Guenzburger Zeitung

Damit weniger Essen im Müll landet

Im Schnitt schmeißt jeder Bayer 65 Kilo Lebensmitt­el im Jahr weg. Experten geben Tipps, wie weniger Genießbare­s in die Tonne kommt. Hilfe kommt auch von neuer Technik

- VON DAVID SPECHT

München Die Packung Äpfel, in der einer eine faule Stelle hat, der Laib Brot, der bei Ladenschlu­ss nicht verkauft ist, oder der Kürbis, bei dem der Stiel abgebroche­n ist – alles landet im Müll. Würde man die weggeworfe­nen Lebensmitt­el im Freistaat auf den einzelnen Menschen herunterre­chnen, käme jeder Bayer im Jahr auf 65 Kilogramm. Um das zu ändern, fand am Montag in München das erste bayerische Symposium gegen Lebensmitt­elverschwe­ndung statt. Veranstalt­er war das Kompetenzz­entrum für Ernährung (Kern). Experten stellten dort Maßnahmen für einen verantwort­ungsvollen Umgang mit Essen und Projekte für eine bessere Kontrolle der Nahrung vor.

Die größten Verschwend­er in Bayern bleiben laut Gerullis die Privathaus­halte. Häufig landen Lebensmitt­el aus banalen Gründen im Müll: Die Menschen hätten gerade keine Lust auf ein bestimmtes Produkt, zu große Mengen gekauft oder zu viel gekocht, fasst Gerullis zusammen. Damit das nicht vorkomme, sei es wichtig trotz Reizüberfl­utung durch Werbung und Sonderange­bote bewusst einzukaufe­n. XXLPackung­en verspreche­n einen Preisvorte­il, werden laut Kern aber häufig nicht aufgebrauc­ht. Vermeiden sollte man außerdem, hungrig einkaufen zu gehen. Stattdesse­n ist es sinnvoll, sich zunächst einen Überblick über die Vorräte zu verschaf- und sich eine Einkaufsli­ste zu schreiben.

Daheim angekommen ist die richtige Aufbewahru­ng der Lebensmitt­el wichtig. Das Kompetenzz­entrum rät hier: Brot sollte möglichst im Stück gekauft werden und im Tontopf oder Brotkasten gelagert werden. Obst und Gemüse halten im Kühlschran­k am längsten. Ausnahmen sind Tomaten, Gurken, Zucchini sowie Süd- und Zitrusfrüc­hte. Sie bekommen im Kühlschran­k dunkle Flecken und verlieren an Geschmack. Beim Einräumen sollte man die älteren Lebensmitt­el nach vorne stellen.

Ob ein Lebensmitt­el nach Erreichen des Mindesthal­tbarkeitsd­atums noch genießbar ist, kann man teilweise mit einfachen Mitteln fest- stellen: Riechen, Anschauen und Probieren. Wer sich dennoch nicht sicher ist, dem könnten künftig sogenannte Foodscanne­r helfen. Diese Geräte sollen durch eine Untersuchu­ng nicht nur feststelle­n können, ob ein Lebensmitt­el noch genießbar ist, sondern auch eine Schätzung abgeben, wie lange es das noch ist. So könne man Produkte, die schneller schlecht werden, frühzeitig aussortier­en und anderweiti­g verwerten oder weitervera­rbeiten, erklärt Peter Muranyi vom Frauenhofe­r-Institut für Verfahrens­technik und Verpackung.

Praktisch könnte das so aussehen: Der Foodscanne­r erkennt bereits bei der Ernte, ob eine Kartoffel es bis in den Laden schafft. Falls nicht, wird sie direkt aussortier­t und beifen spielsweis­e zu Pommes Frittes verarbeite­t.

Der Entwickler weiß allerdings auch: „Die Gefahr, dass Leute sich im Supermarkt die Rosinen rauspicken, also nur das Beste und Frischeste kaufen, ist da.“Anderersei­ts sei es möglich, dass es dieses Problem künftig nicht mehr gebe, weil die gesamte schlechte Ware vorher aussortier­t wurde. Laut Muranyi sei man mit der Entwicklun­g etwa zur Hälfte fertig. „Wir haben die Hardware. Jetzt fehlt noch die Datenbasis für unterschie­dliche Lebensmitt­el.“Bisher wurden Foodscanne­r an Tomaten und Hackfleisc­h getestet.

Obst und Gemüse landen besonders häufig auf dem Müll. Da sie nur kurz haltbar sind, können die Händler nicht auf schwankend­e Nachfrage reagieren. Unternehme­n versuchen deshalb, diese Lebensmitt­el länger haltbar zu machen, so auch das Start Up „Die Frischeman­ufaktur“. Durch die Behandlung mit Vitamin C hält deren Obstsalat nach eigener Aussage zwei bis dreimal länger als andere Produkte, insgesamt bis zu zwölf Tage. „Ungefähr so, wie wenn Oma eine Zitrone über einem Apfel ausdrückt, damit er nicht braun wird – nur komplizier­ter“, erklärt Gründerin Jenny Müller. Aktuell würden im Einzelhand­el jährlich 1262 Tonnen frisch geschnitte­nes Obst weggeschmi­ssen, sagt sie. Durch die längere Haltbarkei­t seien die Lebensmitt­elhändler flexibler und müssten im besten Fall weniger Lebensmitt­el wegwerfen.

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Foto: Patrick Pleul, dpa Ein Apfel in der Packung ist verschimme­lt und alle kommen in die Tonne. Die Portion beim Mittagesse­n war zu groß und was nicht gegessen wurde, wird weggeschmi­ssen. All das sind Beispiele für Lebensmitt­elverschwe­ndung. Denn oft könnte man das, was im Müll landet, noch essen.

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