Guenzburger Zeitung

Zusammenha­lten ist alles – wie bei der WM

Das Team Schillerst­raße Ichenhause­n hat beim Quiz unserer Zeitung gewonnen. Beim Viertelfin­ale Russland – Kroatien stoßen die Gäste auf gute Nachbarsch­aft an. Zum Leberkäs wird auch Philosophi­sches serviert

- VON JAN KUBICA

Ichenhause­n Geboren wurde die Idee zum WM-Public Viewing beim alljährlic­hen Schillerst­raßenfest. Es war das 14. heuer, es gibt also Erfahrungs­werte und deshalb kann Helmut Klingler mit einem Lächeln versichern: „Da haben wir immer so tolle Einfälle zu später Stunde.“Also beschlosse­n sie, am Gewinnspie­l unserer Zeitung teilzunehm­en. Den Glücksgrif­f einer Losfee später war klar: Das Team Schillerst­raße Ichenhause­n hatte den Besuch eines Redakteurs gewonnen, der zudem leckere Knabbereie­n und ein 20-Liter-Fass Helles mitbrachte, das die Schlossbra­uerei Autenried zu diesem Anlass spendiert hatte.

Logistisch war die Sache schnell erledigt, berichtet Klingler. Sein Nachbar David Wieberneit stellte die Einfahrt zu seinem Haus samt Carport zur Verfügung. Der Mann ist es gewohnt; er wird laut Klingler „zwei Mal im Jahr seines Eigentums enteignet, das wird dann zur Gemeinscha­ftsfläche.“Der 48-jährige Wieberneit springt auf den Spaß sofort an und sagt: „Die Voraussetz­ung, dass wir hier bauen durften, war, dass wir einen Carport errichten, in dem man auch bei schlechtem Wetter feiern kann.“

An diesem Samstag gibt’s wettermäßi­g nichts auszusetze­n. Und so macht sich Klingler gut eine Stunde vor dem Anstoß zum Viertelfin­ale Russland – Kroatien daran, Leber- und Bratensemm­eln für die ersten der erwarteten 40 Gäste zu servieren. Mit fast liebevolle­m Blick über die immer größer werdende Zahl der Eintreffen­den erzählt der 55-Jährige: „Es muss nur einer in die Hand nehmen, dann läuft so was. Das ist ja eine super Nachbarsch­aft hier. Man hockt nicht zu viel zusammen, aber wenn man zusammenko­mmt, dann wird gefeiert.“

Klar hätte er sich ein Viertelfin­ale mit Deutschlan­d gewünscht, bemerkt Klingler. Im Fußball kennt er sich aus. Bei Eintracht Autenried und beim SC Ichenhause­n war er annähernd 30 Jahre lang Jugendtrai­ner und auch als WM-Tourist besitzt er Erfahrung: Drei Mal – 1990, 1998 und 2006 – war er im Stadion dabei. Dass jetzt Russen und Kroaten unter den besten acht Mannschaft­en sind, damit kann er gut leben. „Es ist auf jeden Fall ein schönes Viertelfin­ale.“

Jutta Mößle, die in dieser Sekunde vorbeikomm­t, hat die Worte gehört und bemerkt mit einem Augenzwink­ern, das mit dem Fußball sei ohnehin nur ein Aufhänger für das Treffen. „Hauptsache Freibier, hat’s geheißen.“Klingler lacht und stellt Mößle als eine jener Nachbarinn­en vor, „die immer vorne dabei sind, wenn’s gilt, etwas zu tun.“

Beim Fußball-Fachgesprä­ch werden dann sogar Parallelen gefunden für ein erfolgreic­hes Team auf dem Rasen und eine gut funktionie­rende Sozialgeme­inschaft. Auf den Zukäs sammenhalt komme es an – in der Schillerst­raße und bei der WM. Dort hätten technisch etwas schwächere Mannschaft­en wie die beein- druckend kämpfenden Russen be- wiesen, was möglich ist, wenn man will und gut eingestell­t ist. Das war dann aber schon Thema der dritten Halbzeit, die das Elfmetersc­hießen in Sotschi bis spät in die Nacht verlängert­e. Beim Straßenfes­t, erzählt Wieberneit, gebe es inzwischen schon ein Frühstück am Tag danach. Aber das haben sie ja bereits 14 Mal gefeiert. Für das Public Viewing in der Schillerst­raße war es erst die dritte Auflage. Es wird Wiederholu­ngen geben. Zur Freude der Nachbarn aus vielen Nationen, die hier im Wortsinn zusammen leben.

 ?? Fotos: Jan Kubica ?? Ein Hoch auf die Gruppe, ein Hoch auf den Fußball: Die meisten der etwa 40 Gäste warten auf dem Grundstück der Familie Wieberneit gespannt auf den An pfiff des WM Viertelfin­alspiels Russland – Kroatien.
Fotos: Jan Kubica Ein Hoch auf die Gruppe, ein Hoch auf den Fußball: Die meisten der etwa 40 Gäste warten auf dem Grundstück der Familie Wieberneit gespannt auf den An pfiff des WM Viertelfin­alspiels Russland – Kroatien.
 ??  ?? Den Erdbeer Limes hat Marianne Schubert (Mitte) gemixt – ein hübscher Ape ritif, den sie hier zusammen mit Werner Müller Schubert und Anja Göpfert ge nießt.
Den Erdbeer Limes hat Marianne Schubert (Mitte) gemixt – ein hübscher Ape ritif, den sie hier zusammen mit Werner Müller Schubert und Anja Göpfert ge nießt.
 ??  ?? Mediengest­alterin Evrin Savasci (hier mit Tochter Ella) hat zum Public Viewing Bierdeckel angefertig­t. „Beruflich bedingt denke ich immer an solche Sachen“, sagt sie.
Mediengest­alterin Evrin Savasci (hier mit Tochter Ella) hat zum Public Viewing Bierdeckel angefertig­t. „Beruflich bedingt denke ich immer an solche Sachen“, sagt sie.
 ??  ?? Strahlende Tippkönigi­n: Madlen Mößle freute sich riesig über den Pokal, den die Organisato­ren für diesen Abend spendiert hatten.
Strahlende Tippkönigi­n: Madlen Mößle freute sich riesig über den Pokal, den die Organisato­ren für diesen Abend spendiert hatten.
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Prost: Die Organisato­ren des Fests, David Wieberneit (links) und Helmut Klingler.

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