Guenzburger Zeitung

„Quellort der digitalen Revolution“

Die IT-Firma Cancom hat ihren neuen Erweiterun­gsbau in Jettingen-Scheppach vorgestell­t. Warum der Standort, trotz des nach München verlegten Sitzes, weiter wichtig ist

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Jettingen Scheppach Der Sitz ist 2011 von Jettingen-Scheppach nach München verlegt worden. Trotzdem bleibt die Marktgemei­nde für das Unternehme­n Cancom ein bedeutende­r Standort. Das hat sich jetzt wieder bei der Eröffnung der neuen Service Factory gezeigt, einer Logistikha­lle, in der für die Kunden die technische­n Geräte vor der Lieferung eingericht­et werden. Der 1992 gegründete Spezialist für ITDienstle­istungen und Cloud-Computing hat 15 Millionen Euro investiert, 2000 Quadratmet­er groß ist die zusätzlich­e Halle, die LadehofErw­eiterung 3000 Quadratmet­er, neun zusätzlich­e Lkw-Rampen gibt es und 150 weitere Parkplätze. Insgesamt ist das Areal von Cancom in Jettingen-Scheppach nun 17 500 Quadratmet­er groß. 355 Mitarbeite­r sind am Standort tätig, die sich um die zentralen Dienste kümmern.

Der Cancom-Gründer und Vorstandsv­orsitzende Klaus Weinmann sagte, sein Unternehme­n habe in den nächsten drei bis vier Jahren 500 Millionen Euro Investitio­nskapital, bis 2021 soll der Umsatz von einer Milliarde auf zwei Milliarden Euro steigen – und das, ohne Schulden bei der Bank zu haben. Wenn alles gut läuft, soll Cancom ab September im MDax gelistet sein, derzeit ist die Firma im TecDax und hat dort an Wert in kurzer Zeit stark zugelegt. Fachkräfte zu bekommen sei auch für sein Unternehme­n ein großes Thema – ein Grund, warum der Sitz nach München verlegt worden war. Im ersten Bauabschni­tt hatte Cancom noch 4000 Quadratmet­er Fläche, im zweiten wurde sie verdoppelt, und obwohl die jetzige Erweiterun­g für die nächsten Jahre ausreichen­d sein soll, gäbe es Platz für eine weitere Vergrößeru­ng.

Der Leiter der Staatskanz­lei, Florian Herrmann, lobte die Entwicklun­g der Firma. Es sei wichtig, die Weichen dafür zu stellen, dass die Zukunftsen­twicklung in Bayern stattfinde, damit hier auch die Arbeitsplä­tze bleiben. Staatssekr­etär Hans Reichhart sprach gar vom „Quellort der digitalen Revoluti- on“, die „Zukunft wird hier angepackt“. Sein Vater, Bürgermeis­ter Hans Reichhart, verfolgte die Entwicklun­g von Cancom über die Jahre aus nächster Nähe mit und wie die Firma auch durch Zukäufe immer größer wurde. Die jetzige Erweiterun­g sei wegen der starken Arsenbelas­tung des Bodens sehr schwierig gewesen, aber man habe eine innovative Lösung gefunden. Da Weinmann ihm damals sein Wort gegeben habe, dass Jettingen-Scheppach für die Firma wichtig bleibt und es gehalten habe, habe er noch heute Verständni­s für die Entscheidu­ng, den Sitz nach München zu verlegen. Auch wegen Cancom gebe es mehr Ein- als Auspendler in der Gemeinde. Landrat Hubert Hafner hob zudem die Bauweise hervor, die in Sachen Energieeff­izienz, Umweltschu­tz und der Verwendung regenerati­ver Energien vorbildhaf­t sei.

Der gesamte Warenlager­bestand hat hier einen Wert von 15 bis 16 Millionen Euro, mit dem Neubau konnten die Kapazitäte­n von zuvor angemietet­en Liegenscha­ften an einem Standort konzentrie­rt werden. Von großer Bedeutung ist dabei das Rechenzent­rum, das es gespiegelt noch einmal im Ort gibt. Im Falle eines Stromausfa­lls würde zudem ein Schiffsdie­sel anspringen.

Mit großen Logistiker­n und dem von ihnen geleistete­n Massenvers­and könne und wolle Cancom hier nicht mithalten, sagte Vorstandsm­itglied Thomas Volk. Dem Unternehme­n gehe es um individuel­le Lösungen für die Kunden von der (teils jahrelange­n) Zwischenla­gerung, dem Test und der technische­n Einrichtun­g der Geräte bis dahin, ihnen die Verpackung abzunehmen. Diese bleibt bei Cancom, wird dort möglichst gut verwertet und der Kunde bekommt seine Ware in Stahlgitte­rboxen. Weil diese Leistung so auf die speziellen Bedürfniss­e angepasst ist, sei sie auch schwer weiter zu automatisi­eren. Werden mehr Kunden gewonnen, solle auch die Zahl der Mitarbeite­r weiter wachsen. Insgesamt sind es fast 3000.

» Eine Bildergale­rie finden Sie unter guenzburge­r zeitung.de/lokales

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Hier werden die technische­n Geräte für die Cancom Kunden getestet und eingerich tet, bevor sie geliefert werden.

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