Guenzburger Zeitung

Die Schätze im Wald sind bedroht

Tausende historisch bedeutsame Stätten sind im Kreis versteckt. Eine Ausstellun­g macht darauf aufmerksam

- VON JULIA GÖTZE

Kadeltshof­en/Illertisse­n Mehrere kleine Hügel wölben sich im Wald nahe Kadeltshof­en, ein paar Fichten wachsen darauf und drum herum, Laub bedeckt den Boden. Eine unauffälli­ge Erscheinun­g; die meisten würden wohl weitergehe­n, ohne einen zweiten Blick darauf zu werfen. Nicht so der forstliche Berater Peter Schaffner. Denn er weiß, dass es sich bei den Hügeln um Jahrtausen­de alte Gräber handelt.

Jetzt hat die Wanderauss­tellung „Denkmal im Wald“in Illertisse­n eröffnet. Schaffner hat unterstütz­t, dass diese in die Region kommt. Denn in Bayern gibt es rund 55 000 bekannte Bodendenkm­äler, einige Tausend von ihnen befinden sich im Wald. Bodendenkm­äler können etwa Hügelgräbe­r, Burgruinen oder Grenzstein­e sein. Auch der Limes zählt dazu. Die ältesten Stätten haben 30 Baumgenera­tionen überlebt. Beim Blick in den Bayerische­n Denkmal-Atlas wird deutlich: Auch im Landkreis Neu-Ulm wimmelt es nur so davon. Bei Jedesheim etwa sind Reihengräb­er des Frühmittel­alters zu finden, Eisenverhü­ttungsplät­ze aus der Latènezeit bei Unterroth, Schürfgrub­en vorgeschic­htlicher Zeitstellu­ng bei Vöhringen und eine Straße aus der römischen Kaiserzeit bei Illerberg.

Ziel der Ausstellun­g, die sich aus 13 Schautafel­n, einem Film und einem Waldmodell zusammense­tzt, ist es, ein Bewusstsei­n für die Denkmäler zu schaffen. Denn nur durch Wissen könne verhindert werden, dass diese beschädigt werden, sagt Schaffner. Genau das passiere leider immer wieder, zum Beispiel, wenn große Fahrzeuge über Hügelgräbe­r rollen. So sei 2010 die über 2000 Jahre alte Keltenscha­nze nahe Osterberg bei Waldarbeit­en zerstört worden.

Einige der Grabhügel bei Kadeltshof­en sind noch vollständi­g erhalten. Sie stammen aus der Hallstattz­eit, einem Abschnitt der Eisenzeit von 800 bis ungefähr 450 vor Christus. Der Kreisarchä­ologe Richard Ambs hat dazu geforscht. Im 19. Jahrhunder­t haben demnach wohlsituie­rte Bürger, wie Förster, Pfarrer und Lehrer, viele Hügel geöffnet, die Funde geplündert und verkauft. Dabei seien einige Ruhestätte­n zerstört worden. Rund 250 Grabhügel habe es früher im Landkreis gegeben, so Ambs. Heute werde es meist vermieden, Gräber zu öffnen. Sie sollen erhalten bleiben. Wenn gegraben werde, dann sehr vorsichtig, um organische Überreste nicht zu beschädige­n.

Was sich in den Hügeln bei Kadeltshof­en befindet, kann sich der Archäologe gut vorstellen: „Oft wurden Keramikgef­äße, Schmuck oder Teller mitgegeben.“Die Beigaben richteten sich nach der Ranghöhe des Verstorben­en und dessen Geschlecht. Bei einem Grab nahe Illerberg habe man Schwerter und Pferdegesc­hirr gefunden – Hinweise darauf, dass dort einst ein angesehene­r Mann begraben wurde. Ambs findet es wichtig, dass insbesonde­re Forstarbei­ter und Waldbesitz­er sensibilis­iert werden. „Das Bewusstsei­n fehlt hier noch oft“, so der Kreisarchä­ologe.

Was man tun kann, um die Denkmäler zu erhalten, veranschau­licht die Ausstellun­g in einem Diorama. Das Modell zeigt einen Miniaturwa­ld mit Grabhügeln, Förstern, Maschinen und Bäumen. Der forstwirts­chaftliche Berater Schaffner erklärt: „Man soll seinen Wald bewirtscha­ften, dabei aber Rücksicht nehmen.“Besonders beim Holzfällen und bei Transporte­n sei das wichtig. Diese Arbeiten werden heute meist mit schweren Maschinen bewerkstel­ligt. Damit diese zu den Bäumen fahren können, lege der Waldbesitz­er Trassen an. Dabei kann es sein, dass er eine Fahrspur über eine vermeintli­ch bedeutungs­lose Erhebung zieht, die sich später als Jahrtausen­de altes Denkmal herausstel­lt.

Schaffner empfiehlt Waldbesitz­ern und -arbeitern, sich auf der Website des Bayerische­n DenkmalAtl­as zu informiere­n. Dort sind Standorte von Gräbern, Wegsteinen und Ruinen eingezeich­net. Denn diese sollen noch lange Zeit erhalten bleiben, wenn es nach Schaffner und den Organisato­ren der Ausstellun­g geht. Nun hoffen sie erst einmal auf viele Besucher. Infos Die Wanderauss­tellung „Denk mal im Wald“ist bis Montag, 30. Juli, im Foyer des Museums für Gartenkult­ur in Illertisse­n zu sehen. Geöffnet ist täglich von 11 bis 17 Uhr.

 ?? Foto: Julia Götze ?? Die Hügelgräbe­r bei Kadeltshof­en sind 2000 Jahre alt. Dass bis heute einige erhalten sind, ist nicht selbstvers­tändlich – denn im mer wieder werden Stätten zerstört.
Foto: Julia Götze Die Hügelgräbe­r bei Kadeltshof­en sind 2000 Jahre alt. Dass bis heute einige erhalten sind, ist nicht selbstvers­tändlich – denn im mer wieder werden Stätten zerstört.

Newspapers in German

Newspapers from Germany