Guenzburger Zeitung

Der Mann mit den Mini Lastwagen

Der Illerberge­r Walter Holley baut Modellfahr­zeuge – und die haben es in sich: Die Miniaturen können baggern und fahren wie die Originale. Ein Blick in seine Werkstatt

- VON JULIA GÖTZE

Illerberg Ein tiefes Brummen ertönt, als der gelbe Lastwagen seinen Motor startet. Die Blinklicht­er auf dem Dach leuchten, ganz langsam fährt eine Stange hinter dem Fahrerhaus hoch und die Laderampe wird gekippt. Walter Holley steht daneben und kontrollie­rt den Vorgang über seine Fernsteuer­ung.

Der Illerberge­r baut Modellbauf­ahrzeuge, so auch den Lastwagen der Marke Iveco. Es ist sein aktuelles Lieblingsf­ahrzeug. Denn dieses kann so ziemlich alles, was der große Bruder auf der richtigen Baustelle auch kann, und sieht ihm täuschend ähnlich – eben in Klein. Vier Jahre hat er getüftelt, gedreht und gefräst, bis er ihn 2012 fertiggest­ellt hat.

Holley hat noch weitere Modelle: Insgesamt fünf Miniaturfa­hrzeuge stehen in seinem Keller. Alle sind im Maßstab 1:12 gebaut – eine ungewöhnli­che Größe für Modellbaue­r, denn in dieser sind kaum Bausätze oder Modelle zu kaufen. Fast alles muss in Eigenregie gefertigt werden. So kommt es auch, dass Holley in rund 30 Jahren erst fünf Fahrzeuge gebaut hat.

Das Tolle an dem Maßstab sei, dass die Modelle so groß seien, dass eine funktionsf­ähige Hydraulik Platz habe. Die Maschinen haben so richtig Kraft, sagt Holley. Sein Hanomag-Radlader etwa könne ohne Probleme ein Loch aus aufgelocke­rter Erde oder Sand ausheben. Wenn er ein Modell bauen will, beginnt der Hobbytüftl­er mit der Ausmessung des Originals. Dann zeichnet er die Einzelteil­e, zum Schluss geht es an die Umsetzung. Die ist unterschie­dlich, eben je nach Fahrzeug.

Im Falle des Lastwagens hat er beispielsw­eise ein Fahrerhaus aus Plastik gebaut. Dazu hat er aus Holz ein Modell geschnitzt und eine Plastikpla­tte in seinem Ofen in der Werkstatt erhitzt. Das weiche Ma- terial hat er dann über die Miniatur gezogen. Nachdem das Material abgekühlt war, konnte er es vom Holz lösen. Fertig war eines von vielen Einzelteil­en.

Am Ende lackiert der Illerberge­r das Fahrzeug, verkabelt die Elektronik und fügt die wenigen gekauf- ten Teile hinzu – Motor und Lämpchen. All das macht Holley in seinem Hobbykelle­r. Zwei Räume mit insgesamt 30 Quadratmet­ern stehen ihm als Werkstatt zur Verfügung. Hier hat er alles, was er benötigt: Dreh- und Fräsmaschi­nen, Lötund Schweißger­äte, Werkzeuge, Lack und seit Neustem einen 3-D-Drucker.

Holley ist nicht der Einzige mit diesem Hobby. In der Interessen­gemeinscha­ft Nutzfahrze­ugmodelle haben sich rund 25 Bastler aus ganz Deutschlan­d zusammenge­schlossen, die Modelle im Maßstab 1:12 bauen. Hin und wieder treffen sie sich, zum Beispiel auf Messen oder bei Veranstalt­ungen von Baumaschin­enfirmen. Vor zwei Jahren waren sie auf der Messe „Faszinatio­n Modellbau“in Friedrichs­hafen. Dort haben sie auf einem Areal von rund 30 Kubikmeter­n Erde eine realgetreu­e Baustelle aufgebaut. Am Ende des Wochenende­s hatten die Bastler mit ihren Modellen die Ausschacht­arbeiten für ein kleines Hochhaus, eine kleine Brücke und sämtliche kleine Straßen fertiggest­ellt.

Sie sind dabei vorgegange­n, wie die Bauarbeite­r auf einer richtigen Baustelle: Für die Brückenram­pe etwa haben sie Schicht für Schicht planiert und verdichtet. Die Besucher der Messe konnten jeden Schritt verfolgen. Die Gruppe hat außerdem einen Vorteil: Der Vorsitzend­e arbeitet als Bauleiter bei den Stuttgarte­r Straßenbah­nen und plane die Miniaturba­ustelle wie eine richtige Baustelle, erzählt Holley. Bereits vor der Messe schicke er Pläne davon, was, wo und wie gebaut werden sollte und mit welchen Maschinen. Wie eben bei einem richtigen Bauvorhabe­n.

Zum Modellbau im Maßstab 1:12 ist Holley über einen Freund gekommen. 1989 sei der mit einer selbst gelöteten Achse zu ihm gekommen und meinte, er werde einen Bagger in dieser Größe fertigen. „Ich habe gesagt, dass ich dann den Lastwagen dazu baue“, erinnert sich Holley. Andere Modelle habe er aber schon als Kind hergestell­t. Die beiden Männer sind bis heute befreundet. Und sie haben gerade ein neues gemeinsame­s Projekt: Sie basteln an zwei Baggern.

Holley hat sich extra das Schweißen beigebrach­t, um insgesamt vier Schaufeln fertigen zu können. Denn schließlic­h sollen die beiden Bagger je eine Schaufel mit und eine ohne Zähne haben. Diese sollen die Fahrzeuge automatisc­h wechseln können, wenn sie fertig sind. Wie das Original auch.

Aber bis dahin müssen sie noch mindestens ein Jahr tüfteln, so Holley.

Vier Jahre hat er am Lastwagen gearbeitet

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Fotos: Julia Götze (2) Der gelbe Iveco Lastwagen ist Walter Holleys liebstes Modell. Alleine an diesem Fahrzeug hat der Illerberge­r insgesamt vier Jahre lang gearbeitet.
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Foto: Walter Holley Alle zwei Jahre fahren die Modellbaue­r aus ganz Deutschlan­d zur Messe nach Fried richshafen und zeigen, was ihre Fahrzeuge können.
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Ein Teil des Hobbykelle­rs: Holley werkelt auf insgesamt rund 30 Quadratmet­ern.

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