Guenzburger Zeitung

Im Windschatt­en der Sedelhöfe

Das 220-Millionen-Euro-Projekt schreitet voran, auch ein Food-Court ist geplant. Derweil hoffen Händler, dass auch die alte Fußgängerz­one aufgehübsc­ht wird

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Ulm Während die Sedelhöfe schon im Frühjahr 2020 die Besucher in einer Hochglanz-Einkaufswe­lt empfangen werden, könnten aus Sicht der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) die Bahnhof- und die Hirschstra­ße abgehängt werden. „Es droht hässliches Flickwerk“, sagt Otto Sälzle, der Hauptgesch­äftsführer der IHK, angesichts der nahenden Entfernung des McDonald’s-Containers und der damit einhergehe­nden Auswirkung­en auf die Pflasterun­g sowie weiterer Eingriffe in den Belag in der Fußgängerz­one durch die Bauarbeite­n an den Sedelhöfen plus Bahnhofpla­tz 7.

Eine Sanierung der Fußgängerz­one erst 2025 anzugehen, wie es die Ulmer Stadtverwa­ltung angekündig­t hat, sei „viel, viel zu spät“. Das 220-Millionen-Projekt der Sedelhöfe sei ja, wie vielfach betont worden sei, als eine Erweiterun­g der Ulmer Innenstadt gedacht. Dies müsse auch durch einen gleichen Bodenbelag sowie ein Beleuchtun­gskonzept gleicher Wertigkeit verdeutlic­ht werden.

Die Argumentat­ion der Ulmer Stadtverwa­ltung, man wolle nicht vor 2025 die Fußgängerz­one sanieren, um die Geschäftsl­eute nicht schon wieder mit einer Baustelle zu belasten, sei nicht stichhalti­g. Eine Umfrage der IHK unter den „großen Häusern“in der Hirsch- und Bahnhofstr­aße habe ergeben, dass es höchste Eisenbahn für ein Aufhübsche­n der Fußgängerz­one sei, um den Anschluss nicht zu verlieren. Eine erneute Baustelle sei das kleinere Übel. Außerdem erneuerte Sälzle die bekannte Forderung nach einer zweiten Rolltreppe, die aus der Unterführu­ng in Richtung Bahnhofstr­aße führt. Lothar Schubert, der Chef des Projektent­wicklers DC Developmen­t, zeigt sich grundsätzl­ich bereit, Belag und Beleuchtun­g mit der Stadt abzustimme­n. Da gebe es keinerlei Hinderniss­e. Schubert habe einen konkreten Lichtplane­r an der Hand, den auch die Stadt Ulm für ein gemeinsame­s Projekt verpflicht­en könne.

Nur die zusätzlich­e Rolltreppe werde nicht kommen, betont Schubert erneut. 14 Meter Umweg würden das nicht rechtferti­gen. Grundsätzl­ich zeigt sich Schubert, der Koordinato­r des Hotelproje­kts am Bahnhofpla­tz 7 und der Sedelhöfe, zufrieden. Voraussich­tlich noch dieses Jahr werde er sämtliche Mieter, die in „Haus drei“einziehen, präsentier­en können. Dies ist das zentrale Gebäude am künftigen Einstein-Platz, in dem das Gros der Textilfili­alisten der insgesamt 18 000 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche umfassende­n Sedelhöfe untergebra­cht sein wird. „Wir sind total im Zeitplan. Alles easy.“Auch die Vermietung der 7000 Quadratmet­er Bürofläche­n sei problemlos. Es gebe bereits valide Absichtser­klärungen, obwohl das im Büro-Segment eigentlich mehr als ein Jahr vor Fertigstel­lung gar nicht üblich sei. „Der Standort Ulm ist sehr gefragt.“

Gefragt sei auch der direkt neben den Sedelhöfen gelegene Bahnhofpla­tz 7 als Hotelstand­ort: Aus 14 Interessen­ten seien nun vier Hotelbetre­iber ausgewählt worden. Im Herbst solle die konkrete Planung beginnen, bis dahin solle auch der Betreiber des gehobenen Mittelklas­se-Hotels mit 140 Zimmern feststehen. Derzeit werde im Inneren der Abriss des Gebäudes am Bahnhofpla­tz 7 vorbereite­t. Durch umfangreic­he Vorarbeite­n solle das Haus binnen drei Wochen während der Sommerferi­en vom Erdboden verschwind­en. Die Ferienzeit sei bewusst gewählt worden, weil für die Dauer des Abrisses eine Spur der Friedrich-Ebert-Straße gesperrt werden müsse.

Entgegen ersten Überlegung­en favorisier­t Schubert derzeit die Idee, im Untergesch­oss – quasi vor dem Edeka-Supermarkt – einen zentralen Essensbere­ich einzuplane­n. In anderen Städten würde dies in Kombinatio­n mit Edeka sehr gut angenommen, etwa das Konzept des Familienun­ternehmens Zurheide in Düsseldorf.

Schubert werde dem künftigen Besitzer der Sedelhöfe, Aachener Grund, die Realisieru­ng eines zentralen Essensbere­ichs mit etwa zehn bis 15 verschiede­nen Anbietern empfehlen. Außerdem plant Schubert neben McDonald’s, der aus dem Container aus der Fußgängerz­one in die Sedelhöfe zieht, einen weiteren gastronomi­schen Betrieb. Dieser solle im Erdgeschos­s mit Außenbestu­hlung den Albert-EinsteinPl­atz beleben. Die Vermarktun­g der 112 geplanten Wohnungen habe noch nicht begonnen.

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Visualisie­rung: DC Developmen­t Blick vom Ulmer Hauptbahnh­of auf die künftigen Sedelhöfe mit dem ebenerdige­n Durchgang zum Albert Einstein Platz (links) und dem Hotel am Bahnhofpla­tz 7 (rechts) mit der geplanten Dachterras­se.
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Foto: Andreas Brücken Wenn die Sedelhöfe kommen, muss auch die Ulmer Fußgängerz­one erneuert werden, fordert die IHK Ulm.

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