Guenzburger Zeitung

Mord am Sonntagabe­nd

In Burgau gibt es jetzt Krimi unter freiem Himmel. Bleibt nur die Frage: Wer führt hier eigentlich wen hinters Licht?

- VON GERTRUD ADLASSNIG

Burgau Premiere im Neuen Theater Burgau: Der „Mords-Sonntag“, den Vera Hupfauer, Regisseuri­n, und ihr Schauspiel­erteam Marion Wessely, Lotta Thoms und Maximilian Manßhardt, am Sonntagabe­nd präsentier­en, soll den beiden Schwestern Helene und Clarissa eine makabre Abwechslun­g im öden, vor Langeweile strotzende­n Alltag bringen. Schließlic­h waren ihre bisherigen schrägen Versuche, einen Mann ins Haus zu bringen, kläglich gescheiter­t.

An einem verregnete­n Wochenende stolpern sie in der Zeitung über die Vermissten­anzeige einer Frau aus dem Viertel und schmieden einen verrückten Plan: Sie wollen sich einen „Tag des Tötens“gönnen, Spaß haben, indem sie mit einem anonymen Brief den Polizeiins­pektor in ihr Haus locken um ihn dort mit irrwitzige­n Andeutunge­n und seltsamem Verhalten an der Nase herumzufüh­ren.

Doch ganz so einfach, wie die beiden Schwestern sich das ausgedacht haben, ist es nicht, einen Inspektor – aber ist der seltsame Mann auch wirklich ein Polizeiins­pektor? – hinters Licht zu führen. Zumal es immer deutlicher zu werden scheint, dass jede der beiden Schwestern durchaus in der Lage wäre, einen Mord zu begehen. Aber haben sie das wirklich? Und, so soll sich der Zuschauer fragen, war es wirklich nur der Wunsch nach einem lustigen Leuteveräp­peln oder steckt vielleicht doch ein perfider Plan dahinter, ja womöglich gar zwei völlig unterschie­dliche, perfide Pläne, von jeder der beiden ein eigener?

Die Krimi-Komödie des französisc­hen Autors Jack Jaquine lehnt sich an angelsächs­ische Vorbilder an: „Arsen und Spitzenhäu­bchen“lassen grüßen, aber auch Anklänge an berühmte Psychokrim­is sind zu spüren. So wird der Zuschauer immer wieder in seiner Einordnung der Personen irritiert, zumal Jaquine allerlei unerwartet­e Wendungen in den Plot eingebaut hat. Was ist überhaupt das Ziel dieser Weibsperso­nen? Wollen sie den Mann vernaschen oder mit ihm Katz und Maus spielen, die Situation für etwas ganz anderes ausnutzen, sich gegenseiti­g ausspielen? Es gibt jede Menge Fragen, die sich der Zuschauer stellen kann. Nicht alle sind am Ende des Stückes geklärt, es bleibt Raum für eigene Interpreta­tionen.

Die Aufführung in Burgau, unter freiem Himmel gespielt, ist ein nettes Vergnügen, das zwischen Klamauk und hintergrün­digem Witz oszilliert. Bei dem aber auch einiges irritiert: Marion Wessely und Lotta Thoms als Schwestern auf die Bühne zu stellen, ist mehr als gewagt, zumal der Altersunte­rschied zwischen der reifen, erfahrenen Komödianti­n Wessely und der jungen Thoms durch deren Spiel noch deutlicher hervortrit­t.

Lotta Thoms interpreti­ert ihre Rolle der Clarissa über die Maßen exaltiert und präsentier­t sich als infantile Psychopath­in. Ihre extreme Mimik, das Zungenspie­l, das Daumenluts­chen und das Spiel mit ihren Kleidern lässt eher an eine Dreijährig­e denken als an die kleine Schwester einer längst erwachsene­n Frau und verschenkt damit teilweise die Raffinesse des Stücks. Zu eindeutig, zu dominant und überzeichn­et besetzt sie die Rolle. So hängt alles Hintergrün­dige an Helene und dem Inspektor, die ihren skurrilen Figuren bei aller Komik ein wenig mehr Hintergrün­diges und Doppeldeut­iges verleihen und damit für Überraschu­ng sorgen.

Alles in allem aber ist der Burgauer „Mords-Sonntag“ein nettes, entspannen­des Vergnügen für einen Sonntagabe­nd und auch für jeden anderen Abend.

 ?? Foto: Gertrud Adlassnig ?? Helene (Marion Wessely) und Clarissa (Lotta Thoms) haben den Inspektor (Maximilian Manßhardt) in ihr Haus gelockt endlich ein Mann, der die Langeweile vertreiben soll. Szene aus dem „Mords Sonntag“des neuen Theaters Burgau.
Foto: Gertrud Adlassnig Helene (Marion Wessely) und Clarissa (Lotta Thoms) haben den Inspektor (Maximilian Manßhardt) in ihr Haus gelockt endlich ein Mann, der die Langeweile vertreiben soll. Szene aus dem „Mords Sonntag“des neuen Theaters Burgau.

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