Es geht nicht nur ums Online Shopping
Der Internet-Marktplatz „Wir-in-Günzburg“kann zwar keine großen Verkaufszahlen vorweisen. Warum er für die Cityinitiative dennoch ein großer Erfolg ist
Günzburg Symbolträchtiger hätte der Ort nicht sein können: Ein Jahr ist es her, als Franz Josef Pschierer, damals noch Staatssekretär im bayerischen Wirtschaftsministerium, am Tor zum echten Günzburger Marktplatz den virtuellen Günzburger Marktplatz eröffnete. Im Juli 2017 startete die Online-Plattform „Wir-in-Günzburg“. Dass diese erfolgreich ist, misst Citymanagerin Nikola Gamm nicht an der Zahl der dort getätigten Einkäufe – sondern an ganz anderen Faktoren.
Tatsächlich sind die Verkaufszahlen im ersten Jahr der Plattform nämlich nicht besonders hoch – bei der Infoveranstaltung der Cityinitiative zum ersten Geburtstag von „Wir-in-Günzburg“war die Rede von gut 260 Einkäufen. Etwa die Hälfte davon, so Gamm, seien mit bundesweiter Lieferung bestellt worden. Bundesweit hatten Medien über das Projekt berichtet. „Unsere erste Zielgruppe sind und bleiben aber natürlich die Menschen in der Region.“Und für die stehe das Bestellen aus der mittlerweile mehr als 900 000 Artikel zählenden Auswahl mit der Möglichkeit, die Bestellung noch am selben Tag geliefert zu bekommen, nicht an vorderster Stelle. „Wir bauen vor allem auf die Information, die wir mit der Seite bie- Ein Veranstaltungskalender zeige deshalb nicht nur kulturelle Termine, angebotene Stadtführungen oder Vorträge in Günzburg an, sondern auch Sonderaktionen der teilnehmenden Firmen. Diese Woche steht zum Beispiel die Eröffnung der neuen Sparkassen-Schalterhalle im Kalender, oder eine Schultüten-Malaktion bei Hutter. Vor allem diese Terminübersicht sei der Renner auf der Onlineplattform, erklärt Gamm. Die Zugriffe darauf, die auch über die 1568 FacebookFreunde der Seite und 154 Instagram-Abonnenten zustande kommen, sind für die Cityinitiative ausschlaggebend für den Erfolg.
Idealerweise, so Gamm, läuft ein Besuch auf der Seite wir-in-günzburg.de so: Ein Kunde informiert sich online über ein Produkt, das er kaufen möchte, und findet es zu einem günstigen Preis bei einem heimischen Anbieter. Wenn er dann in die Stadt fährt, um das Produkt im Geschäft zu kaufen, diese Fahrt vielleicht noch mit einem Arzttermin und einem Cafébesuch in der Stadt verbindet, ist das ein perfekter Tag in der Günzburger Innenstadt. Rückmeldungen der teilnehmenden Händler zeigten, dass das durchaus passiere. Bundesweiten Erfolg hätten die Händler beispielsweise mit Produkten, die online nicht oder nur schwer zu bekommen sind. Artikel einer bestimmten Sportmarke gab es beispielsweise so am günstigsten in Günzburg zu bestellen, erzählt Gamm.
22 Einzelhändler, 20 Dienstleister sowie sieben Anbieter aus Gastronomie und Hotellerie in Günzburg nehmen an der Online-Plattform teil. Oberbürgermeister Gerhard Jauernig nimmt dadurch eine deutliche Veränderung in der Stadt war: „Wir in Günzburg – der Name ist mittlerweile Programm.“Innerhalb des Handels, aber auch zwischen Stadt und Händlern sei ein neues Wir-Gefühl entstanden, das es vorher so nicht gegeben habe. 57 Mitglieder zählt die vor drei Jahren gegründete Cityinitiative, an der auch die Stadt beteiligt ist. „Das hätten wir vor drei Jahren so nicht erwartet“, sagt Jauernig. Die Vernetzung sei dadurch deutlich enger geworden – beim Kultursommer beispielsweise bringen sich inzwischen auch Firmen ein. „Die Gründung hat sich wirklich gelohnt.“Der Oberbürgermeister sieht dabei auch das Engagement der Citymanagerin als entscheidend an.
Von den drei Modellkommunen, die als digitale Einkaufsstadt Bayern ausgewählt wurden – neben Günzburg waren es Coburg und Pfaffenhofen an der Ilm – hatten sich die Schwaben am besten weiterentwickelt, wie im Februar bei der offiten.“ ziellen Abschlussveranstaltung im Wirtschaftsministerium deutlich wurde. „Wir sind mit der Entwicklung sehr zufrieden, wünschen uns aber noch mehr Beteiligung bei der Cityinitiative“, ergänzt Nikola Gamm. „Diejenigen, die schon dabei sind, sind es mit ganzem Herzen.“Das Zusammengehörigkeitsgefühl äußere sich beispielsweise bei den monatlichen Stammtischen, zu dem sich Interessierte immer am ersten Montag im Monat zusammenfinden. Eine eigene WhatsAppGruppe gibt es auch schon. Dieses Gefühl möchte die Cityinitiative auch für künftige Projekte nutzen – etwa Werbe-Bildschirme in den Schaufenstern der Innenstadt, auf denen auch Werbung anderer Mitgliedsfirmen zu sehen sein sollen. Für die Sternenacht am 26. Oktober gibt es schon viele gemeinsame Ideen. Neu aufgelegt werden soll dieses Jahr außerdem der Citygutschein, mit dem Kunden in verschiedenen Geschäften einkaufen können.
Mit ihrer eigenen Imagekampagne will die Stadt über die Wirtschaft hinaus zum Zusammengehörigkeitsgefühl beitragen – die „Glücklich. In Günzburg“-Produkte seien ein Renner bei der Touristinfo, sagt Pressesprecherin Julia Ehrlich. „Vor allem als Gastgeschenke bei Austauschfahrten sind sie beliebt.“