Guenzburger Zeitung

B 16: Wirtschaft­skammer will durchgehen­den Ausbau

Jettingen-Scheppachs Bürgermeis­ter hat in seiner Amtszeit noch nie eine solche Fülle von Bauanträge­n auf den Tisch bekommen. Warum er bei so manchem Projekt Fingerspit­zengefühl vermisst

- VON HEIKE SCHREIBER

Dreispurig? Und wenn ja, wo? Mit oder ohne landwirtsc­haftlichen Verkehr? Wie sich die IHK zum Ausbau der B 16 äußert

Jettingen Scheppach Die Liste der Bauanträge war in der jüngsten Sitzung des Bau- und Umweltauss­chusses so lang, dass JettingenS­cheppachs Bürgermeis­ter Hans Reichhart sie als „gigantisch“bezeichnet­e. Eine solche Fülle von Bauvorhabe­n habe er in seiner 40-jährigen Zeit als Kommunalpo­litiker noch nie erlebt, und das noch dazu in der Sommerzeit, wo für gewöhnlich die Zahl der Anträge deutlich zurückgehe. Doch in all die Freude über die Baufreudig­keit von Bürgern und Firmen mischte sich auch eine Spur Ärger und Kritik. Es sei auffällig, dass so mancher Bauherr in jüngster Zeit Fingerspit­zengefühl vermissen lasse und an Grenzen gehe oder sie auch gerne mal überschrei­te.

Für das größte Kopfschütt­eln sorgte im Gremium der Antrag der Fix Bau und Immobilien GmbH, die an der Hauptstraß­e in Scheppach in unmittelba­rer Nähe der MindeltalS­chulen zwei riesige Mehrfamili­enhäuser hochziehen will. Als Reichhart eine Grafik des geplanten Projekts zeigte, dachten mehrere Räte im ersten Moment, eine Ansicht des Schulgebäu­des vor sich zu haben. Auf 1028 Quadratmet­er Fläche sollen sich die zwei Häuser mit elf Wohneinhei­ten erstrecken. „So eine Masse ist undenkbar“, entfuhr es Bürgermeis­ter Reichhart. Die Gemeinde sei nicht die kleinlichs­te, ihr und vor allem den Nachbarn aber so etwas vor die Nase setzen zu wollen, sei schlichtwe­g eine Zumutung. Reichharts Vorschlag, dass sich der Rat ein Bild vor Ort machen solle, wies Holger Löchle (Jungbürger) zurück: „Da gibt es nichts zu diskutiere­n, da braucht man gar nicht rausfahren.“Auch Herrmann Högel (CSU) war der Ansicht, dass ein solcher Bau überhaupt nicht ins Ortsbild passe. Einstimmig wurde der Antrag abgewiesen.

Einig war sich das Gremium auch, dass es vorerst nicht zum Neubau einer Erdgarage mit sechs Stellplätz­en in Scheppach kommen soll. Nachdem der Antrag erneut auf der Liste auftauchte, hatte die Verwaltung beim Landratsam­t nachge- hakt und erfahren, dass die Anfrage nicht dem Bebaungspl­an entspricht. Allerdings habe der Antragstel­ler bereits Tatsachen geschaffen und massive Mauerschei­ben aufgestell­t. Die Gemeinde werde nun Rücksprach­e halten, was damit passieren soll. Bei einem Ortstermin sei man sich zudem einig gewesen, dass das Vorhaben an dieser Stelle ganz und gar nicht den Vorstellun­gen entspricht. Die Mitglieder des Ausschusse­s beschlosse­n, einen weiteren Termin vor Ort zusammen mit dem Planer durchzufüh­ren. Dieser solle mittels eines sogenannte­n Phantomger­üsts darstellen, wie hoch die Garage werden soll. Bürgermeis­ter Reichhart: „Ich frage mich, was das soll, dieses Ausnutzen aufs Letzte, ohne Rücksicht auf Nachbarn.“

Ein zweites Mal mit Nein stimmte die Mehrheit des Bauausschu­sses beim Antrag der Firma Schedler, die in der Dieselstra­ße ein 18 Meter hohes Hochregall­ager errichten möchte. Bereits im Juni waren sich die Räte einig gewesen, das Gebäude nur bis zu einer Höhe von maximal 15 Metern mitzutrage­n. Doch das Landratsam­t hatte in der Zwischenze­it mitgeteilt, dass die Firma ein Recht auf die beantragte Höhe habe, sie sei zulässig und auch die Geschossfl­ächenzahl werde eingehalte­n. „Wenn er das Recht hat, muss man es ihm zugestehen“, urteilte der Bürgermeis­ter, der lediglich darauf pochen will, dass an dem Komplex keine Werbeanlag­en angebracht werden. Etwas anderer Meinung war sein Stellvertr­eter Hermann Högel. Er habe zwar Verständni­s dafür, wenn eine Firma wachsen wolle, „aber wir als Rat sind für die ortsplaner­ische Ansicht zuständig“. Markus Kraus (Freie Wähler) schloss sich ihm an: „Das passt absolut nicht ins Ortsbild. Und wenn wir an dieser Stelle nicht mehr mitreden können, dann stimmt etwas nicht.“Der Vorschlag des Bürgermeis­ters, dem Vorhaben zuzustimme­n, aber die Bedenken hinsichtli­ch der Höhe aufrechtzu­erhalten, fand keine Mehrheit. Mit 7:3 wurde der Antrag abgelehnt und dafür plädiert, das Hochregall­ager auf eine Höhe von 15 Metern zu beschränke­n.

Zustimmung hingegen fand das Projekt der Firma VV Wohnbau, die 13 Reihenhäus­er in Scheppach plant. Doch auch dieses Unternehme­n hatte nach einer ersten Ablehnung im Rat seine Pläne abspecken müssen. Vier Häuser fielen weg, die Höhe wurde reduziert und eine Spielmögli­chkeit integriert. 26 Stellplätz­e können nachgewies­en werden. Paul Heinle (Freie Wähler) war einer von zweien, dem das Ganze „immer noch zu massiv“erscheint.

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? In Jettingen Scheppach herrscht ein Bauboom. Ob im Gewerbe oder Wohngebiet, es wird so kräftig gebaut wie selten. Der Bür germeister bemängelt allerdings, dass die Bauherren sich immer öfter zu viel herausnehm­en.
Foto: Bernhard Weizenegge­r In Jettingen Scheppach herrscht ein Bauboom. Ob im Gewerbe oder Wohngebiet, es wird so kräftig gebaut wie selten. Der Bür germeister bemängelt allerdings, dass die Bauherren sich immer öfter zu viel herausnehm­en.

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