Wetter gut, Ernte gut?
Obst und Gemüse wachsen heuer hervorragend. Viel Sonne und das warme Frühjahr versprechen hohe Erträge. Beim Getreide sieht es nicht ganz so rosig aus
Landkreis Schönes Wetter mit viel Sonne und warmen Temperaturen wünscht sich nicht nur die Freizeitbranche. Für das Pflanzenwachstum ist dazu Regen im richtigen Ausmaß die perfekte Kombination. Doch daran mangelte es in den vergangenen Wochen. Meteorologen sagen sogar einen so trockenen Sommer vorher, wie er zuletzt im Jahr 2003 vorherrschte. Und damals gab es hohe Einbußen in der Landwirtschaft.
Momentan habe kein Landwirt Grund zum Jammern, sagt Matthias Letzing, Geschäftsführer des Bauernverbandes. „Bislang können wir zufrieden sein.“Die Landwirte seien von Spätfrösten, Hagel oder Platzregen verschont geblieben. Hervorragend sei das überdurchschnittlich warme Wetter beispielsweise für die Heugewinnung gewesen. „Wir haben so tolles Heu eingefahren wie selten“, schwärmt Letzing. Sonne und Wind hätten das Gras schnell trocknen lassen und für „höchste Futterqualität“gesorgt. Der Niederschlag habe ausgereicht, dass auch das Getreide und der Mais so schnell gewachsen seien, dass es drei Wochen weiter sei als normalerweise zu dieser Jahreszeit. Teilweise wird laut Letzing bereits Wintergerste gedroschen.
Er hofft jedoch, dass es beim Weizen nicht zu einer sogenannten Todreife kommt und somit das Korn nicht voll ausgereift ist. Hauptleidtragende der niederschlagsarmen Monate sind aus Letzings Sicht vor allem Hackfrüchte wie Kartoffeln und Rüben. Bei fehlendem Wasser bilden sich die Früchte nicht richtig aus. „Die Kartoffelfelder müssen seit Wochen beregnet werden“, sagt Letzing. Sollte sich die Siebenschläferregel bewahrheiten und es in den nächsten sieben Wochen trocken sein, „wird es für uns nicht so lustig werden“, fürchtet der Geschäftsführer des Bauernverbands. 20 bis 25 Liter Regen pro Woche, „am besten nachts“, wären perfekt für die Bauern.
Andrea Sobczyk, Pflanzenbauerin in Krumbach hat festgestellt, dass der Boden innerhalb einer Wiese unterschiedlich feucht ist. In der Fahrgasse sei er beispielsweise extrem trocken. „Je besser der Boden bewässert ist, desto schneller wach- sen auch die Früchte. Da der Boden in einer Wiese aber unterschiedlich feucht ist, sind auch die Früchte unterschiedlich reif.“
Über das Wetter möchte Stephan Bissinger, Kreisobmann des Bauernverbands, nur ungern philosophieren. Man müsse nehmen, was kommt. Bisher stünden die meisten Kulturen gut da. Trotzdem rechnet Bissinger eher mit einem durchschnittlichen Ertragsjahr. Die „bombastischen Erträge“beim Getreide im vergangenen Jahr würden keinesfalls erreicht.
Ganz anders sieht die Situation in den heimischen Gärten aus. „Die Gärten leuchten in allen Farben“, sagt Wolfgang Kleber von der Gärtnerei Kleber in Krumbach. „Das schöne Wetter hat uns bei den Blumen mehr Blüten geschenkt. Und beim Gemüse können schon jetzt die ersten Tomaten und Gurken geerntet werden“, erklärt er, vergisst aber nicht zu erwähnen, dass den Pflanzen die extreme Bodentrockenheit zu schaffen macht. „Wenn die Hobbygärtner eine gute Ernte haben wollen, müssen sie schauen, dass sie mit dem Gießen hinterherkommen und ihre Pflanzen vor Ungeziefer schützen“, betont Kleber. Außer Schnecken gäbe es keine auffallende Schädlingsplage. Wie jedes Jahr würden zwischen den einzelnen Salatblättern Raupen und Läuse kriechen. An den Blättern von Kohlpflanzen sauge sich die weiße Fliege fest. „Wenn die Luft weiterhin so trocken bleibt, macht die Spinnmilde den Gurken und Tomaten Probleme“, erklärt der Gärtner.
Wichtig ist es laut Kleber, das Ungeziefer gar nicht erst an die Pflanze herankommen zu lassen. Der Anflug der Schädlinge könne mit einem feinmaschigen Insektennetz, das über die Pflanzen gestülpt werde, gestoppt werden. „Denn kein Gärtner möchte seine Pflanzen mit Chemie behandeln,“sagt er.
Tina Sailer, Kreisfachberaterin für Gartenkultur am Landratsamt Günzburg, empfiehlt allen Gartenbesitzern, derzeit keinen Rasen zu mähen. Dadurch können die Pflanzen die Feuchtigkeit besser halten. An trockenen Standorten muss gegossen werden. Das gilt auch für frisch gepflanzte Gewächse. Generell sollte die Pflanzenwahl den klimatischen Bedingungen in unseren Breiten und dem Standort entsprechend angepasst werden.
Bis zu 17 000 Liter Wasser benötigen die Gärtner des Günzburger Stadtbauhofs derzeit, um die Blütenpracht in der Stadt zu erhalten. „Wir gießen von morgens bis abends“, teilt Stadtgärtner Johannes Schilling auf Anfrage mit. Mit drei Fahrzeugen, die große Wassertanks tragen, werden Flächen- und Staudenbeete, junge Bäume und Pflanztröge angefahren.
Schnecken sind heuer eine Plage