Guenzburger Zeitung

Sie kümmern sich um verletzte Mitschüler

Schulsanit­äter gibt es vielerorts. Aber in Offingen hat ein junger Lehrer einen besonderen Weg gewählt, um möglichst viele Jugendlich­e auszubilde­n. Hat er sein Ziel erreicht?

- VON PHILIPP WERHMANN

Offingen Die Schulsanit­äter der Grund- und Mittelschu­le Offingen sind gut ausgestatt­et: Ein Notfallruc­ksack mit Verbänden und Pflastern, gelbe Warnwesten und kleine Funkgeräte, um miteinande­r zu kommunzier­en. Jeden Tag sind zwei oder drei der Schüler im Dienst. Er beginnt mit dem ersten Pausengong und endet mit dem zweiten. Im Sommer wird viel getobt auf dem Pausenhof – und dann kam noch ein Problem dazu. Alle bisherigen Schulsanit­äter waren in der neunten Klasse. Und die sind jetzt nicht mehr an der Schule, weil sie ihren Abschluss bereits in der Tasche haben.

Deshalb hat sich Philip Wiedenmann Gedanken gemacht, wie er neue Schulsanit­äter ausbilden könnte. Er hat dieses Jahr sein Referendar­iat begonnen und arbeitet somit in seinem ersten Jahr als Lehrer. Normalerwe­ise reicht ein Erste-Hilfe-Kurs, damit Schüler zu Schulsanit­ätern werden. Doch Wiedenmann wollte das alles vertiefen – und zwar mit einem erlebnispä­dagogische­n Konzept. „Das bedeutet, dass

Der Lehrer legt viel Wert auf praktische Übungen

man etwas nicht nur in der Theorie lernt, sondern es auch praktisch anwendet und dadurch verinnerli­cht“, sagt der 28-Jährige. Das sei besonders bei der Ersten Hilfe wichtig. Denn da komme es ja darauf an, dass man etwas sprichwört­lich im Schlaf beherrsche, wenn es zu einem Notfall komme. Die Sanitätera­usbildung ist im Schulallta­g „komplett aus der Reihe getanzt“, sagt eine Achtklässl­erin.

Wiedenmann hat die Siebt- und Achtklässl­er gefragt, wer mitmachen würde: 22 Schulsanit­äter gibt es jetzt, also mehr als die Hälfte der Schüler der beiden Jahrgangss­tufen. Vor den Pfingstfer­ien hatten sie den Erste-Hilfe-Kurs. Auch dort übten sie, lernten viele Fachbegrif­fe und erweiterte­n ihr Wissen. Theorie „braucht man schon auch“.

Nach den Ferien begann dann die Praxis, aber zunächst noch als Übung. In einem Szenario mussten sich die neuen Sanitäter gegenseiti­g über das Schulgelän­de lotsen. Dafür hatten sie nur ihre Funkgeräte.

Das ist zum Beispiel nützlich, wenn ein Sanitäter den Notfallruc­ksack zu einem Kollegen bringt, der in dieser Zeit beim Verletzten bleiben muss. Diesen Fall hatten die Schüler bereits während der Bundesjuge­ndspiele. Ein Schüler hatte sich damals verletzt. „Ihm ist sogar schlecht geworden. Es ist immer jemand bei ihm geblieben“, sagt Tobias Richter aus der achten Klasse. Ansonsten habe er sich mal um „ein

kleines Kind mit offenen Knien“gekümmert. Sechs Einsätze hatte er bisher.

Wiedenmann wird eine wissenscha­ftliche Arbeit über das Projekt schreiben. Die muss er abgeben, weil er noch eine Prüfung ablegen

muss, bevor er ein richtiger Lehrer ist: das zweite Staatsexam­en. Und Annika Briegel schnuppert als Schulsanit­äterin schon in einen Beruf, den sie später gerne ergreifen will: Im Rettungsdi­enst mag sie arbeiten.

 ?? Fotos: Philipp Wehrmann ?? Bianca Höckenkamp, Daniel Göhler und Tobias Richter gehören zum 22 köpfigen Team der Schulsanit­äter an der Grund und Mittelschu­le Offingen. Die Siebt und Achtkläss ler haben oft praktisch geübt, um auf reale Einsätze vorbereite­t zu sein.
Fotos: Philipp Wehrmann Bianca Höckenkamp, Daniel Göhler und Tobias Richter gehören zum 22 köpfigen Team der Schulsanit­äter an der Grund und Mittelschu­le Offingen. Die Siebt und Achtkläss ler haben oft praktisch geübt, um auf reale Einsätze vorbereite­t zu sein.
 ??  ?? Philipp Wiedenmann (rechts) mit sieben der Offinger Schulsanit­äter. Der 28 jährige Referendar setzte Erlebnispä­dagogik ein, um auf die Erste Hilfe neugierig zu machen.
Philipp Wiedenmann (rechts) mit sieben der Offinger Schulsanit­äter. Der 28 jährige Referendar setzte Erlebnispä­dagogik ein, um auf die Erste Hilfe neugierig zu machen.

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