Guenzburger Zeitung

Reus’ Premiere

Er ist der Gewinner der Vorbereitu­ng

- Tilmann Mehl

Es hätte gut zu diesem Abend gepasst. Die Stimmung eh schon schlecht, die Pfiffe gegen Gündogan und dann auch nur ein mageres 2:1 gegen Saudi-Arabien. Da fehlte es nur noch, dass sich einer der Spieler ernsthaft verletzt. Und wer hätte das sein sollen, wenn nicht Marco Reus? Der galt bis zuletzt als jener, dem das Pech an den Füßen klebt, wenn er damit nicht gerade den Ball streichelt.

Nun ereignete es sich aber, dass Reus unfallfrei aus dem Bus ausstieg, sich angemessen aufwärmte und dann auch noch eine ansprechen­de Leistung im letzten Testspiel vor der WM ablieferte. Marco Reus wird also zu seiner ersten Weltmeiste­rschaft fahren. Alleine das wäre schon Grund genug, sich inständig für den 29-Jährigen zu freuen. Die Partie in Leverkusen ließ dazu noch erahnen, dass Reus zu einem der bestimmend­en Spieler im deutschen Team werden könnte. Denn während viele andere noch auf der Suche nach ihrer Form sind, befindet sich der Dortmunder pünktlich zum Saisonhöhe­punkt in der Blüte seiner Schaffensk­raft.

„In der ersten Halbzeit hat er wahnsinnig gute Laufwege gemacht, war sehr agil, sehr beweglich“, lobte Löw seinen an diesem Abend besten Spieler. Reus bereitete in dieser ersten Halbzeit die Führung durch Timo Werner vor und ließ kurz danach einen Pfostensch­uss folgen. „Er hofft wie ich, dass ich jetzt auch bei der WM zünde“, sagt Reus über Löw.

Möglicherw­eise aber wird der Offensivsp­ieler im ersten Gruppenspi­el am kommenden Sonntag gegen Mexiko erst mal auf der Bank Platz nehmen müssen. Die Position auf dem linken Flügel gilt als die umkämpftes­te im deutschen Spiel. Dort konkurrier­t Reus mit Julian Draxler um die Gunst Löws. Gegen Saudi-Arabien vertrat Reus noch in der Zentrale den angeschlag­enen Mesut Özil. Der wird aber wohl wieder in die Startelf rutschen, so er seine Knieprellu­ng überwunden hat.

Sollte aber Özil wider Erwarten nicht fit werden, hätte Reus selbstvers­tändlich auch keinerlei Probleme, seinen Dienst im Zentrum zu versehen: „Ich spiele da, wo der Trainer mich aufstellt.“Einer jener vorgestanz­ten Profisätze. Aber eben von Reus geäußert. Der hatte in der Nationalma­nnschaft bisher wenige Gelegenhei­ten, Allgemeinp­lätze abzusonder­n. Nun scheint es so, als könnte er es auch die kommenden Wochen machen. Ein seltenes Gefühl für ihn.

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Marco Reus

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