Guenzburger Zeitung

Ist Löws Zeit abgelaufen?

Was sind die Ursachen für das WM-Aus der Deutschen? Wer trägt die Verantwort­ung? Weil alle Experten mit ihren Turnier-Tipps daneben lagen, sind jetzt die Nicht-Fußballer dran

- VON JAN KUBICA UND ALEXANDER SING

Landkreis Viel wurde vor der Fußball-Weltmeiste­rschaft über die Chancen des deutschen Teams gesprochen. Einige Experten bemühten nach schwachen Testspiele­n den Mythos der Turnierman­nschaft, andere meinten immerhin, dass es diesmal nicht zum ganz großen Wurf reichen wird. Ein VorrundenA­us als Gruppenlet­zter hatte aber kein Fußballer auf dem Zettel. Grund genug für uns, Experten aus anderen Sportarten zu Wort kommen zu lassen. ● Stephan Hof meister (Handball-Trainer VfL Günzburg): „Ich gehöre nicht zu den 80 Millionen Bundestrai­nern und bin auch kein Fußball-Fan. Ich sehe alles aus Trainer-Sicht. Und da könnte die lange Zusammenar­beit mit Jogi Löw natürlich ein Problem sein, da die Trainer-Spieler-Beziehung immer spannend bleiben muss, immer neue Reizpunkte gesetzt werden müssen. Manchmal ist das didaktisch­e Mittel des lautstarke­n Donnerwett­ers oder der Trillerpfe­ife auch besser als Mentaltrai­ner und Wohlfühlku­rs. würde ich sagen: Das Ergebnis zeigt, dass Ballbesitz keine Tore schießt. Das Ausscheide­n der deutschen Nationalma­nnschaft bedauere ich trotzdem sehr, denn sporthisto­risch ist die Bedeutung des Fußballs für Deutschlan­d sehr groß. Gerade in diesen schwierige­n politische­n Zeiten hätte uns ein besseres Abschneide­n der Mannschaft sehr gutgetan.“

● Tom Ruess (Golfer beim TC Schloss Klingenbur­g): „ Im Fußball liegt ja oft nicht viel zwischen Sieg und Niederlage, aber: Wenn die Mannschaft gewinnt, waren es gute Spieler, wenn sie verliert, ist der Trainer schuld. Wären wir weitergeko­mmen, hätte man wieder gesagt, es wurde alles richtig gemacht. Ich glaube, unser Bundestrai­ner hat die richtige Entscheidu­ng in Sachen Zusammense­tzung des Kaders getroffen. Und dennoch glaube ich, wir brauchen neues Gedankengu­t, auch an der Spitze. Eine Erkenntnis aus Russland ist: Es bringt nichts, elf überragend­e Einzelpers­onen auf dem Spielfeld zu haben. Bei uns ist diesmal nicht so ein Teamgefühl aufgekomme­n wie 2014.

● Fritz Birkner (BLSV-Kreisvorsi­tzender und Chef der Ebershause­r Läufer): „Die Enttäuschu­ng ist jetzt natürlich groß. Dabei war die Niederlage gegen Südkorea eigentlich eine logische Konsequenz der vergangene­n Spiele, in denen man gegen sehr defensiv eingestell­te Teams nie gut ausgesehen hat. Mich hat im Vorfeld die große Erwartungs­haltung ein wenig gestört. Alle haben wie selbstvers­tändlich von der Titelverte­idigung gesprochen. Die Mannschaft ist eine andere als vor vier Jahren. Damals waren wir besser aufgestell­t, viele Spieler besser in Form. Für mich ist das WMAus aber kein Beinbruch. Jetzt kann man mit einem jungen Team neu starten. Die Verantwort­lichen muss man jetzt nicht gleich absetzen, nur weil eine WM danebengeg­angen ist.“

● Meike Pfister (Skirennläu­ferin aus Deisenhaus­en): „Die Mannschaft hat es versucht, hat aber nicht die Leistung gebracht, die nötig war für das Achtelfina­le. Vielleicht hat auch das Quäntchen Glück gefehlt. Aber vor allem sind sie mit dem Druck klargekomm­en. Als amtierende­r Weltmeiste­r ist es schwer, die ErFußballt­aktisch wartungen zu erfüllen. Auf der Mannschaft hat der Erwartungs­druck einer ganzen Nation gelastet. Vor allem für die jungen Spieler war es sicher nicht einfach, damit umzugehen. Gleich wieder alles gewinnen zu müssen. Das ist schwer auszuhalte­n.“

● Stefan Herold (Leiter der Abteilung Tischtenni­s und Vorsitzend­er der TSG Thannhause­n): „Nationalma­nnschaften brauchen immer mehr Zeit, sich zu finden. Sie spielen schließlic­h nicht das ganze Jahr zusammen. Das sieht man auch an den durchwachs­enen Leistungen von anderen Topnatione­n wie Argentinie­n oder Brasilien. Löw hat es aber meiner Ansicht nach in den Sand gesetzt. Er hält zu sehr an den Alten fest. Ein Sané hätte der Mannschaft gegen Südkorea gutgetan. Stattdesse­n kam hier Thomas Müller außer Form von der Bank. Ich finde, es ist Zeit, dass Löw den Posten abgibt. Das sage ich auch als Dortmund-Sympathisa­nt. Löw hat viele gute BVBSpieler lange ignoriert. Ein Julian Weigl könnte zum Beispiel jetzt vom nötigen Umbruch profitiere­n.“

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Foto: Andreas Gebert/dpa Die deutsche Nationalma­nnschaft verliert das letzte WM Gruppenspi­el gegen Südkorea und muss vorzeitig die Heimreise aus Russland antreten. Was bleibt, sind viele Fragen. Eine davon: Kann Jogi Löw noch Bundestrai­ner bleiben?
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S. Hofmeister
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Tom Ruess
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Meike Pfister
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Stefan Herold

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