, Bilder und Spiele. Um möglichst viele Helfer zum Verpacken, Ausund Einräumen zu finden, wurde schon Wochen vorher mehrfach auf Plakaten, Handzettel­n und mittels Mund-zu-Mund-Propaganda auf die Aktion aufmerksam gemacht.

Etwas zäh sei es angelaufen, die Erzieher fürchteten schon, dass alles an ihnen alleine hängen bleiben würde. Doch dann füllten sich die Listen und am vorletzten Schultag vor den Pfingstfer­ien standen genügend Eltern parat. Während die Kinder in einem Raum noch letzte Hausaufgab­en machten, wurden im nächsten schon Möbel rausgeschl­eppt und in der Turnhalle sowie im Containera­nbau deponiert – die einzigen Räume, in denen keine Fenster ausgetausc­ht wurden. Die Hortleiter­in saß derweil schon in der Notaufnahm­e – sie hatte am Vormittag beim Abhängen der Vorhänge eine Treppenstu­fe übersehen und sich den Fuß verdreht. Doch auch ohne sie schafften es Erzieher, Eltern und Kinder, dass der Hort am letzten Schultag komplett leer geräumt war. Was bei einem Papa, der sein Kind abholte, für großes Erstaunen sorgte. Was denn hier los sei, wollte er wissen. Er hatte von all dem Treiben nichts mitbekomme­n.

In den Ferien rückten dann die Handwerker an. Das gute Wetter habe ihnen in die Karten gespielt, so Jana Kück. Die knapp 20 Fenster, die allesamt nicht gerade klein sind, wurden in Rekordzeit ausgetausc­ht. Die Putzkolonn­e schrubbte noch alles durch, am vergangene­n Samstag räumten die ehrenamtli­chen Helfer im Akkord alles wieder an Ort und Stelle. Bei einer kleinen Brotzeit am Ende atmete die Hortleiter­in, die es sich nicht hatte nehmen lassen, mit Bandage am Fuß mitzuhelfe­n, tief durch. „Wir sind froh, dass es rum ist und dass es so gut lief.“Wenn heute die Kinder kommen, wird ihnen ein Unterschie­d auffallen: Es ist unglaublic­h hell im Hort. Die Wände sind teilweise frisch gestrichen und leuchten, die Fenster sind neu und sauber und werden von keinen Vorhängen verdeckt. Die müssen noch aufgehängt werden.

 ?? Fotos: Philipp Wehrmann/Heike Schreiber ?? Die Kinder des Kinderhort­s Don Bosco haben alle mitangepac­kt, als sämtliche Räume leer geräumt werden mussten. In den Ferien wurden neue Fenster eingesetzt. Zu sehen ist von außen noch immer das Gerüst.
Fotos: Philipp Wehrmann/Heike Schreiber Die Kinder des Kinderhort­s Don Bosco haben alle mitangepac­kt, als sämtliche Räume leer geräumt werden mussten. In den Ferien wurden neue Fenster eingesetzt. Zu sehen ist von außen noch immer das Gerüst.
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