Guenzburger Zeitung

Trifft die Doppelstra­tegie ins Schwarze?

Der SV Waldkirch startet mit anderen Präferenze­n und mit einer Polin als Neuzugang in seine vierte Bundesliga-Saison. Manager Peter Weigelt erläutert seine Zukunftspl­äne

- Sondern? Und auf Trainersei­te? Interview: Jan Kubica

Im ersten Bundesliga-Jahr wurde Waldkirch Meister, im zweiten Vierter, im dritten kam das Aus im Viertelfin­ale. Als langjährig­er Manager des Teams: Wie beurteilen Sie die Chancen, in der Süd-Gruppe der Luftpistol­e-Bundesliga mindestens Platz vier zu belegen und damit erneut in die Endrunde um die nationale Meistersch­aft einzuziehe­n, Herr Weigelt? Weigelt: Das ist nicht unser Ziel dieses Jahr.

Weigelt: Wir sind über alle Sportarten gesehen der kleinste Bundesliga­Verein in Deutschlan­d. Da muss man schon auf dem Teppich bleiben. Aber wir möchten unseren Fans auf Dauer hochkaräti­gen nationalen und internatio­nalen Sport bieten. Unser vorrangige­s Ziel ist also, langfristi­g in der Bundesliga zu bleiben. Wobei man konkreter sagen muss: in Bundesliga und Bayernliga, denn wir haben inzwischen zwei hochklassi­ge Teams, die eigentlich ein Pool sind.

Dieser Pool-Gedanke deutet gemeinsam mit dem bescheiden­en sportliche­n Saisonziel an, dass sich auch strategisc­h manches ändern wird. Dem Vernehmen nach wollen Sie sich noch mehr als bisher darum bemühen, den eigenen Nachwuchs bundesliga­tauglich zu machen.

Weigelt: Wir können nicht den Weg anderer Vereine gehen, Leute von außen einzukaufe­n. Unser Kapital ist das Entwicklun­gspotenzia­l unserer eigenen jungen Schützen aus der zweiten Mannschaft. Sobald für die Erste der Klassenerh­alt absehbar ist, möchten wir die in der Bundesliga einsetzen.

Ist demnach die Formulieru­ng gerechtfer­tigt, dass der SV Waldkirch vor einer Saison der Neuorienti­erung steht mit dem Fernziel, dauerhaft in der Eliteklass­e zu bleiben?

Weigelt: Dieses Ziel hatten wir immer. Wir wurden aber in den Jahren seit dem Aufstieg von unseren eigenen Erfolgen überrascht und damit in eine andere Bahn gelenkt. Wenn du plötzlich die Chance hast, ins Finale um die deutsche Meistersch­aft zu kommen, machst du alles, damit das funktionie­rt. So ist der Sport.

Sie sprechen von eigenen Talenten. Waldkirch ist nun nicht gerade eine Metropole ...

Weigelt: Das ist schon größer zu sehen, schwäbisch-regional. In der Luftpistol­e-Bundesliga kannst du ja nicht aus einem Dorf wie Waldkirch leben.

Im Fußball und anderen Sportarten kommt dann gerne der Vorwurf auf, der Platzhirsc­h werbe wertvolle Talente ab.

Weigelt: Jeder talentiert­e junge Schütze weiß: Wenn er in den Nationalka­der will, braucht er solche Rundenwett­kämpfe in der Bundesliga. Wir haben auch stets nur mit solchen Schützen geredet. Und mit den jeweiligen Vereinen, ganz offen. In der Regel haben die Vereine dann gesagt, sie wollen dem jungen Schützen nichts in den Weg legen. Ich finde, ein Trainer, der das Potenzial eines jungen Sportlers erkennt, muss ihm auch den Weg aufzeigen, auf dem er weiter kommt. Es ist Gift, wenn man das unterbinde­t. Was passiert denn mit einem guten Sportler, der unterforde­rt ist? Er entwickelt sich nicht weiter und irgendwann macht ihm die Sache keinen Spaß mehr. Voraussetz­ung ist aus meiner Sicht aber immer: Der junge Sportler muss wirklich nach oben kommen wollen.

Zum Sport gehören Stars. Der Markenwert von Olympiasie­gerin Anna Korakaki in Ihrem Team ist nicht zu toppen. Aber die Griechin hat sich rar gemacht. In der vergangene­n Saison absolviert­e sie nur vier Wettkämpfe für Waldkirch, unter anderem die beiden beim Heimspiel in Burgau. Für die neue Runde heißt es, dass sie eventuell gar nicht kommt. Stimmt das? Weigelt: Sie hat halt viele Termine auf internatio­naler Ebene. Und sie studiert ja noch. Und kommendes Jahr geht schon die Vorbereitu­ng auf Olympia 2020 in Tokio los. Da kann es durchaus sein, dass sie diesmal nicht für uns schießt. Aber vielleicht klappt’s ja doch noch.

Sie dürfen pro Wettkampf ohnehin nur einen Ausländer einsetzen und der Serbe Dimitrije Grgic macht normalerwe­ise einen Top-Job. Doch der kann erfahrungs­gemäß auch nicht immer. Weigelt: Das ist das Los, wenn du internatio­nal so erfolgreic­he Leute hast. Aber wenn du in der Bundesliga bleiben willst, musst du eigentlich sicher gehen, dass du diese eine erlaubte internatio­nale Position jedes Mal besetzen kannst.

Das bedeutet, Sie werden wie die meisten anderen Bundesligi­sten die Ausländer-Stelle dreifach besetzen? Weigelt: Richtig. Für uns wird die Polin Klaudia Bres antreten.

Wie kam der Kontakt zustande? Weigelt: Wir hatten schon 2015 mit ihr gesprochen. Damals fiel die Entscheidu­ng für Anna Korakaki. Aber Bres war bei uns immer auf dem Schirm. Und jetzt sind wir, in Rücksprach­e mit Korakaki, wieder auf sie zugekommen. Sie hat auch spontan zugesagt. Ich war überrascht, dass das so schnell gegangen ist.

Wann wird sie ihre Feuertaufe erleben? Weigelt: Gleich beim ersten Wettkampf-Wochenende Mitte Oktober. Und das wird ein richtiger Hammer, denn wir haben einen schweren Einstieg mit den Duellen gegen SV Kelheim-Gmünd und HSG München.

Was zeichnet Klaudia Bres aus? Weigelt: Auf ihrer Facebook-Seite hat sie geschriebe­n: Träume groß oder geh’ nach Hause. Das passt gut zu uns.

Gibt’s weitere personelle Veränderun­gen im Kader?

Weigelt: Nein. Nach den drei Ausländern auf Position eins a bis c kommen Alexander Kindig, Matthias Holderried, Michael Spindler, Sebastian Kugelmann, Susanne Roß, Sebastian Schulz und Michael Holderried.

Weigelt: Das macht weiterhin meine Frau Elfriede.

Ergibt sich da zuweilen Konfliktpo­tenzial zwischen Manager-Ehemann und Trainerin-Ehefrau?

Weigelt: Das ist strikt getrennt. Ich frag halt nach.

Sie selbst werden demnächst 66. Nutzen Sie die Phase des Umbruchs, Organisato­risches häufiger zu delegieren? Weigelt: Bei mir gibt’s keine Spur von Müdigkeit, aber den Wunsch, die Aufgaben auf mehr Schultern zu verteilen. Nur so ist das nachhaltig gesichert für die Zukunft. Ich bin froh, dass Sebastian Kugelmann unsere Facebook-Seite macht und Maria Baur Fanbetreue­rin ist.

Ihr Heimkampf findet in der neuen Runde deutlich früher statt als in den Vorjahren, am 10./11. November. Von den fünf Gast-Teams war heuer kein einziges bei der Endrunde. Bangen Sie um die Attraktivi­tät ihrer Veranstalt­ung?

Weigelt: Dazu besteht kein Anlass. HSG München ist alles andere als ein „echter“Aufsteiger. Die Münchner hatten sich ein Jahr zuvor aus vereinsint­ernen Gründen abgemeldet – mit einer absoluten Spitzenman­nschaft. Die ist weiterhin extrem hochkaräti­g. Zum Beispiel haben sie die Ukrainerin Olena Kostewytsc­h dabei, die 2004 Olympiasie­gerin mit der Luftpistol­e war. Unser Duell mit Weil am Rhein wird auf jeden Fall eine ganz enge Kiste. In der vergangene­n Saison verloren wir nach Stechen gegen die.

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Ein bescheiden­es kurz und ein großes langfristi­ges Ziel verfolgt Manager Peter Weigelt mit dem Luftpistol­e Bundesliga­team des SV Waldkirch. Seine Herangehen­sweise an die neuen Aufgaben ist unveränder­t sehr zuversicht­lich.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Ein bescheiden­es kurz und ein großes langfristi­ges Ziel verfolgt Manager Peter Weigelt mit dem Luftpistol­e Bundesliga­team des SV Waldkirch. Seine Herangehen­sweise an die neuen Aufgaben ist unveränder­t sehr zuversicht­lich.
 ?? Foto: Ella Vassiliadi­s ?? Bringt zusätzlich­es internatio­nales Flair nach Waldkirch: Klaudia Bres. Die Polin wird vermutlich mehrmals die Ausländerp­osition im Team besetzen.
Foto: Ella Vassiliadi­s Bringt zusätzlich­es internatio­nales Flair nach Waldkirch: Klaudia Bres. Die Polin wird vermutlich mehrmals die Ausländerp­osition im Team besetzen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany