Ein Scheich als Nachbar im Dorf
Die Neugierde in Rammingen ist groß
Rammingen Vor dem schweren Eisentor steht ein schwarzes Wohnmobil, dessen Kennzeichen im beschaulichen 1500-Seelen-Dorf Rammingen (Kreis Unterallgäu) seit Tagen für Aufsehen sorgt: Der Mercedes mit getönten Scheiben kommt aus Katar, dem Emirat am persischen Golf – einem der reichsten Länder der Welt, in dem 2022 auch die Fußball-WM stattfinden soll. Das Auto gehört wohl dem neuen Hausbesitzer, einem Mitglied der katarischen Herrscherfamilie AlThani, der im Herbst die Luxusvilla samt dem gut 10000 Quadratmeter großen Grundstück in Rammingen gekauft hat
Seit einigen Tagen geht in Rammingen das Gerücht um, dass der „Scheich von Rammingen“jetzt wirklich im Unterallgäu angekommen ist und für einige Monate hier wohnen wird. Auf dem Anwesen werden aufwendige Um- und Neubauarbeiten durchgeführt, die im September 2017 vom Gemeinderat abgesegnet worden waren. Eine offizielle Bestätigung für die Anwesenheit des geheimnisvollen Zugereisten
Gemütlicher Kaffeeplausch mit dem Bürgermeister
ist jedoch nicht zu bekommen, auch Ortsbürgermeister Anton Schwele weiß davon bislang nur vom Hörensagen. Schwele ist einer der wenigen, die den Scheich schon persönlich kennengelernt hatten, als der Grundstücksdeal in trockenen Tüchern war. Damals habe man sich beim Kaffeetrinken getroffen und der Neu-Ramminger habe einen „freundlichen und zuvorkommenden Eindruck“gemacht. Jetzt sei das Interesse im Dorf groß und viele „Alteingesessene“wünschen sich, ihren neuen Nachbarn endlich kennenzulernen.
Doch bislang schottet der sich noch ab: Wer an der Haustür des Anwesens klingelt, wird freundlich, aber bestimmt abgewimmelt. Das Gelände ist von außen kaum einzusehen und wo sich doch eine kleine Lücke öffnet, wurden Sichtschutzwände oder Bauzäune aufgestellt, um den Neubürger und seine offenbar mitangereiste Familie vor neugierigen Blicken zu schützen.
Nicht alle im Dorf finden das gut, Gerüchte von drei Dutzend Hausangestellten, die alle in Rammingen eine Wohnung suchen würden, machen derzeit die Runde. „Da kommt was auf uns zu. Aber nix G’scheites, würde ich meinen“, sagt eine Rammingerin. Auch von einem geplanten Hubschrauberlandeplatz war schon die Rede, doch das verwies Ortsbürgermeister Anton Schwele gleich ins Reich der „Märchen aus 1001 Nacht“.