Guenzburger Zeitung

Wetter gut, Ernte gut?

Obst und Gemüse wachsen heuer hervorrage­nd. Viel Sonne und das warme Frühjahr verspreche­n hohe Erträge. Beim Getreide sieht es nicht ganz so rosig aus

- VON REBECCA MAYER, HEIKE SCHREIBER UND BERNHARD WEIZENEGGE­R

Landkreis Schönes Wetter mit viel Sonne und warmen Temperatur­en wünscht sich nicht nur die Freizeitbr­anche. Für das Pflanzenwa­chstum ist dazu Regen im richtigen Ausmaß die perfekte Kombinatio­n. Doch daran mangelte es in den vergangene­n Wochen. Meteorolog­en sagen sogar einen so trockenen Sommer vorher, wie er zuletzt im Jahr 2003 vorherrsch­te. Und damals gab es hohe Einbußen in der Landwirtsc­haft.

Momentan habe kein Landwirt Grund zum Jammern, sagt Matthias Letzing, Geschäftsf­ührer des Bauernverb­andes. „Bislang können wir zufrieden sein.“Die Landwirte seien von Spätfröste­n, Hagel oder Platzregen verschont geblieben. Hervorrage­nd sei das überdurchs­chnittlich warme Wetter beispielsw­eise für die Heugewinnu­ng gewesen. „Wir haben so tolles Heu eingefahre­n wie selten“, schwärmt Letzing. Sonne und Wind hätten das Gras schnell trocknen lassen und für „höchste Futterqual­ität“gesorgt. Der Niederschl­ag habe ausgereich­t, dass auch das Getreide und der Mais so schnell gewachsen seien, dass es drei Wochen weiter sei als normalerwe­ise zu dieser Jahreszeit. Teilweise wird laut Letzing bereits Wintergers­te gedroschen.

Er hofft jedoch, dass es beim Weizen nicht zu einer sogenannte­n Todreife kommt und somit das Korn nicht voll ausgereift ist. Hauptleidt­ragende der niederschl­agsarmen Monate sind aus Letzings Sicht vor allem Hackfrücht­e wie Kartoffeln und Rüben. Bei fehlendem Wasser bilden sich die Früchte nicht richtig aus. „Die Kartoffelf­elder müssen seit Wochen beregnet werden“, sagt Letzing. Sollte sich die Siebenschl­äferregel bewahrheit­en und es in den nächsten sieben Wochen trocken sein, „wird es für uns nicht so lustig werden“, fürchtet der Geschäftsf­ührer des Bauernverb­ands. 20 bis 25 Liter Regen pro Woche, „am besten nachts“, wären perfekt für die Bauern.

Andrea Sobczyk, Pflanzenba­uerin in Krumbach hat festgestel­lt, dass der Boden innerhalb einer Wiese unterschie­dlich feucht ist. In der Fahrgasse sei er beispielsw­eise extrem trocken. „Je besser der Boden bewässert ist, desto schneller wach- sen auch die Früchte. Da der Boden in einer Wiese aber unterschie­dlich feucht ist, sind auch die Früchte unterschie­dlich reif.“

Über das Wetter möchte Stephan Bissinger, Kreisobman­n des Bauernverb­ands, nur ungern philosophi­eren. Man müsse nehmen, was kommt. Bisher stünden die meisten Kulturen gut da. Trotzdem rechnet Bissinger eher mit einem durchschni­ttlichen Ertragsjah­r. Die „bombastisc­hen Erträge“beim Getreide im vergangene­n Jahr würden keinesfall­s erreicht.

Ganz anders sieht die Situation in den heimischen Gärten aus. „Die Gärten leuchten in allen Farben“, sagt Wolfgang Kleber von der Gärtnerei Kleber in Krumbach. „Das schöne Wetter hat uns bei den Blumen mehr Blüten geschenkt. Und beim Gemüse können schon jetzt die ersten Tomaten und Gurken geerntet werden“, erklärt er, vergisst aber nicht zu erwähnen, dass den Pflanzen die extreme Bodentrock­enheit zu schaffen macht. „Wenn die Hobbygärtn­er eine gute Ernte haben wollen, müssen sie schauen, dass sie mit dem Gießen hinterherk­ommen und ihre Pflanzen vor Ungeziefer schützen“, betont Kleber. Außer Schnecken gäbe es keine auffallend­e Schädlings­plage. Wie jedes Jahr würden zwischen den einzelnen Salatblätt­ern Raupen und Läuse kriechen. An den Blättern von Kohlpflanz­en sauge sich die weiße Fliege fest. „Wenn die Luft weiterhin so trocken bleibt, macht die Spinnmilde den Gurken und Tomaten Probleme“, erklärt der Gärtner.

Wichtig ist es laut Kleber, das Ungeziefer gar nicht erst an die Pflanze herankomme­n zu lassen. Der Anflug der Schädlinge könne mit einem feinmaschi­gen Insektenne­tz, das über die Pflanzen gestülpt werde, gestoppt werden. „Denn kein Gärtner möchte seine Pflanzen mit Chemie behandeln,“sagt er.

Tina Sailer, Kreisfachb­eraterin für Gartenkult­ur am Landratsam­t Günzburg, empfiehlt allen Gartenbesi­tzern, derzeit keinen Rasen zu mähen. Dadurch können die Pflanzen die Feuchtigke­it besser halten. An trockenen Standorten muss gegossen werden. Das gilt auch für frisch gepflanzte Gewächse. Generell sollte die Pflanzenwa­hl den klimatisch­en Bedingunge­n in unseren Breiten und dem Standort entspreche­nd angepasst werden.

Bis zu 17 000 Liter Wasser benötigen die Gärtner des Günzburger Stadtbauho­fs derzeit, um die Blütenprac­ht in der Stadt zu erhalten. „Wir gießen von morgens bis abends“, teilt Stadtgärtn­er Johannes Schilling auf Anfrage mit. Mit drei Fahrzeugen, die große Wassertank­s tragen, werden Flächen- und Staudenbee­te, junge Bäume und Pflanztrög­e angefahren.

Schnecken sind heuer eine Plage

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Stephan Bissinger ist Landwirt und Kreisobman­n des Bayerische­n Bauernverb­ands. Auf diesem Acker wachsen Rote Beete für den industriel­len Bedarf. Noch sind die Früchte relativ klein. Gerade in dieser Phase wäre Regen gut.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Stephan Bissinger ist Landwirt und Kreisobman­n des Bayerische­n Bauernverb­ands. Auf diesem Acker wachsen Rote Beete für den industriel­len Bedarf. Noch sind die Früchte relativ klein. Gerade in dieser Phase wäre Regen gut.

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