Guenzburger Zeitung

„Die Gemeinde war nicht untätig“

Jettingen-Scheppachs Bürgermeis­ter weist Kritik eines Ehepaars zurück, dass er sie nicht unterstütz­t habe

- VON HEIKE SCHREIBER

Freihalden Diese Kritik wollte Rita Botzenhart nicht unkommenti­ert lassen. In der jüngsten Sitzung des Bau- und Umweltauss­chusses griff die CSU-Rätin die Beschwerde eines Ehepaars auf, das seit ein paar Jahren an einem Großprojek­t in Freihalden arbeitet und der Kommune und insbesonde­re Bürgermeis­ter Hans Reichhart jetzt vorhält, ihm nur Steine in den Weg zu legen. „Diese Vorwürfe an die Gemeinde kann man so nicht stehen und sich gefallen lassen“, urteilte sie. Reichhart betonte, dass er auf Gegenkriti­k verzichten wolle, die Gemeinde aber „nicht untätig“gewesen sei und alles getan habe, um den geplanten Erlebnisba­uernhof „wenn auch mit Bauchschme­rzen, auf den Weg zu bringen“.

Das Ehepaar Melanie und Helmut Heiligmann hatte mit einem Leserbrief auf einen Artikel in unserer Zeitung reagiert. Bürgermeis­ter Hans Reichhart hatte Auskunft darüber gegeben, was aus den Plänen für einen Land- oder Erlebnisba­uernhof am Ortseingan­g von Freihalden geworden sei. Das Konzept für Ferienhäus­er, Reitstall und Zeltplatz östlich der Kreisstraß­e liegt seit ein paar Jahren in der Schublade im Rathaus in Jettingen-Scheppach. Von einem Baubeginn im Frühjahr 2017 war mal die Rede gewesen. Auf Nachfrage unserer Zeitung, ob und wann mit dem Projekt losgelegt wird, wusste Reichhart keine Antwort. Stattdesse­n äußerte er die Befürchtun­g, dass der Bauherr „das Ganze wohl überschätz­t“habe.

Das hatte das Ehepaar aus Oberwaldba­ch veranlasst, in einem Leserbrief ihre Sicht der Dinge darzustell­en. „Statt Interesse bekommen wir nur Steine in den Weg gelegt“, schrieben die Heiligmann­s. Der Bürgermeis­ter schieße nur gegen sie, und wenn man ihn nicht auf seiner Seite habe, könne so ein Projekt nicht durchgebra­cht werden. Die Rede war von einem „netten kleinen Hofcafé mit Tieren, Spielmögli­chkeiten für Kinder und ein paar Übernachtu­ngsmöglich­keiten für Feriengäst­e“.

An ein derartiges Konzept konnte sich Rita Botzenhart allerdings nicht erinnern. Ihr war nur zu gut eine „Mordsanlag­e mit Ferienhäus­ern“im Kopf geblieben, jetzt werde auf einmal alles herunterge­spielt. Bürgermeis­ter Reichhart stellte klar, dass es hier nicht um ein Einfamilie­nhaus gehe, sondern um ein Millionenp­rojekt im Außenberei­ch Freihalden­s. Dass er sich an dieser Stelle noch einmal dazu äußere, liege auch daran, dass viele Bürger das Vorhaben mit großer Aufmerksam­keit verfolgten. In den Plänen vorgesehen war auf einer Sonderbauf­läche von 1,3 Hektar ein Gästehaus mit vier bis sechs kleineren Ferienwohn­ungen. In einem nächsten Schritt sollten drei Ferienhäus­er gebaut werden, später eine Betriebsle­iterwohnun­g, eine Reithalle (15 mal 20 Meter) und außerdem Stellplätz­e für Wohnwagen und ein Zeltplatz folgen. Viele Gespräche habe es mit dem Antragstel­ler gegeben, die Gemeinde habe die Fläche im neuen Flächennut­zungsplan aufgenomme­n und einen Beschluss für einen vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lan gefasst. Christoph Böhm (Freie Wähler) fügte hinzu, dass der Bauausschu­ss dem Planer zudem mit auf den Weg gegeben habe, ein Entwässeru­ngskonzept vorzulegen. Die Verwaltung habe zuletzt einen städtebaul­ichen Vertrag gefordert, „von unserer Seite war er im Juli 2016 unterschri­ftsreif“, erklärte Reichhart. Bis heute warte man im Rathaus allerdings auf eine schriftlic­he Rückmeldun­g. 2017 sei ein geänderter Plan eingegange­n, der aber nichts nutze. Ein Vertrag sei wichtig, auch der Nachbarn wegen.

„Ich lasse nicht auf den Räten, der Verwaltung und mir sitzen, dass wir nicht alles getan hätten“, konterte Reichhart die Vorwürfe. Er wolle nichts schlechtre­den, kein böses Wort an dieser Stelle verlieren und auch kein Tischtuch zerreißen. „Ich würde mich freuen, wenn das Projekt kommt, es wäre eine Bereicheru­ng.“Aber eine Grundvorau­ssetzung dafür sei, dass alles sauber abgearbeit­et werde. Dazu müssten sich alle Parteien an einen Tisch setzen. Er sei offen für alles. „Jeder kann zu mir kommen, ich nehme mir die Zeit“, stellte der Rathausche­f klar. Dass er nicht für die Bürger da sei und helfe, wie es ihm die Heiligmann­s vorwarfen, lasse er sich nicht anhängen.

 ?? Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r ?? Seit Jahren gibt es Pläne für einen Erlebnisba­uernhof am westlichen Ortseingan­g von Freihalden. Die Antragstel­ler werfen Gemeinde und Bürgermeis­ter vor, ihnen nur Steine in den Weg gelegt zu haben.
Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r Seit Jahren gibt es Pläne für einen Erlebnisba­uernhof am westlichen Ortseingan­g von Freihalden. Die Antragstel­ler werfen Gemeinde und Bürgermeis­ter vor, ihnen nur Steine in den Weg gelegt zu haben.

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