Guenzburger Zeitung

Kein Zeichen der Menschlich­keit

- VON CHRISTIAN KIRSTGES redaktion@guenzburge­r zeitung.de

Das Rote Kreuz hat ehrenhafte Grundsätze. Unter dem Überbegrif­f „Menschlich­keit“steht beispielsw­eise, der Würde des Menschen solle Achtung verschafft werden. Was im Kreisverba­nd Günzburg des Roten Kreuzes vor sich geht, hat mit Würde und Menschlich­keit aber nicht viel zu tun.

So ist nicht nur der Leiter des Rettungsdi­enstes des Amtes enthoben worden, ohne dass – so ist zu hören – belastbare Gründe genannt wurden. Kurz darauf wurde der Geschäftsf­ührer, seit gut 40 Jahren in BRK-Diensten, beurlaubt, und dann entlassen. Das wurde ihm nicht persönlich offenbart. Er erfuhr die Kündigung von einem Nachbarn, der davon in unserer Zeitung gelesen hatte.

Vorsitzend­er Matthias Kiermasz sagte, er habe es dem nun ehemaligen Geschäftsf­ührer schriftlic­h mitgeteilt, bloß war das Schreiben auch am Donnerstag immer noch auf dem Weg – die Entlassung hatte der Vorstand bereits am Sonntag beschlosse­n. Das Schreiben, so erklärte der Vorsitzend­e nun vor zwei Tagen gegenüber unserer Zeitung, stamme vom Montag. Es sei über die Geschäftss­telle gegangen, wo es noch eine Nachfrage gegeben habe. „Es dürfte unterwegs sein.“

So unbeliebt Werner Tophofen als Kreisgesch­äftsführer zuletzt gewesen und was auch immer vor der Beurlaubun­g und Kündigung passiert sein mag: Ihn so stillos abzuservie­ren, hat auch er, das hat niemand verdient. Der Bezirksges­chäftsführ­er des Roten Kreuzes bringt es auf den Punkt: „So geht man mit keinem um.“Erst recht sollte eine Organisati­on das nicht tun, die sich ihrer sozialen Arbeit und Grundsätze rühmt. Dieses Vorgehen zeichnet ein verheerend­es Bild, und das in Zeiten, in denen auch das BRK um Ehren- und Hauptamtle­r kämpfen muss.

Die an dieser Stelle vor kurzer Zeit gestellte Frage ist berechtigt­er denn je: Wer will noch für jemanden arbeiten, der so mit seinen Mitarbeite­rn umgeht? Und wer will diesen ohnehin monetär nicht auf Rosen gebetteten Kreisverba­nd finanziell fördern, der es auf eine kostspieli­ge Abfindung anlegt und den ehemaligen Rettungsdi­enstleiter als „einfachen“Mitarbeite­r weiterbesc­häftigt, ihm aber das gleiche Gehalt wie zuvor zahlt? Wie viele werden noch Geld spenden, wenn sie fürchten müssen, dass die Finanzen dafür statt für die Hilfe für Mitbürger genutzt werden?

Verstärkt wird dies durch die Zerstritte­nheit. Zwei Vorstandsm­itglieder haben, weil sie gegen die Entlassung Tophofens waren, aufgehört; der neue Schatzmeis­ter hatte bereits vor gut einem Jahr kurz nach den damaligen Neuwahlen hingeworfe­n; der Bezirksges­chäftsführ­er kritisiert die Entscheidu­ngen im Kreisverba­nds-Vorstand als falsch; der Zweckverba­nd erkennt dem Ex-Rettungsdi­enstleiter eine weitere Funktion nicht ab, weil es keinen Grund gebe: Wenn der Kreisverba­nd samt Vorstand kein besseres Bild abgibt, wird die Krise existenzbe­drohend.

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