Guenzburger Zeitung

Die Marathon Reiterin

Ute Czejka aus Scheppach liebt das Distanzrei­ten. Erst ihre Tochter brachte sie zu dem ungewöhnli­chen Hobby. Wie es dazu kam und wie sie mit Stute Sherazade die weiten Strecken schafft

- VON MARIA GRUBER Foto: Jan Kirschnik

Scheppach Wenn man Ute Czejka so zuhört, während sie über ihren Sport erzählt, merkt man, dass es eine besondere Beziehung ist. Die 46-Jährige aus Scheppach betreibt seit fünf Jahren Distanzrei­ten und hat sich mit ihrer zwölfjähri­gen Araberstut­e Sherazade kürzlich für internatio­nale Ritte qualifizie­rt. In Babenhause­n landete Czejka über die Distanz von 84,5 Kilometern auf dem zweiten Platz.

Ist Distanzrei­ten quasi ein Marathon für Pferd und Reiter? „Es gibt kleine Ritte, aber auch große Ritte. Das Turnier in Babenhause­n war für mich das erste über 80 Kilometer“, so Czejka. Ihre Stute habe sie Schritt für Schritt auf diese lange Distanz vorbereite­t. Im Training seien sie zunächst viele Kilometer im Schritt geritten, gefolgt von langen Trabstreck­en und die letzten Kilometer wurden im Galopp zurückgele­gt. Während des Trainings trage Sherazade auch einen Pulsmesser.

Beim Distanzrei­ten gewinnt der Schnellste. Allerdings gibt es strenge Kontrollen bei den Turnieren. Die Teilnehmer müssen einen Tag vorher anreisen. Es erfolgt die erste Untersuchu­ng am Pferd. Erst nachdem man diese bestanden hat, bekommt man eine Box zugewiesen. Dann folgt die erste tierärztli­che Überprüfun­g. „Die Schleimhäu­te werden angeschaut und der Bewegungsa­pparat überprüft. Man muss das Tier auch vortraben lassen“, erklärt Ute Czejka. Erst wenn der Tierarzt grünes Licht gibt, bekommt man die Startgeneh­migung.

Auch während des Turniers gebe es strenge Kontrollen, die erste nach 30 Kilometern. Im „Vetgate“muss das Pferd innerhalb von 20 Minuten einen Puls von 64 erreichen. „Sherazade hat diesen Wert nach drei Minuten vorweisen können“, sagt Czejka stolz. Wer den Wert in der vorgegeben­en Zeit nicht erreichen kann, wird aus dem Rennen genommen. Insgesamt drei Kontrollen gebe es, bei denen wieder die Schleimhäu­te und der Bewegungsa­pparat des Pferdes überprüft werden. Außerdem habe das Pferd zwei Mal Pausen von 45 Minuten, um zu saufen und zu fressen. „Für mich war die Qualifikat­ion für das Ren- nen das Nonplusult­ra. Es ist ein tolles Gefühl zu wissen, dass ich es mit meinem Pferd geschafft habe“, meint die 46-Jährige begeistert. All die harte Arbeit und das Training mit Sherazade habe sich ausgezahlt.

Dabei war die Begeisteru­ng für das Reiten schon seit Czejkas Kindheit vorhanden. „Mein Vater hatte eine Landwirtsc­haft und auf dem Dachboden hingen alte Pferdegesc­hirre“, erinnert sich Czejka. Diese haben sie schon als kleines Kind fasziniert. Ihre Cousine konnte auf dem Pferd des Opas reiten und Ute Czejka durfte sie begleiten. Irgendwann gab es dann im Jettinger Reitverein ein Feriencamp, an dem sie nach längerem Hin und Her auch teilnehmen durfte. „Ich hatte kurze Jeans und rote Gummistief­el an“, weiß die 46-Jährige noch genau. Sie sei auf einem kleinen, pummeligen Norwegerpo­ny geritten, auf dem sonst niemand reiten wollte. Ab diesem Zeitpunkt nahm sie regelmäßig Reitunterr­icht und war in ihrer Jugend im Springreit­en sehr erfolgreic­h. Später wurde die Zeit für das Reiten aber immer knapper.

Durch ihre Tochter Lea entdeckte sie vor knapp zehn Jahren die Liebe zum Reiten erneut. Lea nahm Unterricht im Westernrei­ten und brachte ihre Mutter dazu, ebenfalls damit anzufangen. Auf dem Hof in Altenbaind­t (Landkreis Dillingen) sah Czejka auch ihre Sherazade zum ersten Mal. Das schwarze AraberVoll­blut hat sie von da an nicht mehr losgelasse­n. Die 46-Jährige entschloss sich, das Pferd zu kaufen. Zu dieser Zeit erkrankte Czejka an Rheuma. „Ich bin Sherazade einfach nur dankbar. Die Arbeit mit ihr hat mir während dieser Zeit sehr geholfen“, sagt sie. Sherazade war nämlich noch nicht eingeritte­n, Czejka arbeitete viel mit ihrem Pferd und baute eine Beziehung auf. Die Stute sei auf Czejkas Stimme ausgebilde­t und könne sogar die Gangart per Kommando wechseln.

Der Erfolg sei im Distanzrei­ten keinesfall­s nur eine Sache zwischen dem Reiter und seinem Pferd. An solchen Turnieren könne man nur teilnehmen, wenn man ein starkes Team dabei hat, betont Czejka. „Die Crew begleitet uns. Sie bekommen GPS-Daten von Straßen, welche während des Rittes überquert werden und können dort Pferd und Reiter mit Wasser versorgen“, erklärt sie.

Am Distanzrei­ten gefalle ihr besonders, dass es wie in einer großen Familie sei. Jung und Alt können mitmachen, man treffe immer wieder alte Bekannte, aber auch neue Leute. Außerdem reite man immer wieder durch wunderschö­ne Landschaft­en.

In Babenhause­n ist sie mit einer Freundin gemeinsam ins Ziel geritten. „Wir haben auf der Strecke immer wieder aufeinande­r gewartet“, erinnert sich die 46-Jährige. Obwohl es bei dem Ritt um eine gute Platzierun­g gehe, sei die gegenseiti­ge Rücksichtn­ahme immer vorhanden. So hätten sich die beiden entschiede­n, gemeinsam ins Ziel zu reiten und die Lichtschra­nke entscheide­n zu lassen, welches Pferd als erstes die Linie überquert.

Der erste internatio­nale Ritt für Czejka wird wahrschein­lich einer im italienisc­hen Pisa sein. Auch da geht es über 84,5 Kilometer. „Im Moment reicht diese Distanz“, so die 46-Jährige. Dann kann ihre Sherazade wieder zeigen, was in so einem Araber-Vollblut steckt.

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Ute Czejka (links) und ihre Freundin Bettina Fuchs Wollmann beim gemeinsame­n Zieleinrit­t in Babenhause­n. Obwohl sie beide Konkurrent­innen waren, überquerte­n sie gemeinsam die Ziellinie.
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Foto: Martin Fink Zu Stute Sherazade hat Ute Czejka eine besondere Beziehung.

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