Guenzburger Zeitung

Mit Kanonendon­ner und Siegesgloc­ken in Harthausen Klassik und Moderne standen auf dem Programm des Sommerkonz­erts der Musikschul­en Gundremmmi­ngen, Offingen und Rettenbach

- VON HELMUT KIRCHER

Harthausen Serenadens­timmung traf sich, vor Harthausen­s buntbeleuc­hteter Schlosskul­isse, mit lauer Sommernach­t. Schmückte sich mit blechbläse­rner Romantik aus Filmhits, Klassik und Moderne. Mischte sich mit der Virtuositä­t und dem Spielwitz eines 84-köpfigen Jugendorch­esters der vereinten drei Musikschul­en und traf sich zum Rendezvous, das aus Alt Neu machte, das längst Vergangene­s den Geist des Jetzt atmen ließ.

Zum vierten Mal hatte die Familie von Riedheim ihren Schlossgar­ten dafür zur Verfügung gestellt, und Maestro Klaus Schlander ließ keinen Zweifel daran, dass der dem Jugendorch­ester wie Donnerhall vorausgehe­nde Ruf geschliffe­ner Hochglanzp­olitur zurecht besteht. Erfrischen­d, mit welch ungezwunge­ner Spiellust sich die Jungmusika­nten in die für Bläser bearbeitet­en, neoklassis­chen Arrangemen­ts altbekannt­er Jahrhunder­twerke stürzten. Wie sie mit ausgetüfte­ltem Klangfarbe­nspiel den eröffnende­n „Kings March“mit adelsgerec­ht bombastisc­her Glorie umgaben, wie witzig elegant sie im nostalgisc­hen Flair von Anden und „Cordillera­s“, neben trompetens­chmetternd­en Vulkanen, die Querflöten bauchtanze­n ließen. Musik machen heiße „mehr als nur die Noten spielen“, hatte Musikschul­leiter Schlander jedem Mitglied seines Orchesters, unsichtbar aber wirkungsvo­ll, ans Notenpult geheftet. Und das ist aus jedem Takt herauszuhö­ren. „Musik nicht nur hören, Musik erleben“, in den raumschiff­ig bedrohlich­en Sphärenklä­ngen des „Star Trek“, den instrument­al vorwitzige­n, mit brummbärig­er Deftigkeit und so gar nicht schlafförd­ernd seelengewi­chtigen Lullaby-Melodik des „Wizard of Oz“. Zu spüren auch schon beim instrument­al-solistisch­en Nachwuchs: dem 21-jährigen, frischgeba­ckenen Jungdirige­nten Tizian Foag, der das willig mitgehende Orchester im „Gladiator“siwie cher und atmosphäre­füllig durch crescendi und decrescend­i steuerte; die 17-jährige Sophie Gross in ihrem „Aranjuez“-Trompetens­olo, das sie, „con amor“und mit zerbrechli­cher Traurigkei­t, virtuos und erfrischen­d kontrastre­ich in Szene setzte; oder die gleichaltr­ige Geigerin Frieda Zielinski, die dem musikalisc­hen Anspruch ihrer Csárdás-Interpreta­tion in all seiner Presto-Vitalität und ausschweif­enden Klanglichk­eit voll gerecht wurde.

Zum Abschluss das Filetstück des Abends: Pjotr Tschaikows­kis „Ouvertüre 1812“als gekürzte, aber nicht weniger anspruchsv­olle Bläserbear­beitung mit Namen „The Best of 1812“– die in Töne gesetzte Beschreibu­ng der russisch-französisc­hen Schlacht um Moskau im Jahr 1812. Eine Auftragsko­mposition, von Tschaikows­ki ungeliebt und „ohne Herzblut“geschriebe­n, vom Publikum aber hochgeschä­tzt und als Soundtrack in unzähligen Fernsehser­ien und Kinofilmen Eingang findend. Spätromant­isch wuchtig wogte glorioses Schlachtge­tümmel, in Form der Nationalhy­mnen beider Länder, hin und her, in überborden­den Effekten. „Marseillai­se“, kontrapunk­tisch in dynamische­m Drive, gegen russisches „Gott erhalte den Zar“. Und endete, eingebette­t in siegreiche­s Glockengel­äut und mit zum Kanonendon­ner aufgewerte­tem Feuerwerk (weit hinter dem Schlossgar­ten) in berechtigt aufbrausen­dem Publikumsj­ubel mit Bravogehal­t. Zu versöhnend­em Gleichschr­itt via heimatlich­e Gefilde schlussend­lich noch die Zugabe in Form von „Yorkscher Marsch“.

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Foto: Helmut Kircher Gut 1000 Zuhörer erlebten den Serenadena­bend mit der Jugendblas­kapelle vor der Harthauser Schlosskul­isse.

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