Mit Handicap hoch in die Luft
Wie etwa 180 Behinderte dank des Günzburger Lionsclubs und des Luftsportvereins in Sportflugzeugen abheben
Günzburg Sie jubelten, klatschten und strahlten übers ganze Gesicht: Auf dem Günzburger Flugplatz haben etwa 180 Menschen mit Handicap ein außergewöhnliches Erlebnis genossen. Bei der Aktion des Günzburger Lionsclubs mit dem Luftsportverein konnten sie die Heimat von oben sehen: Mit vier Sportflugzeugen gingen sie buchstäblich in die Luft. „Ich fliege heute zum ersten Mal in meinem Leben, das ist toll“, freute sich einer der Teilnehmer des Flugtages. Vor der Startund Landebahn wuselte es richtig.
Die Menschen aus den sechs Betreuungs-Einrichtungen Regens Wagner (Glött), Lebenshilfe Dillingen, Albertus-Magnus-Wohnstätten und Lebenshilfe (beide Günzburg) sowie dem Förderungswerk St. Nikolaus (Dürrlauingen) warteten geduldig, bis sie von den 15 Helfern zu den vier Sportflugzeugen gebracht wurden. Je nach Größe des Fliegers fanden drei oder sogar sechs Personen Platz. Einige stiegen mithilfe von Leitern ein und ein Fluggast wurde sogar vom Rollstuhl in den Sitz gehoben.
Im Wechsel starteten dann mehrere Piloten, darunter einige vom unterstützenden Luftsportverein Laupheim (Kreis Biberach), am vergangenen Samstag circa 45 Mal zu den etwa viertelstündigen Flügen. So ging es zum Beispiel an Bord eines 61 Jahre alten Flugzeug-Oldtimers vom Typ Dornier 27 von Günzburg nach Riedheim. Dann drehte der Flieger nach Süden über Laupheim und Bubesheim. Mit Blick aufs Günzburger Legoland wurde über Reisensburg wieder die Landebahn angesteuert.
„Viele der oft mehrfach behinderten Menschen freuten sich schon seit Wochen auf dieses Ereignis“, erzählte Seraphia Gruber von der Regens Wagner-Einrichtung in Glött (Landkreis Dillingen), „das ist ein tolles Angebot“. Den Flugtag veranstaltet der Lionsclub Günzburg alle zwei Jahre im Wechsel mit dem Nachbarverein aus Dillingen. Als „Win-win-Situation“bezeichnete Ferdinand Munk, der noch bis zum gestrigen Sonntag amtierende Präsident, das seit vielen Jahren organisierte Event dank der hervorragenden Zusammenarbeit mit dem Luftsportverein und deren Vorständen Johannes Britsch und Davi Held. Er habe viele „begeisterte, lächelnde Gesichter gesehen“, sagte Michael Baumeister, der das Amt des Günzburger Lions-Präsidenten nun von Munk übernommen hat.
„Sie zaubern den Menschen ein Lächeln ins Gesicht und geben ihnen neuen Lebensmut“, sagte Monika Wiesmüller-Schwab. Die stellvertretende Landrätin danke dem Lionsclub, dass er es ermögliche, den Menschen mit Handicap den „Traum vom Fliegen“zu erfüllen. Alle diejenigen Teilnehmer, die nicht fliegen konnten, durften als Alternative eine Tour mit einer Pferdekutsche unternehmen.
Als besonderen Höhepunkt der Veranstaltung demonstrierte die 49-jährige Pilotin Davi Held eine Kostprobe ihres Könnens mit einer Kunstflugeinlage, für die sie von allen Beteiligten einen großen Beifall bekam. „Eine ganz tolle Pilotin“, sagte beispielsweise Kai-Uwe strahlend, der bereits häufiger als junger Mann mit Handicap zu Besuch auf dem Flugplatz war und sich die Gelegenheit zu einem gemeinsamen Foto mit der bejubelten Kunstfliegerin jetzt beim Flugtag natürlich nicht nehmen ließ.