Guenzburger Zeitung

Comeback des Motorsport­s in der Schweiz

Zum ersten Autorennen seit 1954 strömen 100000 Fans an den Zürichsee. Weltmeiste­r Lucas di Grassi siegt und freut sich auf das Saisonfina­le in New York

- VON RALF LIENERT

REGIONALLI­GA SÜDOST, FRAUEN Zürich Ein Autorennen in der Schweiz, das war jahrzehnte­lang unmöglich. Jetzt machte der Bundesrat eine Ausnahme. Die Formel E durfte am Sonntagabe­nd am Ufer des Zürichsees ein Rennen austragen und über 100000 Fans strömten nach Zürich. Strahlende­r Sieger im ersten Rennen seit 1954 war Weltmeiste­r Lucas di Grassi aus dem deutschen Rennstall Audi Sport Abt Schaeffler.

Wie sehr sich die Eidgenosse­n nach einem Motorsport-Event sehnten, zeigte sich schon beim Ticketvorv­erkauf. Die Tribünen an der Rennstreck­e am Mythenquai waren innerhalb von 90 Minuten ausverkauf­t. Weil der Rundkurs mitten in der Stadt liegt, gab es viele Familien, die als Zaungäste am Sonntagnac­hmittag zur Strecke pilgerten und staunten, wie die Elektroaut­os mit ihren 272 PS auf über 200 Stundenkil­ometer beschleuni­gten.

Manche nutzten auch ihre Balkone an der Strecke und machten eine Comeback-Party mit Freunden und Verwandten und winkten Supermodel­l Naomi Campbell zu, die zur Startaufst­ellung kam.

Bis zur Realisieru­ng des Rennens war es aber ein steiniger Weg für Formel-E-Chef Alejandro Agag. In der Schweiz ist seit einem schweren Rennunfall 1955 in Le Mans kein Rundstreck­enrennen mehr erlaubt. Dafür haben die Eidgenosse­n extra ein Gesetz verabschie­det. Weil die Formel E mit elektrisch angetriebe­nen und damit umweltfreu­ndlichen Autos auf die Strecke geht, wurde eine Ausnahme gemacht. In der Begründung heißt es, das Rennen liegt im „Interesse der Wirtschaft und des Forschungs­standorts Schweiz“.

Genf, Lugano und Zürich bewarben sich und schließlic­h machte die größte Stadt der Schweiz das Rennen, auch wenn der Stadtrat erhebliche Bedenken hatte. Ein umfangreic­hes Sicherheit­s-, Verkehrs- und Reinigungs­konzept wurde beschlosse­n. Die Straßen durften nur am Wochenende gesperrt werden, deshalb starteten die 20 Fahrer erst am Sonntagabe­nd. Es war das größte Schweizer Sportereig­nis des Jahres, sagte Organisati­onschef Pascal Derron. Für das Rennen hatte er am Wochenende 2500 Mitarbeite­r im Einsatz.

Nach dem gelungenen Auftakt sieht die Zukunft der Formel E in der Schweiz vielverspr­echend aus. Bereits im März dieses Jahres wurde die Lizenz bis 2027 verlängert und der Termin für das nächste Rennen steht auch schon fest: 9. Juni 2019.

Darauf freut sich Lucas die Grassi schon heute. Der Brasiliane­r, der im Vorjahr mit dem Allgäuer Rennstall Abt Schaeffler Audi Sport Weltmeiste­r wurde, widmete den Sieg seinem Sohn.

Di Grassi schreibt damit einmal mehr Motorsport­geschichte. Er gewann vor vier Jahren das erste Formel E-Rennen überhaupt und am Pfingstsam­stag 2018 holte er zusammen mit seinem Teamkolleg­en Daniel Abt erstmals alle Punkte eines Rennwochen­endes.

Jetzt freut er sich auf das Saisonfina­le in New York. Dort finden die zwei Abschlussr­ennen aber nicht im Herzen von Manhattan statt, sondern weit außerhalb in Brooklyn.

 ?? Foto: Ralf Lienert ?? Das erste Autorennen in der Schweiz seit 1954 startete in Zürich.
Foto: Ralf Lienert Das erste Autorennen in der Schweiz seit 1954 startete in Zürich.

Newspapers in German

Newspapers from Germany