Guenzburger Zeitung

Schäuble warnt CSU vor Verlust der Identität

CDU-Politiker: Deutschlan­dweite Ausdehnung würde der Partei schaden

- VON RUDI WAIS, BERNHARD JUNGINGER UND STEFAN STAHL

Berlin/Augsburg Im heftigen unionsinte­rnen Streit um die Asylpoliti­k hat sich Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble warnend an die Schwesterp­artei CSU gewandt. Im Interview mit unserer Zeitung sagte der CDU-Politiker: „Das Besondere an der CSU ist neben ihrer politische­n Schlagkraf­t ja auch ihre besondere bayerische Identität.“Würde sich die Partei bundesweit ausdehnen, würde sie diese Identität ein Stück weit verlieren, ergänzte Schäuble. Wiederum mahnend fügte er hinzu: Außerdem sehe man in anderen Ländern, dass Parteien aus dem gleichen politische­n Spektrum, die miteinande­r konkurrier­en, in der Summe nicht stärker, sondern schwächer würden.

Schäuble hatte bekanntlic­h davon gesprochen, CDU und CSU blickten im unionsinte­rnen Streit um die Asylpoliti­k in einen „Abgrund“. Diese Feststellu­ng nahm er noch einmal auf und meinte: „Wenn man in einen Abgrund schaut, dann sieht man, dass es da ziemlich weit runtergeht.“So zeigte sich Schäuble froh, dass die Zuspitzung zumindest fürs Erste vorbei sei. Doch der CDU-Mann bleibt skeptisch: „Ob die Probleme damit gelöst sind, wird man sehen.“

Nach wie vor gibt es Zweifel daran, dass die Differenze­n zwischen CSU und CDU dauerhaft beigelegt sind. Sonst hätte CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r am Wochenende wohl kaum noch einmal inständig zur Zusammenar­beit in der Union aufgerufen. „Ein Haus, das in sich geteilt ist, kann nicht bestehen“, meinte sie in Anlehnung an den früheren USPräsiden­ten Abraham Lincoln.

Bekanntlic­h hat sich auch als Reaktion auf den heftigen Streit der Schwesterp­arteien die Plattform „Union der Mitte“gegründet. Bundeskanz­lerin Angela Merkel hatte das Entstehen dieser neuen liberalen Strömung in der Union begrüßt.

Und wie geht es innerhalb der CSU weiter? Wie positionie­rt sich die Partei weiter vor der Landtagswa­hl im heiklen Asylthema? Das zurücklieg­ende Wochenende zeigte hier eine gewisse Form der Arbeitstei­lung. Während CSU-Bundespoli­tiker wie Landesgrup­pen-Chef Alexander Dobrindt und Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer mit kräftigen Formulieru­ngen den Konflikt anheizten, meldeten sich Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder und seine Stellvertr­eterin Ilse Aigner beim Bezirkspar­teitag der CSU Oberbayern in Irschenber­g zurückhalt­ender zu Wort. Dobrindt sagte: „Ich finde es richtig, dass Gefährder und Gewaltverb­recher in ihre Heimatländ­er zurückgefü­hrt werden.“Ähnlich äußerte sich Scheuer.

Aigner betätigte sich wie Schäuble und Kramp-Karrenbaue­r im Unions-Zwist als Mahnerin: „Wir müssen Schluss machen mit Schuldzuwe­isungen. Einigkeit macht uns stark.“So wünscht sich die CSU-Politikeri­n „eine engagierte Debatte, aber in sachlicher Sprache“. Ein höheres Maß an Sachlichke­it auf CSUSeite kommt sicher auch bei vielen Bürgern gut an. Am Sonntag demonstrie­rten in München laut Veranstalt­ern rund 50 000 Menschen gegen den Kurs der CSU und einen „massiven Rechtsruck in der Gesellscha­ft“. Sie folgten dem Aufruf von mehr als 150 Organisati­onen. Das Motto lautete „Ausgehetzt – Gemeinsam gegen die Politik der Angst“. Mehr zur Demonstrat­ion in München lesen Sie auf Bayern.

Den Wortlaut des Interviews mit Wolfgang Schäuble finden Sie in der Politik.

„Ob die Probleme gelöst sind, wird man sehen.“Schäuble zum Streit in der Union

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