Günzburg bremst den B16 Ausbau
Der Stadtrat positioniert sich klar gegen die Planungen des Staatlichen Bauamtes. Die Behörde hat an der Bundesstraße Projekte im zweistelligen Millionenbereich vorgesehen
Der Stadtrat positioniert sich gegen die Pläne des Staatlichen Bauamts. Vieles davon gefällt den Günzburgern nicht.
Günzburg Die Günzburger Stadträte sind sich einig: So, wie das Staatliche Bauamt Krumbach den Ausbau der B16 plant, wollen sie ihn nicht haben. Daran änderte auch der Besuch von Jens Ehmke, dem Leiter der Behörde, beim Ausschuss für Stadtentwicklung, Wirtschaft und Verkehr vor einer Woche nichts. Ehmke hatte die Planungen für den dreistreifigen Ausbau im Stadtgebiet vorgestellt, zu dem auch der höhenfreie Ausbau diverser Knotenpunkte gehört Einstimmig hat der Stadtrat eine Woche später Position bezogen: Im Stadtgebiet sollen weder die vorgestellten höhenfreien Knotenpunkte noch die geplante Einstufung zur Kraftfahrstraße weiterverfolgt werden, heißt es in dem Beschluss. „Die Attraktivität eines Standorts hängt immer auch davon ab, wie schnell man dort hinkommt und wie schnell man von dort aus andere Ziele erreicht“, sagte Oberbürgermeister Gerhard Jauernig in der Sitzung. Gerne weise Günzburg in diesem Zusammenhang Ansiedlungswillige auf die Autobahn A 8, die Zugverbindung und die beiden Bundesstraßen hin, die sich in der Stadt kreuzen. „Aber es geht eben nicht nur darum, gut erreichbar zu sein, sondern auch um die Frage, was durch Veränderungen im Straßensystem an Verkehr in den innerstädtischen Bereich verlagert wird.“
Genau hier sieht Jauernig wie bereits berichtet große Probleme auf seine Stadt zukommen – und die Fraktionen im Stadtrat teilen seine Sorge. Eine Widmung der B16 zur Kraftfahrstraße bei gleichzeitigem höhenfreien Ausbau der Anschlüsse an der Lochfelbenstraße und Riedstraße würde nicht nur Landwirte von der Zufahrt zu ihren Feldern und Wiesen abschneiden, so Jauernig. In Günzburg befürchtet man dadurch auch ein erhöhtes Ver- kehrsaufkommen in der Stadt und besonders im Stadtteil Reisensburg. Auch Erholungssuchende auf dem Weg zum Flugplatz oder den Badeseen südlich der B 16 müssten weite Umwege in Kauf nehmen. Vor allem ärgert die Günzburger aber eines: „Die Planung des Staatlichen Bauamtes Krumbach weist einen unnötigen Grünflächenverbrauch auf“, sagte CSU-Stadtrat Günter Treutlein. „Diese Planung liegt näher an der Utopie als an der Realität.“Der Anschluss der Lochfelbenstraße an die Bundesstraße habe selbst zu Bundeswehrzeiten für ein Transportbataillon voll ausgereicht. „Günzburgs Schicksal und Geschichte liegen am Wege“, zitierte Ursula Seitz (SPD) von der Stadthomepage, um sich der Kritik von Treutlein und OB Jauernig voll an- zuschließen. „Wir finden die Planung, wie es auch schon Oberbürgermeister Jauernig kürzlich im Interview mit der gesagt hat, überdimensioniert mit einem Hang zum Größenwahn.“
Ein Unbeteiligter könnte durchaus beeindruckt sein von dem, was die Behörde hier plane, meinte FWG-Stadtrat Manfred Proksch. „Wer aber hier in Günzburg lebt, der kann nur davon ausgehen, dass die Planer ohne sich anzuschauen, was sie da tun, nur aufgrund einer Karte vorgegangen sind.“Dass die B 16 als Verbindung zwischen den Autobahnen A8 und A9 tatsächlich die einzige wichtige Verbindung darstelle, wie die Planer suggerieren würden, stellte Proksch infrage. Schließlich gebe es ja auch noch die autobahnähnlich ausgebaute B 2.
Nicht alles, was die Krumbacher Planer vorgesehen haben, missfällt den Günzburger Stadträten allerdings. Dass beispielsweise der umstrittene und seit Jahren provisorisch geschlossene Bypass am Kreisverkehr Siemensstraße im Zuge eines Neubaus der Bahnbrücke wieder geöffnet und verlängert werden soll, ist ein lang gehegter Wunsch. Auch, dass durch den Umbau am Polizeiohr zwischen B16 und B10 das Stauproblem angegangen wird, und an der Autobahn aus Richtung Augsburg eine freilaufende Rechtsabbiegespur gebaut wird, stößt auf Zustimmung. Wie sich die Planer allerdings den Rest der 7,5 Meter langen Strecke, inklusive des engen Nadelöhrs am Mühlwegtunnel, vorstellen, konnten die Räte nicht mittragen.
Es geht nicht nur um gute Erreichbarkeit