Schuberts Musik lässt den Boden im Kaisersaal vibrieren
Das Konzert des Günzburger Kammerorchesters erleben nur wenige Dutzend Besucher mit
Wettenhausen Eine satte Stunde Schubert präsentierte das Günzburger Kammerorchester im Rahmen des Musikalischen Frühlings. Thomas Seitz, als bravouröser Trompeter bekannt, dirigierte diesmal als Orchesterleiter das um Bläser erweiterte Ensemble durch die Ouvertüre zum Zauberspiel und die 2. Sinfonie in B-Dur. Das temperamentvolle, teilweise sehr laute, vom romantischen Komponisten Franz Schubert so vorgegebene Spiel brachte sogar den Boden des Kaisersaals zum Vibrieren. Als Gegenpart dazu setzten die Veranstalter das Rondo für Violine und Streichor- chester, in dem der Solist Bernhard Büsch die Geige zum Singen brachte. Die Zauberharfe, auch Rosamunde genannt, ist der tradierte Rest einer Schubertschen Oper, der kein Erfolg beschieden war. Schubert, der sich trotz seiner größeren Erfolge als Liederkomponist, immer als Opernkomponist verstand, hatte die Ouvertüre mit ihren Sätzen Andante und Allegro vivace verschiedenen Bühnenwerken zugeordnet. Es ist eine Musik, die von Herzen kommt, voller Gefühl, verträumt, märchen- ja zauberhaft den Zuhörer bezirzt. Aus der Idylle heraus kann sie aber auch mit einem Mal aufflammen, mit brausendem Temperament und Paukenschlag.
Die 2. Sinfonie wird zu den Jugendwerken Schuberts gerechnet und wurde wohl erst Jahre nach seinem Tod erstmals aufgeführt. Zahlreiche Repetitionen im ersten Satz, der außergewöhnlich lang ist, variieren das Thema, lassen dem Zuhörer die Möglichkeit, der Wiedererkennung und der Unterscheidung. Nach dem ungewöhnlichen, fanfarenartigen Auftakt des ersten Satzes folgt eine vom Orchester schön herausgearbeitete Entgegnung von Bläsern und Streichern, die im Laufe des Spiels zu einer gelungenen Harmonie finden. Dabei schwillt die Klangfülle des Orchesters immer wieder an, erfüllt den Raum, einzelne Bläserstimmen treten hervor, raumgreifend, teils sogar schrill, um vom Orchester wieder aufgenommen, integriert zu werden. Sie bringen die Atmosphäre zum Schwingen. In leiseren Passagen bietet das differenzierte Spiel der einzelnen Instrumente einen kontrastierenden Hörgenuss.
Das Rondo gilt als Ersatz für ein Violinkonzert, das Schubert, zum Bedauern seiner Verehrer, nie geschrieben hat. Er komponierte es mit 18 Jahren, in seiner Studienzeit bei Salieri und setzte seinem Instrument, der Geige, ein Denkmal. Hier stellt er sie das einzige Mal als Soloinstrument einem Orchester entgegen. Bernhard Büsch gelang es, sowohl den ausdrucksstarken ersten Teil mit seiner langsamen Einleitung, dem Adagio, als auch das Allegro giusto zu einem heiteren Rundtanz zusammenzuführen, mitreißend, gefühlvoll, schnell und präzise: Eine Interpretation, die einen dazu einlud, einfach hinzuhören, sich von der Musik tragen zu lassen. Dem Solisten, dem Orchester und dem Dirigenten zollten die raren Zuschauer, lediglich rund 40 waren in den Kaisersaal gekommen, bei beinahe 30 Musikern, lang anhaltenden, dankbaren Applaus.