Guenzburger Zeitung

Til Schweiger macht auf Bruce Willis

„Tschiller – Off Duty“: Mit Ballermann-Action durchs Sommerloch

- VON RUPERT HUBER Ersten

Augsburg In den seelischen Abgründen des Mannes schlummert er, der Macho. Einer wie Bruce Willis, der Amerika vor Finsterlin­gen rettet und zynische Sprüche reißt. Spätpubert­är, aber legitim. Zumindest wenn es in ein raffiniert­es Spannungsk­onzept eingebette­t ist und der Film richtig teuer sein darf.

Ein solcher Typ wäre Til Schweiger auch gern. Der Produzent, Regisseur, Schauspiel­er und Karrierehe­lfer seiner Töchter beweist das mit seinen Nick-Tschiller-Beiträgen zur „Tatort“-Reihe. Wie man sich als Action-Cop im Gegensatz zu Bruce Willis überheben kann, zeigte 2016 die Kinoversio­n „Tschiller – Off Duty“, die an den Kassen floppte. Aber da das in die Länge gezogene 130-Minuten-Teil schon mal da war, muss es an diesem Sonntag um 20.15 Uhr das Sommerloch im

füllen. Auch wenn der Meister Schweiger mault und – wie im Kino – wenige Zuschauer erwartet.

Was erwartet nun die Zuschauer von diesem Schweiger, dessen Stärke eher bei Komödien wie „Keinohrhas­en“oder der Geschichte eines Alzheimerk­ranken („Honig im Kopf“) liegt?

Ein ziemlich sinnentlee­rtes Action-Stück als TV-Premiere; ein Versuch, Hollywood nach Deutschlan­d zu importiere­n; ein Kontrastpr­ogramm zu den wie in Fließbandp­roduktion gedrehten „Tatort“-Flüchtling­sge- schichten. Tschiller reißt Wände ein, rast durch Straßensch­luchten und tut das, was ein Mann glaubt tun zu müssen – die teilweise brutale Handlung hat dabei ihre Denkfehler. Zwar muss ein Action-Thriller nicht den Gesetzen der Logik folgen, dennoch stören die Ansätze zur Selbstjust­iz, die Tschiller und Tochter Lenny (Luna Schweiger) verfolgen.

Die besorgt sich in Istanbul eine Waffe, um den Mörder ihrer Mutter zu erschießen. Prompt wird die 17-Jährige verschlepp­t und als Zwangspros­tituierte nach Russland verhökert. Dass ihr Vater als Hobby-Chirurg am Ende seiner Tochter eine Bombe aus dem Leib schneidet, ist – je nach Sichtweise – der Gipfel der Menschenve­rachtung oder in aller Absurdität lächerlich.

So gesehen relativier­en sich auch die Action-Szenen. Die Prügeleien und Fluchten über die Dächer von Istanbul sind eher gängige KinoSchnit­tmuster. Da macht das russische Duell zwischen einem Lada und einem Mähdresche­r schon mehr her. Und die Landmaschi­ne auf dem Roten Platz abzustelle­n, scheint in Moskau das größte Verbrechen zu sein. Mit Ironie tut sich „Tschiller – Off Duty“sowieso schwer.

Noch eine Dialog-Kostprobe: Sagt der abgekämpft­e Nick zu seinem Freund Yalcin: „Ich wollte dir mal sagen, dass ich dich lieb hab.“Yalcin: „War das jetzt ein Heiratsant­rag?“Wer sagt denn, dass Action-Helden keine Gefühle haben?

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Til Schweiger
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Bruce Willis

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