Kein Zeichen der Menschlichkeit
Das Rote Kreuz hat ehrenhafte Grundsätze. Unter dem Überbegriff „Menschlichkeit“steht beispielsweise, der Würde des Menschen solle Achtung verschafft werden. Was im Kreisverband Günzburg des Roten Kreuzes vor sich geht, hat mit Würde und Menschlichkeit aber nicht viel zu tun.
So ist nicht nur der Leiter des Rettungsdienstes des Amtes enthoben worden, ohne dass – so ist zu hören – belastbare Gründe genannt wurden. Kurz darauf wurde der Geschäftsführer, seit gut 40 Jahren in BRK-Diensten, beurlaubt, und dann entlassen. Das wurde ihm nicht persönlich offenbart. Er erfuhr die Kündigung von einem Nachbarn, der davon in unserer Zeitung gelesen hatte.
Vorsitzender Matthias Kiermasz sagte, er habe es dem nun ehemaligen Geschäftsführer schriftlich mitgeteilt, bloß war das Schreiben auch am Donnerstag immer noch auf dem Weg – die Entlassung hatte der Vorstand bereits am Sonntag beschlossen. Das Schreiben, so erklärte der Vorsitzende nun vor zwei Tagen gegenüber unserer Zeitung, stamme vom Montag. Es sei über die Geschäftsstelle gegangen, wo es noch eine Nachfrage gegeben habe. „Es dürfte unterwegs sein.“
So unbeliebt Werner Tophofen als Kreisgeschäftsführer zuletzt gewesen und was auch immer vor der Beurlaubung und Kündigung passiert sein mag: Ihn so stillos abzuservieren, hat auch er, das hat niemand verdient. Der Bezirksgeschäftsführer des Roten Kreuzes bringt es auf den Punkt: „So geht man mit keinem um.“Erst recht sollte eine Organisation das nicht tun, die sich ihrer sozialen Arbeit und Grundsätze rühmt. Dieses Vorgehen zeichnet ein verheerendes Bild, und das in Zeiten, in denen auch das BRK um Ehren- und Hauptamtler kämpfen muss.
Die an dieser Stelle vor kurzer Zeit gestellte Frage ist berechtigter denn je: Wer will noch für jemanden arbeiten, der so mit seinen Mitarbeitern umgeht? Und wer will diesen ohnehin monetär nicht auf Rosen gebetteten Kreisverband finanziell fördern, der es auf eine kostspielige Abfindung anlegt und den ehemaligen Rettungsdienstleiter als „einfachen“Mitarbeiter weiterbeschäftigt, ihm aber das gleiche Gehalt wie zuvor zahlt? Wie viele werden noch Geld spenden, wenn sie fürchten müssen, dass die Finanzen dafür statt für die Hilfe für Mitbürger genutzt werden?
Verstärkt wird dies durch die Zerstrittenheit. Zwei Vorstandsmitglieder haben, weil sie gegen die Entlassung Tophofens waren, aufgehört; der neue Schatzmeister hatte bereits vor gut einem Jahr kurz nach den damaligen Neuwahlen hingeworfen; der Bezirksgeschäftsführer kritisiert die Entscheidungen im Kreisverbands-Vorstand als falsch; der Zweckverband erkennt dem Ex-Rettungsdienstleiter eine weitere Funktion nicht ab, weil es keinen Grund gebe: Wenn der Kreisverband samt Vorstand kein besseres Bild abgibt, wird die Krise existenzbedrohend.