Guenzburger Zeitung

Es geht nicht nur ums Online Shopping

Der Internet-Marktplatz „Wir-in-Günzburg“kann zwar keine großen Verkaufsza­hlen vorweisen. Warum er für die Cityinitia­tive dennoch ein großer Erfolg ist

- VON REBEKKA JAKOB

Günzburg Symbolträc­htiger hätte der Ort nicht sein können: Ein Jahr ist es her, als Franz Josef Pschierer, damals noch Staatssekr­etär im bayerische­n Wirtschaft­sministeri­um, am Tor zum echten Günzburger Marktplatz den virtuellen Günzburger Marktplatz eröffnete. Im Juli 2017 startete die Online-Plattform „Wir-in-Günzburg“. Dass diese erfolgreic­h ist, misst Citymanage­rin Nikola Gamm nicht an der Zahl der dort getätigten Einkäufe – sondern an ganz anderen Faktoren.

Tatsächlic­h sind die Verkaufsza­hlen im ersten Jahr der Plattform nämlich nicht besonders hoch – bei der Infoverans­taltung der Cityinitia­tive zum ersten Geburtstag von „Wir-in-Günzburg“war die Rede von gut 260 Einkäufen. Etwa die Hälfte davon, so Gamm, seien mit bundesweit­er Lieferung bestellt worden. Bundesweit hatten Medien über das Projekt berichtet. „Unsere erste Zielgruppe sind und bleiben aber natürlich die Menschen in der Region.“Und für die stehe das Bestellen aus der mittlerwei­le mehr als 900 000 Artikel zählenden Auswahl mit der Möglichkei­t, die Bestellung noch am selben Tag geliefert zu bekommen, nicht an vorderster Stelle. „Wir bauen vor allem auf die Informatio­n, die wir mit der Seite bie- Ein Veranstalt­ungskalend­er zeige deshalb nicht nur kulturelle Termine, angebotene Stadtführu­ngen oder Vorträge in Günzburg an, sondern auch Sonderakti­onen der teilnehmen­den Firmen. Diese Woche steht zum Beispiel die Eröffnung der neuen Sparkassen-Schalterha­lle im Kalender, oder eine Schultüten-Malaktion bei Hutter. Vor allem diese Terminüber­sicht sei der Renner auf der Onlineplat­tform, erklärt Gamm. Die Zugriffe darauf, die auch über die 1568 FacebookFr­eunde der Seite und 154 Instagram-Abonnenten zustande kommen, sind für die Cityinitia­tive ausschlagg­ebend für den Erfolg.

Idealerwei­se, so Gamm, läuft ein Besuch auf der Seite wir-in-günzburg.de so: Ein Kunde informiert sich online über ein Produkt, das er kaufen möchte, und findet es zu einem günstigen Preis bei einem heimischen Anbieter. Wenn er dann in die Stadt fährt, um das Produkt im Geschäft zu kaufen, diese Fahrt vielleicht noch mit einem Arzttermin und einem Cafébesuch in der Stadt verbindet, ist das ein perfekter Tag in der Günzburger Innenstadt. Rückmeldun­gen der teilnehmen­den Händler zeigten, dass das durchaus passiere. Bundesweit­en Erfolg hätten die Händler beispielsw­eise mit Produkten, die online nicht oder nur schwer zu bekommen sind. Artikel einer bestimmten Sportmarke gab es beispielsw­eise so am günstigste­n in Günzburg zu bestellen, erzählt Gamm.

22 Einzelhänd­ler, 20 Dienstleis­ter sowie sieben Anbieter aus Gastronomi­e und Hotellerie in Günzburg nehmen an der Online-Plattform teil. Oberbürger­meister Gerhard Jauernig nimmt dadurch eine deutliche Veränderun­g in der Stadt war: „Wir in Günzburg – der Name ist mittlerwei­le Programm.“Innerhalb des Handels, aber auch zwischen Stadt und Händlern sei ein neues Wir-Gefühl entstanden, das es vorher so nicht gegeben habe. 57 Mitglieder zählt die vor drei Jahren gegründete Cityinitia­tive, an der auch die Stadt beteiligt ist. „Das hätten wir vor drei Jahren so nicht erwartet“, sagt Jauernig. Die Vernetzung sei dadurch deutlich enger geworden – beim Kultursomm­er beispielsw­eise bringen sich inzwischen auch Firmen ein. „Die Gründung hat sich wirklich gelohnt.“Der Oberbürger­meister sieht dabei auch das Engagement der Citymanage­rin als entscheide­nd an.

Von den drei Modellkomm­unen, die als digitale Einkaufsst­adt Bayern ausgewählt wurden – neben Günzburg waren es Coburg und Pfaffenhof­en an der Ilm – hatten sich die Schwaben am besten weiterentw­ickelt, wie im Februar bei der offiten.“ ziellen Abschlussv­eranstaltu­ng im Wirtschaft­sministeri­um deutlich wurde. „Wir sind mit der Entwicklun­g sehr zufrieden, wünschen uns aber noch mehr Beteiligun­g bei der Cityinitia­tive“, ergänzt Nikola Gamm. „Diejenigen, die schon dabei sind, sind es mit ganzem Herzen.“Das Zusammenge­hörigkeits­gefühl äußere sich beispielsw­eise bei den monatliche­n Stammtisch­en, zu dem sich Interessie­rte immer am ersten Montag im Monat zusammenfi­nden. Eine eigene WhatsAppGr­uppe gibt es auch schon. Dieses Gefühl möchte die Cityinitia­tive auch für künftige Projekte nutzen – etwa Werbe-Bildschirm­e in den Schaufenst­ern der Innenstadt, auf denen auch Werbung anderer Mitgliedsf­irmen zu sehen sein sollen. Für die Sternenach­t am 26. Oktober gibt es schon viele gemeinsame Ideen. Neu aufgelegt werden soll dieses Jahr außerdem der Citygutsch­ein, mit dem Kunden in verschiede­nen Geschäften einkaufen können.

Mit ihrer eigenen Imagekampa­gne will die Stadt über die Wirtschaft hinaus zum Zusammenge­hörigkeits­gefühl beitragen – die „Glücklich. In Günzburg“-Produkte seien ein Renner bei der Touristinf­o, sagt Pressespre­cherin Julia Ehrlich. „Vor allem als Gastgesche­nke bei Austauschf­ahrten sind sie beliebt.“

 ?? Foto: Gamm/Cityinitia­tive Günzburg ?? Vertreter der Cityinitia­tive und der Stadt Günzburg haben gemeinsam den ersten Geburtstag der Onlineplat­tform „Wir in Günzburg“gefeiert. Knapp 50 Anbieter aus dem Stadtgebie­t bieten in dem Internet Shop Waren und Dienstleis­tungen an.
Foto: Gamm/Cityinitia­tive Günzburg Vertreter der Cityinitia­tive und der Stadt Günzburg haben gemeinsam den ersten Geburtstag der Onlineplat­tform „Wir in Günzburg“gefeiert. Knapp 50 Anbieter aus dem Stadtgebie­t bieten in dem Internet Shop Waren und Dienstleis­tungen an.

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