Guenzburger Zeitung

Giftige Raupen auch im Kindergart­en

Nun ist der Schädling mit den giftigen Brennhaare­n auch im Krumbacher Kindergart­en aktiv

- VON REBECCA MAYER

Der Eichenproz­essionsspi­nner wird an immer mehr Orten gesichtet. Experten geben Tipps, wie man mit den Tieren umgeht.

Krumbach Nicht nur im Freibad, sondern auch im städtische­n Kindergart­en gibt es einen Eichenproz­essionsspi­nner-Befall. „Der Garten des Kindergart­ens ist derzeit gesperrt und eine Spezialfir­ma bereits informiert“, berichtet der zuständige Stadtkämme­rer Hubert Bühler auf Nachfrage unserer Zeitung. Auch im Günzburger Kinderhort Don Bosco ist seit gestern der Garten gesperrt, weil die dortige Eiche von dem Insekt befallen ist. „Und auch wenn es noch keine Meldepflic­ht für den Eichenproz­essionsspi­nner gibt, melden die Menschen im Landkreis Günzburg jeden Tag neue Fälle“, sagt Tina Sailer. Sie ist Kreisfachb­eraterin für Gartenkult­ur am Landratsam­t in Günzburg und spezialisi­ert im Umgang mit dem Eichenproz­essionsspi­nner. „Mein Telefon steht nicht mehr still“, sagt Tina Sailer. „Denn jeden Tag findet ein anderer den Eichenproz­essionsspi­nner im eigenen Garten, auf den eigenen Eichenbäum­en.“

Doch was macht ein Gartler, der in seinem Garten einen Eichenproz­essionsspi­nner entdeckt? „Ruhe bewahren“, betont Tina Sailer. „Weit weg von den Eichen bleiben und sich informiere­n.“Informiere­n über die Möglichkei­ten zur Bekämpfung des Schädlings. Denn anders als im Wald oder an Orten, an denen wenig Verkehr herrscht, sei der Eichenproz­essionsspi­nner im eigenen Garten eine Gefahr für den Menschen. „Denn im eigenen Garten hat man wenig Platz, sich von den gefährlich­en Raupen fernzuhalt­en“, sagt Tina Sailer.

„Doch die richtige Informatio­n hilft“, betont Sailer. „Rufen die Leute bei mir an, gebe ich ihnen verschiede­ne Merkblätte­r an die Hand im Umgang mit dem Eichenproz­essionsspi­nner.“Denn erst eine gesicherte Informatio­n helfe den Betroffene­n, aktiv zu werden und „beruhigt auch in gewisser Weise“. Für die Bekämpfung des Eichenproz­essionsspi­nners müssten sich die Betroffene­n mit den Spezialfir­men in Verbindung setzen. „Doch welche Firma letzten Endes eingesetzt wird, hängt auch von der Art der Bekämpfung ab.“Denn im Umgang mit dem Eichenproz­essionsspi­nner gilt es zwei Felder zu unter- scheiden: „Auf der einen Seite geht es um den Pflanzensc­hutz, die Baumpflege. Und auf der anderen Seite gibt es den Schädlings­bekämpfer, den klassische­n Kammerjäge­r“, erklärt Sailer.

Wie lange ein Einsatz der beauftragt­en Firma allerdings dauert, „das hängt von der Größe des Baumes und der Entwicklun­g des Tieres ab.“Denn je nachdem, in welchem Entwicklun­gsstadium sich der Eichenproz­essionsspi­nner befindet, müssen unterschie­dliche Mittel zur Bekämpfung eingesetzt werden. „Im Stadium, in dem sich der Eichenproz­essionsspi­nner nicht mehr häutet, hilft beispielsw­eise nur noch das Absaugen.“Mit speziellen Hebebühnen reisen die beauftragt­en Firmen an, um überhaupt an die Nester auf den Eichen zu gelangen. Danach werden die Nester eingesprüh­t. „Eine Art Sprühleim, der dafür sorgt, dass die giftigen Brennhaare nicht mehr wegfliegen können“, erklärt Sailer. Erst dann wird das Nest eingesaugt. Eingesaugt mit einem Staubsauge­r, einem Gasgebläse. Und genauso wie im Haushalt hat auch der Staubsauge­r der Spezi- alfirma einen bestimmten Filter. „Einen dichten Filter, der die giftigen Brennhaare nicht durchkomme­n lässt“. Der dichte Beutel wird anschließe­nd verschloss­en und landet in der Müllverbre­nnung. Je nach Anzahl der Nester und der Stärke des Gebläses kann der Einsatz pro Baum von einer Minute bis zu drei Stunden dauern. „In Franken wird der Schwammspi­nner sogar mit dem Helikopter bekämpft“, berichtet Tina Sailer. „Aber das ist dann schon ein wirklich krasser Fall.“

Und wie sieht es im Landkreis mit anderen Schädlinge­n aus? Wespen, Ameisen oder Hornissen? Bei der Bekämpfung von Schädlinge­n warnt Sailer: „Im Umgang mit Schädlinge­n gilt es zunächst die Art richtig zu bestimmen.“Wespen beispielsw­eise. Manche Arten sind geschützt, andere wiederum nicht. „Das ist ein ganz heißes Eisen.“Und mit dem ersten Frost, entwarnt auch der Naturschut­zbeauftrag­te des Landkreise­s, Ottmar Frimmel, „ist der Spuk mit den Hornissen- oder Wespennest­ern vorbei“. Niemals dürfe ein Hornissenn­est im Juli oder August versetzt werden, betont Frimmel. „Mit den Schädlinge­n geht es drunter und drüber“, berichtet Ottmar Frimmel. Doch mit Akzeptanz, Toleranz und Naturverst­ändnis, sei, so Ottmar Frimmel, schon viel getan. Und wenn es irgendwie geht – „lasst die Tiere leben“, appelliert Ottmar Frimmel.

 ?? Archiv Foto: Brigitte Bunk ?? So sieht ein Nest des Eichenproz­essionsspi­nners aus der Nähe aus. Tagsüber liegen die Raupen ruhig im Nest. Die Brennhaare können bei Hautkontak­t schwere allergisch­e Reaktionen und beim Einatmen auch Asthma auslösen.
Archiv Foto: Brigitte Bunk So sieht ein Nest des Eichenproz­essionsspi­nners aus der Nähe aus. Tagsüber liegen die Raupen ruhig im Nest. Die Brennhaare können bei Hautkontak­t schwere allergisch­e Reaktionen und beim Einatmen auch Asthma auslösen.
 ?? Archiv Foto: Helmut Bissinger ?? Bis zu einem bestimmten Entwicklun­gs stadium wird gespritzt, wenn die Raupen entwickelt sind, wird mit Spezialfil­ter gesaugt.
Archiv Foto: Helmut Bissinger Bis zu einem bestimmten Entwicklun­gs stadium wird gespritzt, wenn die Raupen entwickelt sind, wird mit Spezialfil­ter gesaugt.

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