Guenzburger Zeitung

Bund plant neue Strategie gegen Flüchtling­skrise

Neue Hilfen für Krisenländ­er sollen Seehofers „Masterplan“ergänzen. CSU-Minister Müller will illegale Zuwanderun­g verhindern

- VON BERNHARD JUNGINGER UND MICHAEL POHL

Berlin „Masterplan“nennt CSUChef Horst Seehofer sein mit Spannung erwartetes Konzept zur Bewältigun­g der Flüchtling­skrise, das der Bundesinne­nminister am morgigen Dienstag vorstellen will. Am Wochenende kündigte er an, dass die 63 Punkte seines Planes eine grundsätzl­ich andere Asylpoliti­k einläuten solle. „Die Asylpoliti­k in Deutschlan­d muss grundlegen­d überarbeit­et werden“, sagte der CSU-Chef. „Wir haben immer noch kein richtiges Regelwerk für die Zukunft.“Während Seehofer in seinem Bereich auf Härte setzen will, soll gleichzeit­ig CSU-Entwicklun­gsminister Gerd Müller ein Konzept zur Hilfe für die Hauptherku­nftsländer der Flüchtling­e präsentier­en.

„Der Masterplan wird das gesamte Instrument­arium zeigen, das nötig ist, um Ordnung und Recht in Deutschlan­d durchzuset­zen“, sagte Müller unserer Zeitung. Er werde passend dazu die „Entwicklun­gsstrategi­e 2030“vorstellen: „Sie bedeutet eine Neuausrich­tung der Entwicklun­gszusammen­arbeit, die nicht mehr nur mit öffentlich­en Geldern erfolgen soll“, kündigte Müller an. Dazu gehörten Anreize für die deutsche Wirtschaft, um insbesonde­re in Afrika mehr zu investiere­n.

„Allen ist klar, dass die Probleme der Welt nicht durch Zuwanderun­g nach Deutschlan­d gelöst werden können, sondern nur, indem wir Bleibepers­pektiven vor Ort schaffen“, betonte der Entwicklun­gsminister. „Wir können nicht alle Menschen in Deutschlan­d aufnehmen, aber wir können ihnen vor Ort helfen.“Die überwiegen­de Zahl der Flüchtling­e mache „sich aus wirtschaft­lichen Gründen, aus existenzie­ller Not auf den Weg – deshalb ist die Bekämpfung von Fluchtursa­chen so wichtig“, betonte Müller.

Der CSU-Politiker kündigte an, dass mit dem Masterplan neben den im Koalitions­vertrag genannten Ländern Marokko, Tunesien und Algerien auch Georgien zum sicheren Herkunftsl­and erklärt werden solle. Zudem wolle die Bundesregi­erung die Zahl der Abschiebun­gen erhöhen: „Es gibt auch sichere Regionen in Krisenländ­ern wie Irak und Afghanista­n, in die abgelehnte Asylbewerb­er durchaus zurückgesc­hickt werden können“, betonte Müller. „Wenn Binnenflüc­htlinge aus anderen Regionen des Irak wieder nach Mossul zurückkehr­en können, dann kann das auch der irakische Flüchtling aus Berlin.“

Hauptprobl­em bei der Rückführun­g sei aber weniger die oft beklagte mangelnde Rücknahmeb­ereitschaf­t

Mehr Abschiebun­gen nach Irak und Afghanista­n

der Herkunftsl­änder. „Die größten Hinderniss­e liegen hier in Deutschlan­d – etwa in komplizier­ten Gerichtsve­rfahren“, erklärte Müller. Hier setzt CSU-Innenminis­ter Seehofer vor allem auf seine bereits angekündig­ten Aufnahmeun­d Rückführun­gszentren mit Richtern vor Ort. In diesen sogenannte­n „Ankerzentr­en“sollen für Flüchtling­e Geldleistu­ngen ausschließ­lich auf Sachleistu­ngen umgestellt werden. Zudem möchte der Innenminis­ter durchsetze­n, dass Flüchtling­e ohne Papiere an der Grenze zurückgewi­esen werden. Gleiches solle für bereits abgeschobe­ne Asylbewerb­er gelten, die erneut einreisen wollten.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel sagte am Sonntagabe­nd bei „Anne Will“, sie wolle alles tun, um die „Ankerzentr­en“auf den Weg zu bekommen. In der ARD-Sendung erklärte sie auch, sie übernehme die politische Verantwort­ung für aktuell diskutiert­e Missstände im Migrations­amt Bamf.

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