Der Outdoor Jacken Macher
Tausende Menschen vertrauen heute bei Wanderungen Mode aus Schwabmünchen. Zu verdanken ist dies Peter Schöffel
● Läden Die Marke wird an 1700 Or ten weltweit verkauft, davon liegen rund 900 in Deutschland.
● Umsatz 2017 lag er bei rund 100 Millionen Euro.
● Eigenkapitalquote
75 Prozent.
● Mitarbeiter Rund 230 Menschen arbeiten weltweit für Schöffel – 190 davon in Schwabmünchen.
● Auszeichnung Das Unternehmen Schöffel hat aktuell den Leader Sta tus der Fair Wear Foundation für sozia le und ökologische Produktion er halten. (AZ) liegt bei rund risch entscheiden oder etwas gerade rücken.
Es sei vor allem seine Aufgabe, den großen Überblick zu behalten, die Richtung zu bestimmen und Themen am Horizont auftauchen zu sehen. Das gelingt nicht auf dem Berggipfel, so gerne Schöffel draußen ist. Besuche bei großen Kunden, Vertriebspartnern und Messen stehen eher als Reiseziele im Terminkalender.
Die besten Stoffe und Designs für die Kollektion 2020 müssen dieser Tage ausgewählt werden. Keine Modeware, sondern technische Gewebe, die modisch wirken, aber vor allem funktionell sein müssen, leicht und umweltfreundlich, wetterbeständig und langlebig. In Europa gebe es das Fertigungs-Know-how dafür nicht mehr. Und es brauche entsprechend zertifizierte Verarbeitungsbetriebe, die dauerhaft für Qualität stehen. Daher wickelt Schöffel Materialeinkauf und Fertigung fast komplett in Osteuropa und Asien ab. Am Firmensitz in Schwabmünchen gibt es nach wie vor fast 200 Mitarbeiter. Früher waren davon 180 Näherinnen, heute nähen hier nur noch zehn Menschen. Der Rest arbeitet an Entwicklung und Design, im Vertrieb, Marketing oder in der Verwaltung.
Seit 50 Jahren verkauft Schöffel nur noch Outdoor- und Skikleidung. Der einstige Siegeszug von Goretex mithilfe des Schwabmünchner Unternehmens hatte dessen Entwicklung zum Outdoorspezialisten in einer entscheidenden Phase beflügelt. Ein nächster Sprung werde kommen, da ist sich der Chef sicher. Einer könnte China sein: fast eine Milliarde Menschen. Über hundert Skigebiete seien dort entstanden und es gebe eine große Wertschätzung für Produkte aus Deutschland, sagt Schöffel.
Seine Schilderung erinnert an die Aufbruchstimmung in den 1960er Jahren. Fünftagewoche und zunehmendes Freizeitbewusstsein riefen damals nach einer Alternative zur Alltagsbekleidung, wenn es am Wochenende ins Freie ging. Das brachte Schöffel weit nach vorne. Ähnlich könnte es in China laufen.
Doch wenn Schöffel in die Ferne blickt, dann auch über den Rand der Branche hinaus. Dann taucht er ein in die digitale Welt. Sie verändere alles – auch die Textilbranche. Schöffel spricht von smarten Stoffen, von künstlicher Intelligenz, von Kleidung, die wärmen und kühlen könne oder die mit dem Sportgerät vernetzt ist. Die Digitalisierung werde die Produktion genauso verändern wie die Produkte selbst: „Wer weiß, vielleicht kommt auch die Produktion nach Deutschland zurück, beispielsweise weil man
Die Produktion in Asien bleibt im Blick
Dinge drucken kann.“Bisher wisse noch niemand, wohin der Wandel führe. Aber in Schwabmünchen macht man sich darüber Gedanken. Gerade wurde etwa ein Innovationsmanager eingestellt. Auch der soll herausfinden, was in einigen Jahren machbar oder gefragt sein könnte.
Zum unternehmerischen Erfolg gehört für Peter Schöffel aber noch mehr: Werte. Es sei ein gemeinsames Wertegerüst, das ihn mit seinen Mitarbeitern verbinde. Ein Blick in einen hauseigenen Nachhaltigkeitsbericht zeigt, dass damit auch Erwartungen an Partnerfirmen verbunden sind. Die Produktionsstätten in Asien müssen einen Sozialaudit durchlaufen. Eine lange Umweltschutzliste zählt auf, welche Substanzen im Unternehmen und seinen Produkten nicht vorkommen dürfen. Die Herausforderung, so Schöffel, sei, das Streben nach Umweltschutz mit den Funktionen der Kleidung in Einklang zu bringen – etwa dem Schutz eines Sportlers vor Wasser und Wind. Doch dieser Konflikt sei lösbar.