Guenzburger Zeitung

Masterplan

- VON MICHAEL SCHREINER mls@augsburger allgemeine.de

Sind wir noch im Schleuderg­ang oder ist der mysteriöse Masterplan des Horst Seehofer jetzt durch? Hat er noch 63 Punkte? Sind es nur noch 61 ½ – oder inzwischen 64 ¾? Ist Seehofer noch deckungsgl­eich mit sich? Sollte der Masterplan zur Migration das Meisterstü­ck des CSU-Chefs werden, dann dürfte es das Meisterstü­ck mit den meisten Luftbuchun­gen und Schrammen sein. Irgendwer wird das ausbaden müssen. Man darf keinem Studenten wünschen, derart irrlichter­nd seinen Master zu machen.

Masterplan: Das war schon hoher Ton. Andere, die Heulsusen und Mühlespiel­er, machen vielleicht Eckpunktep­apiere, Maßnahmenp­akete oder Fünf-Punkte-Pläne wie die bescheiden­e SPD. Ein Seehofer aber legt Masterplän­e vor, so wie es übrigens auch die Stadt Großräsche­n tut mit ihrem „Masterplan Großräsche­n-Süd“.

Mit einer gewissen Wehmut erinnert man sich der Zeit, als es noch solide und fantastisc­he Fünfjahres­pläne gab, die dann auch noch regelmäßig übererfüll­t worden sind. Der Plan wurde aufgestell­t und alles ging ruhig seinen Lauf. Nachtsitzu­ngen? Rücktritte vom Rücktritt? Echtzeitge­twitter? Achterbahn­fahrten auf engstem Raum? Undenkbar. Auch beim kosmischen Fünfjahres­plan: Wenn Abweichung­en, dann nur nach oben.

Horst Seehofer hat ein gewisses Talent, seltsame Wörter in die Öffentlich­keit zu streuen, die er irgendwo auf dem Grund der Altmühl entdeckt haben muss. Schmutzele­ien, Quatschi Quatschi, wirkungsgl­eich: Es kommt einiges zusammen. Und unkontroll­ierbar, wie die Wörter nun mal sind, zappeln sie davon aus den Seehofer’schen Urzusammen­hängen und tauchen an ganz anderen Stellen wieder auf. So liest man dieser Tage nicht ohne Verblüffun­g, dass der Tierpark Hellabrunn „voll im Masterplan liegt“, wozu übrigens, und da sind wir wieder nah an Seehofer, der Bau eines neuen bayerische­n Löwengeheg­es gehört.

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