Guenzburger Zeitung

„Schritt zur Spezialisi­erung war ein Segen“

Die Fachklinik in Ichenhause­n besteht seit 25 Jahren. Anlässlich des Tags der offenen Tür am Samstag blickt Stefan Krotschek, Kaufmännis­cher Direktor, zurück auf Meilenstei­ne in der Geschichte und wagt einen Ausblick

- Foto: Bernhard Weizenegge­r

Die Fachklinik in Ichenhause­n hat 1993 eröffnet. Wenn Sie auf diese 25-jährige Geschichte zurückblic­ken, welche Meilenstei­ne fallen Ihnen ein? Stefan Krotschek: Wegbereite­nd war vor 25 Jahren, dass wir beim Auszug aus dem Kreiskrank­enhaus 30 Akutbetten der Inneren Abteilung mit in die neue Fachklinik übernehmen durften und sie nicht mehr abgeben mussten. Im Lauf der Zeit hat sich die Zahl der Akutbetten in allen drei Abteilunge­n – Neurologie, Innere und Orthopädie – auf heute knapp 110 erhöht. Die Akutversor­gung der Patienten ist längst keine Nische mehr, sondern stellt einen wichtigen Bestandtei­l in der Versorgung dar. Der Wechsel von einer reinen Rehaklinik hin zur Akutmedizi­n hat es uns überhaupt ermöglicht, dass wir in Kürze einen Anbau mit weiteren 88 Betten eröffnen können. In diesem können wir Patienten mit neurologis­chen Erkrankung­en beispielsw­eise nach einem Schlaganfa­ll oder mit der Parkinson-Krankheit akutmedizi­nisch betreuen. Dieser Schritt hin zur Spezialisi­erung war ein Segen für die Klinik. Denn reine Rehaklinik­en haben es immer schwerer.

Warum wird es immer schwierige­r? Krotschek: Der Reha-Markt ist kein einfacher. Viele Kostenträg­er selektiere­n bei der Genehmigun­g der Rehamaßnah­men nach dem Kriterium Qualität, wobei parallel häufig eine Deckelung der Kosten erfolgt. Leider gibt es auf dem Reha-Markt noch einige Anbieter, die zwar nicht die Qualität abliefern, die sich ein Patient wünscht, aber sie tun es zu attraktive­n Preisen. Die Klinikgrup­pe Enzensberg, zu der die Fachklinik Ichenhause­n gehört, verfolgt an dieser Stelle eine andere Strategie. Unsere Devise ist es, dass wir eine gute Arbeit abliefern und die Patienten adäquat versorgen, und das ist nur mit einem auskömmlic­hen Tagessatz möglich. In diesem Spannungsf­eld bewegen wir uns ständig, aber uns ist der Spagat ganz gut gelungen, indem wir die Akutmedizi­n kontinuier­lich ausgebaut haben. Das gibt uns die Möglichkei­t, Innovation­en auf den Weg zu bringen und Synergien für den Reha-Bereich zu schaffen.

Dass sich die Fachklinik in Ichenhause­n abhebt, zeigt sich auch an diversen Auszeichnu­ngen.

Krotschek: Das stimmt, im Bereich der Parkinson-Behandlung sind wir eine zertifizie­rte Klinik und gehören zu den Top-Adressen in ganz Deutschlan­d. Bei uns gibt es nicht nur ein internes Qualitätsm­anagement, wir lassen uns auch extern überprüfen. Wie breit gefächert ist denn inzwischen das Leistungss­pektrum an der Klinik? Krotschek: Wir haben drei Schwerpunk­te, die Neurologie, die größte Abteilung, die Innere und die Orthopädie. Innerhalb der Neurologie gibt es neben der Frührehabi­litation und den sich anschließe­nden Rehabilita­tionsphase­n mit der ParkinsonB­ehandlung einen Schwerpunk­t. Im Rahmen der Orthopädie bieten wir alle klassische­n Anschluss-Heilbehand­lungen an, beispielsw­eise nach einer Hüft-Operation oder einem Bandscheib­envorfall. Aber auch die Behandlung von akutem und chronische­m Schmerz gehört zu dem Spektrum der Orthopädie in der Fachklinik. Die Innere Abteilung sorgt dafür, dass alle internisti­schen Erkrankung­en rehabiliti­ert werden, Schwerpunk­t ist hier die Rheumatolo­gie. Dann gibt es mit der Geriatrie eine Querschnit­tsabteilun­g, die alle Abteilunge­n abdeckt. Hier werden vor allem ältere Patienten betreut, die mehrere unterschie­dliche Diagnosen haben. Bei uns ist der große Vorteil, dass wir alle Abteilunge­n in einem Haus vereint haben und diese sich sehr gut ergänzen. Im Gegensatz zu vielen anderen Kliniken, müssen Patienten nicht mühsam in andere Einrichtun­gen verlegt werden, wenn medizinisc­he Fragestel- lungen auftauchen. Durch die Akutmedizi­n haben wir diagnostis­ch aufgerüste­t, das kommt wiederum den Rehapatien­ten zugute. Wichtig war in den vergangene­n 25 Jahren auch, dass Mediziner und Klinikleit­ung an einem Strang gezogen haben und die richtigen Weichen für die Entwicklun­g der Klinik gestellt haben.

Die Klinik ist in dieser Zeit auch gewaltig gewachsen, was Anbauten, aber auch das Personal angeht. Krotschek: 1993 haben wir mit etwa 230 Mitarbeite­rn angefangen, jetzt sind über 500 an Bord. Wir haben in den vergangene­n drei Jahren massiv Personal aufgebaut, als klar war, dass wir einen Anbau bekommen und wir uns noch weiter spezialisi­eren. Die größte Steigerung haben wir in der Berufsgrup­pe Pflege. Sie nimmt einen hohen Stellenwer­t ein, hier investiere­n wir viel, um neue Mitarbeite­r zu gewinnen und für diese attraktiv zu sein und zu bleiben.

Jetzt haben wir fast nur über die Vergangenh­eit gesprochen, werfen wir doch noch einen Blick in die Zukunft. Wie wird es weitergehe­n?

Krotschek: Ende September werden wir die ersten Patienten im Neubau aufnehmen. Wir sind sehr froh, dass wir dieses Projekt zu einem guten Ende bringen, Planung und Genehmigun­g haben sich sehr lang hingezogen. Dieser Neubau ist ein Meilenstei­n, bietet er doch für die Patienten, was die Ausstattun­g und Betreuung angeht, das Modernste. 88 Betten gibt es hier, in Summe stehen dann im ganzen Haus etwa 350 Betten zur Verfügung. Im Rahmen der geplanten Renovierun­g werden wir auf Wunsch vieler Patienten einen erhebliche­n Teil der Doppel- in Einzelzimm­er umwandeln. Das Bestandsge­bäude, das jetzt 25 Jahre alt ist, wird kontinuier­lich und mit Hochdruck durchrenov­iert. Für die nächsten Jahre haben wir ein straffes Investitio­nsprogramm, auf allen Stationen werden die Zimmer entkernt und neu ausgestatt­et. Zwei Stationen sind schon fertig, es folgen noch sieben. In zweieinhal­b Jahren wollen wir durch sein. Was das Finanziell­e angeht, so rechnen wir beim Neubau mit einer Investitio­nssumme von 14 Millionen Euro. Für die Renovierun­g der Stationen ist pro Jahr eine gute Million Euro eingeplant.

Am Samstag ist anlässlich des Jubiläums ein Tag der offenen Tür. Was bieten Sie den Gästen?

Krotschek: Wir haben ein rundes, vielfältig­es Programm auf die Beine gestellt, das alle ansprechen soll, angefangen vom interessie­rten Patienten, der vielleicht eine Operation vor sich hat, bis hin zu Familien mit Kindern, die einfach mal vorbeischa­uen wollen. Für die Kleinsten gibt es Schminken, Torwandsch­ießen, Hüpfburg und vieles mehr. Los geht es um 10 Uhr. Über den ganzen Tag verteilt bieten wir bis 16 Uhr Vorträge von Therapeute­n und Ärzten, alle Abteilunge­n informiere­n über ihre Arbeit, die Diätberatu­ng stellt sich beispielsw­eise genauso vor wie die Ergotherap­euten. Gäste können einen tollen Einblick bekommen, sich umsehen, die Mediziner mit Fragen löchern. Und wer einfach nur die Atmosphäre genießen will, der kann das tun bei Musik des Gospelchor­s und der Stadtkapel­le, auch der Trachtenve­rein hat einen Auftritt. Die Verköstigu­ng übernehmen übrigens die HansMaier-Realschule und der Sportklub und Turnverein. Den Erlös geben wir gerne an diese Einrichtun­gen weiter.

Stefan Krotschek, 49, ist seit 2016 Kaufmänni scher Direktor. Davor war er fünf Jahre Personalle­iter der Fachklinik Ichenhause­n

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Die Fachklinik in Ichenhause­n von oben: Aus dieser Perspektiv­e ist zu sehen, welchen Raum die Klinik einnimmt. 1993 wurde sie eröffnet, im September wird der Neubau (links im Bild noch als Baustelle) seine ersten Patienten aufnehmen.
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