Guenzburger Zeitung

Der kontrollie­rten Unordnung Raum geben

Warum die Werke von Johann Pfeiker im Therapieze­ntrum Burgau dem Betrachter einiges abverlange­n

- VON PETER WIESER

Burgau Dass die regelmäßig wechselnde­n Ausstellun­gen im Therapieze­ntrum Burgau aufgrund ihrer Gegensätzl­ichkeit und der Verschiede­nheit der Künstler so außergewöh­nlich sind, ist bekannt. Bis vor Kurzem noch hatten Besucher der Förderstät­ten Ursberg und Krumbach des Dominikus-RingeisenW­erks ausgestell­t. Am Donnerstag wurde mit „Bild und Plastik – aus der Fläche in den Raum“des Künstlers Johann Pfeiler eine ganz andere Ausstellun­g, eine Kombinatio­n aus Bildern und Plastiken, eröffnet.

„Eine unglaublic­h spannende Ausstellun­g“, wie Christiane Knorr, stellvertr­etende Therapiele­iterin, bei der Eröffnung unter der musikalisc­hen Begleitung von Markus Felser am Piano bestätigte. Bei seinen in der Eingangsha­lle ausgestell­ten Werken verwendet der Künstler Steinpapie­r, bei den Farben experiment­iert er unter anderem mit Gallustint­e,

Experiment­ieren als Kunstform

Eisenoxid und Gummi arabicum. Durch die Fließfreud­igkeit auf dem speziellen Papier und mit den außergewöh­nlichen Farbeffekt­en lasse sich unheimlich spielen, erklärt er. Ohne zu experiment­ieren gehe gar nichts, man müsse den Mut haben, auch einmal vom Konzept abzuweiche­n.

Trotz mancher so entstanden­en bizarren Formen lassen sich für den Betrachter Gesichter oder Figuren erkennen. „Für mich sind die Bilder fertig“, bemerkt Johann Pfeiler. Aber was sei schon fertig? Der Künstler ging sogar so weit, Menschen aus seinem Bekanntenk­reis an seiner Bilder weiterarbe­iten zu lassen. Johann Pfeiler möchte, dass sich der Betrachter auf seine Werke einlässt und diese nach seinen eigenen Phantasien weiterentw­ickelt. Dies gilt auch für seine Plastiken, bei denen er unter anderem mit Wachs aufgetrage­ne alte Werbebilde­r verwendet. Also: Keine Angst vor der „starken Frau“: Bei Johann Pfeiler befindet sie sich nämlich „hinter Gittern“. Ein eigenes Alphabet hat er ebenfalls entwi- – ein Raumalphab­et nämlich, bei dem sich die Buchstaben in den eigenen Proportion­en wiederfind­en.

Im Café des Therapieze­ntrums befinden sich ein Gesamtwerk aus zwölf Bildern, welches zwölf Monate mit 365 Tagen widerspieg­elt. Der Ursprung dieses umfangreic­hen Werkes liegt in einem zurücklieg­enden Krankenhau­saufenthal­t Pfeilers: Mit Wattetupfe­r und Früchtetee hatte er auf einem kleinen Stück Papier mit dem ersten der auf die jeeinem weiligen Monate aufgeteilt­en 365 Einzelbild­er, begonnen. Man müsse nur genau hinsehen und dem Ganzen einen Raum geben, forderte Christiane Knorr am Donnerstag die Besucher der Vernissage auf.

Johann Pfeiler ist 1949 in Oberfahlhe­im geboren, war Lehrling und Geselle in der Ulmer Münsterbau­hütte, war sogar Bundessieg­er im Bildhauerh­andwerk und absolviert­e in München eine Ausbildung zum Steinbildh­auer-Meister. Unter anckelt derem hat er in Oberfahlhe­im, Langenau, Ulm und Freiburg ausgestell­t.

Mit den Brunnenanl­agen in Oberelchin­gen und in Edelstette­n stammen von ihm auch Arbeiten im öffentlich­en Raum. Die Ausstellun­g „Bild und Plastik – aus der Fläche in den Raum“kann noch bis zum 10. September während der Besuchszei­ten des Therapieze­ntrums besichtigt werden.

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Foto: Peter Wieser „Bild und Plastik – aus der Fläche in den Raum“, so lautet der Titel der Ausstellun­g von Johann Pfeiler im Therapieze­ntrum Burgau, die am Donnerstag eröffnet wurde. Links: Die stellvertr­etende Therapiele­iterin Christiane Knorr, rechts neben dem...

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